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Potsdam-Mittelmark: Cannabis in Töplitz

Großplantage nach anonymem Hinweis entdeckt / Haftstrafe für „Betreiber“

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Werder – Ein anonymer Bürgerhinweis auf eine Cannabisplantage in der Töplitzer Weinbergstraße elektrisierte die Polizei im Herbst vorigen Jahres. Ein Hubschrauber stieg auf, umkreiste das verdächtige Gelände. Die eingesetzte Wärmebildkamera bestätigte: Hier wird Rauschgift angebaut, und war in erheblicher Größenordnung. Als die Beamten das Objekt am 24. Oktober durchsuchten, drängte sich der Vergleich zur Caputher Cannabisaufzucht-Anlage auf – bloß, dass dort auch noch millionenfach 50-Euro-„Blüten“ gedruckt werden sollten.

Auch die Töplitzer Plantage war professionell ausgestattet. 122 Pflanzen verschiedener Reifegrade – die größten maßen einen Meter – fanden in zwei Blechcontainern beste Bedingungen vor. Die Betreiber hatten viel Geld in Beleuchtung, Belüftung, Wärmelampen, Düngung und das ganze Drumherum investiert, hofften, durch reiche Ernte ihren Einsatz zu vervielfachen. Zunächst war allerdings die Findigkeit der Beamten gefragt, den oder die Cannabis-Anbauer ausfindig zu machen.

Der Verdacht konzentrierte sich schließlich auf den drogenabhängigen Manfred M.* (54). Der gebürtige Leipziger ohne festen Wohnsitz wurde vorläufig festgenommen. Zu diesem Zeitpunkt ging es ihm sehr schlecht. Er litt unter massiven Entzugserscheinungen. Während des Ermittlungsverfahrens berichtete er, die Scheune von einer Bekannten für 3000 Euro gepachtet zu haben. Allerdings habe die Frau nicht gewusst, was in ihr passierte. Anfangs – so der jahrzehntelang Alkohol- und Rauschgift aller Art Konsumierende – habe er die Idee gehegt, dort ganz besondere Tomaten anzubauen, dafür einen Investor gesucht. Den habe er auch bald gefunden. Seinen Namen wolle er nicht nennen. Irgendwann sei dann der Entschluss gereift, Haschisch zu produzieren. Einen Teil wollte man für sich behalten, den Rest verkaufen.

Statt ein finanziell sorgenfreies Leben zu genießen, sitzt Manfred M. mit dem kleinen grauen Pferdeschwanz inzwischen im Gefängnis. Er wurde diese Wochen vom Schöffengericht wegen unerlaubten Anbaus und Handeltreibens mit Betäubungsmitteln zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und vier Monaten verurteilt. Das Urteil wurde noch am selben Tag rechtskräftig. Die pflegebedürftigen Eltern des wegen vielfacher Drogendelikte, aber auch wegen gefährlicher Körperverletzung sowie Nötigung Vorbestraften, die in Leest wohnen, müssen nun auf die Hilfe ihres Sohnes verzichten. Und auch seine in Griechenland lebende Ehefrau sowie die 14-jährige Tochter haben vorerst nichts vom Gatten und Vater, der zum Zeitpunkt der Tat unter Bewährung stand.

Ein als Zeuge zu dem Prozess geladener Polizeibeamter erinnerte sich an einen speziellen Aufbereitungsraum der aus Expertensicht als Großplantage eingestuften Anlage. In ihm wurden die wirkstoffhaltigen Blüten und Blätter von den wertlosen Stängeln getrennt. Die Anlage sei bestimmt nicht von einem Anfänger eingerichtet worden, stellte der Zeuge klar. Zehn Kilogramm ungetrocknete Pflanzen sowie 400 Gramm getrocknete, bereits zum Konsum bereite, Pflanzen hätten er und seine Kollegen dort u.a. sichergestellt. Mindestens eine Ernte von etwa 30 Pflanzen habe in der Vergangenheit stattgefunden.

Der Rest wurde vernichtet, die technische Ausstattung von der Ermittlungsbehörde eingezogen. (*Name geändert.)

Gabriele Hohenstein

Gabriele Hohenstein

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