Potsdam-Mittelmark: Bürger sollen Seddiner Dorv-Projekt retten Kein Betreiber für alten Spar-Markt gefunden – nun soll eine eigene Gesellschaft gegründet werden
Seddiner See - Das Gelingen des Seddiner Dorv-Projektes hängt jetzt vom Unternehmergeist der Bürger ab. Nachdem sich in den vergangenen Monaten kein Betreiber für die Räume des ehemaligen Spar-Marktes in der Hauptstraße gefunden hat, soll nun eine eigene Gesellschaft gegründet werden.
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Seddiner See - Das Gelingen des Seddiner Dorv-Projektes hängt jetzt vom Unternehmergeist der Bürger ab. Nachdem sich in den vergangenen Monaten kein Betreiber für die Räume des ehemaligen Spar-Marktes in der Hauptstraße gefunden hat, soll nun eine eigene Gesellschaft gegründet werden. Heute Abend werden die Gemeindevertreter in Seddiner See über mögliche Betreiber-Konzepte beraten. Dabei geht es vor allem um die Rechtsform: Ob eine GmbH, eine GbR oder eine Genossenschaft gegründet wird, an der sich dann die Einwohner finanziell beteiligen, soll schließlich im November entschieden werden.
Dorv – das Kürzel steht für Dienstleistung und ortsnahe Rundumversorgung im ländlichen Raum. Das Prinzip: Einkaufsmöglichkeiten, Services wie Post oder Sparkasse und Begegnungsorte werden unter einem Dach vereint – um in Zeiten des demografischen Wandels auch die Bevölkerung auf dem Lande versorgen zu können. Die Idee stammt aus den alten Bundesländern und wird seit geraumer Zeit in Seddiner See von einem Bürgerverein, dem Dorv-Club e.V., vorbereitet. Das Dorv-Zentrum Seddin ist im vergangenen Jahr von der Brandenburgischen Staatskanzlei als Demografie-Projekt des Monats Juli ausgezeichnet worden.
Die Gemeinde ist von Anfang an mit im Boot gewesen: Sie hat den alten Sparmarkt gekauft und sich bereits EU-Fördermittel für den Umbau gesichert. Allerdings müssen die rund 450 000 Euro im kommenden Jahr mitsamt eines Eigenanteils von weiteren 300 000 Euro investiert werden. Eine Fristverlängerung, die das Land gewährt hatte, läuft nun noch bis 2013 – bis dahin muss der Laden laufen.
„Es ist alles da“, sagte Bürgermeister Axel Zinke (parteilos) gestern auf PNN-Anfrage. Fördermittel, Baugenehmigung – nur an einem Betreiber fehle es noch. In diesem Jahr waren mehrere Kandidaten angetreten, hatten sich aber dann wieder zurückgezogen. Dazu gehörte der Kleinmachnower Verein Pusteblume. Dessen Ex-Geschäftsführerin Kerstin Kempf-Steinau hatte sich für ein Engagement des Vereins im Dorv-Zentrum stark gemacht, von einem Integrationsprojekt mit Behinderten und Nicht-Behinderten war die Rede gewesen. Allerdings hatte der Vereinsvorstand ihren Vorstoß nicht mitgetragen – und sie entlassen. Ein weiterer Kandidat, der eine größere Einkaufs-Einrichtung betreibt und den Dorv-Laden hätte als Filiale führen können, hatte sich von selbst zurückgezogen, heißt es aus dem Dorv-Club.
Auch diverse Vereine, die von der Gemeinde angeschrieben worden sind, hätten abgewinkt, wie Bürgermeister Zinke erklärte. „Jetzt ist die letzte Chance“, sagte er. Dennoch habe er die Hoffnung, dass sich genug Bürger finden, die sich in einer Betreibergesellschaft auch finanziell engagieren wollen. Immerhin: In einer Umfrage, die der Dorv-Club vor anderthalb Jahren gestartet hatte, haben sich 70 Prozent der 1200 befragten Bürger für die Idee ausgesprochen.
Konkret müsste diese Gesellschaft einen kleinen Laden und ein Café in dem 480 Quadratmeter großen Gebäude betreiben, aus dem der letzte Supermarkt vor zehn Jahren ausgezogen war. Ein zuletzt entwickeltes Konzept sieht darüber hinaus ein Lesecafé sowie einen Mehrzweckraum für Kita, Schülern und Senioren vor. Thomas Lähns
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