Potsdam-Mittelmark: Bürgermeister Große will keine „Schickimicki-Insel“ Förderung der Alstadtsanierung habe besonders im Speckgürtel die Ziele nicht vollständig erreicht
Werder (Havel) - Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) hat vor einer Mietpreisspirale in Werders Altstadt gewarnt. Freifinanzierte Wohnungen auf der Inselstadt würden immer teurer.
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Werder (Havel) - Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) hat vor einer Mietpreisspirale in Werders Altstadt gewarnt. Freifinanzierte Wohnungen auf der Inselstadt würden immer teurer. Er sehe die Gefahr, dass die soziale Durchmischung verloren geht. Große wörtlich: „Eine Schickimicki-Insel möchte ich nicht haben.“ Allerdings habe die Stadt kaum Einflussmöglichkeiten auf die Mietpreisentwicklung. Teilweise werden auf der Insel bereits Kaltmieten von fast neun Euro pro Quadratmeter aufgerufen.
Große stellt in diesem Kontext die Städtebauförderung infrage: „Die Sanierungsförderung hat die Ziele nicht vollständig erreicht. Das ist generell so in den Altstädten des engeren Verflechtungsraumes.“ Statt die Herrichtung der Gebäudehüllen zu bezuschussen, hätte man zumindest Einzelprojekten eine umfassendere Wohnraumförderung gewähren sollen, so der Bürgermeister rückblickend. „Das hätte der Stadt Zugriff auf die Belegungsrechte von Altstadtwohnungen gegeben.“
Das Rathaus geht davon aus, dass in etwa sieben Jahren die Städtebauförderung für Werders Sanierungsgebiet auslaufen wird. Erst am Freitag hatte Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) einen Förderbescheid von 500 000 Euro übergeben. Förderschwerpunkt sollen im kommenden Jahr die Sanierung des „Lindowschen Hauses“ und der Fischerstraße 31 sowie die Neugestaltung des Rathausvorplatzes in der Eisenbahnstraße sein. Auch die Saftfabrik steht als eines der großen Sanierungsprojekte der Inselstadt noch auf der Agenda. In dem leer stehenden Fabrikgebäude sollen zwölf Wohnungen und ein Veranstaltungszentrum entstehen. Der denkmalgeschützte Gutshof am Eingang der Inselstadt besteht im Ursprung bereits seit dem Mittelalter.
Das Lindowsche Haus, eines der ältesten erhaltenen Obstbauerngehöfte der Stadt, soll zum Weinlokal mit Weingarten und Pension ausgebaut werden. In der Fischerstraße 31 steht das ehemalige Hotel „Zum Alten Fritz“, das bis 1990 als Lehrlingswohnheim genutzt wurde. Im früheren Hotelgebäude sollen – auch das ein Projekt privater Investoren – acht hochwertige Wohnungen entstehen. Die Remisen und Ställe im Hof sollen sich in sieben Einzelhäuser verwandeln, günstige Mieten sind bei Gesamtinvestitionen von bis zu vier Millionen Euro eher nicht zu erwarten.
Bauminister Vogelsänger lenkt den Blick auf die Erfolge des Förderprogramms: Die Blütenstadt habe sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt. „Innenstadt und Insel mit ihren stadtbildprägenden Gebäuden und sanierten Straßen können sich sehen lassen. Die Menschen leben und arbeiten wieder gerne hier.“ Touristen würden die Stadt und die Umgebung frequentieren. Damit sei Werder Teil der erfolgreichen Stadtentwicklung in Brandenburg.
„Dank der Städtebaufördermittel können Projekte vorangebracht werden, die von den Kommunen allein nicht zu schultern wären. Dabei aktiviert jeder Fördereuro mehrere Euro privater Investitionen“, so Vogelsänger. Das stärke nicht nur die Lebensqualität, es stütze auch das regionale Handwerk.
Die Stadt Werder werde seit 1991 bei ihrer Stadtentwicklung von Bund und Land unterstützt. Insgesamt wurden nach Landesangaben fast 25 Millionen Euro bewilligt, davon für die Sanierung des historischen Stadtkerns 19 Millionen. Damit konnten viele Einzeldenkmäler saniert und öffentliche Räume neu gestaltet werden, so Vogelsänger. In diesem Jahr wurden unter anderem Gebäudehüllen Am Markt 7, in der Bergstraße 2b, in der Lindenstraße 34 und in der Michaelisstraße 6 mit Fördermitteln instand gesetzt.
Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade betonte gestern auf PNN-Anfrage, dass es kein Programm zur Förderung von Schickimicki-Altstädten gebe. Es sei verständlich, dass Bürgermeister manches anders sehen als das Land. „Wir bezahlen aber keinen Ausbau von Lofts.“ Vielmehr würden in Altstädten wie Templin oder Rathenow der Ausbau von Wohnräumen für Jüngere und Ältere bezuschusst, durch den Einbau von Fahrstühlen und der Verbesserung von Wohnungsgrundrissen etwa.
Werder sei als Verlängerung von Potsdam in einer anderen Situation, räumte Schade ein. Das Problem im Land Brandenburg sei die Spanne zwischen den Speckgürtelgemeinden mit knappem Wohnraum und den entlegeneren Regionen, wo sogar der Abriss von Häusern gefördert werden müsse, um Wohnungsunternehmen zu entlasten. Brandenburg habe einen geteilten Wohnungsmarkt. Schade: „Die Frage ist immer wieder, wo es beginnt, sich zu teilen.“
Wohnraumförderprogramme wie in den 90er-Jahren seien jedenfalls nicht mehr zu erwarten. „Das Mietenproblem im Speckgürtel sehen wir aber auch.“ Es bleibe abzuwarten, wie die im Koalitionsvertrag vereinbarte Mietpreisbremse zur Wirkung kommt, so Schade.
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