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Aus dem GERICHTSSAAL: Cannabisanbau in ehemaliger Kegelbahn

Mieter will nichts gewusst haben

Stand:

Werder · Plötzin – Eigentlich waren die Polizeibeamten der Wache Werder auf einen Einbruch gefasst. Ein Händler hatte ihnen am 13. Oktober 2004 mitgeteilt, die Tür der als Lagerhalle genutzten ehemaligen Kegelbahn in Neu Plötzin sei aufgebrochen worden. Als die Beamten am Tatort eintrafen, entdeckten sie vor dem Eingang des Objekts bunt durcheinander geworfene Cannabispflanzen.

Im Gebäudeinneren stießen sie auf eine professionell eingerichtete, vollautomatisierte Cannabisanzuchtplantage. In diversen anderen Räumen lagerten Erde, Blumentöpfe, Dünger, massenweise getrocknete Hanfpflanzen. Den Wert der zum Heranwachsen einer reichen Ernte eingesetzten technischen Geräte bezifferte ein Kriminalbeamter auf „mehrere zehntausend Euro“. Ein Gutachter, der den Wirkstoffgehalt THC der getrockneten Blütenstände bestimmte, kam auf die exorbitante Menge von 15,5 Kilogramm.

Bald war der Mieter der Halle, deren Fenster stets abgedunkelt waren, ausfindig gemacht. Als die Polizisten am Morgen des 22. Oktober 2004 bei Kay L. klingelten, entdeckten sie in seiner Berliner Wohnung 30 Gramm Marihuana, zwei Wasserpfeifen sowie eine Anleitung zur Aufzucht von Cannabispflanzen. Gestern musste sich der inzwischen 33-Jährige vor dem Schöffengericht verantworten und erzählte eine erstaunliche Geschichte: Auf der Suche nach einem Engagement als Discjockey sei er von zwei Ausländern namens Silvio und Axan angesprochen worden.

Diese hätten einen Nachtklub aufziehen wollen, seien allerdings weder im Besitz einer Aufenthalts- noch einer Arbeitserlaubnis gewesen. Die Männer hätten ihn gebeten, ein passendes Objekt zu suchen und den Mietvertrag auf seinen Namen abzuschließen. Dann – so ihre Versicherung – brauche sich Kay L. um nichts weiter zu kümmern. Er würde zu gegebener Zeit Nachricht erhalten, wann er seine DJ-Tätigkeit beginnen könne.

Da die Ausländer die Kaution von 5000 Euro zahlten, die monatliche Miete von 1270 Euro anfangs anstandslos beglichen, sei er auch nicht in Neu Plötzin aufgetaucht, um nach dem Rechten zu sehen. „Ich hatte keine Ahnung, dass da Cannabis angebaut wurde“, beteuerte der Gelegenheits-Drogenkonsument. Irgendwann sei der Kontakt zu Silvio und Axan, von denen er keine Telefonnummer hatte, abgebrochen. Statt dessen habe er eine Forderung des Stromanbieters über 48 000 Euro erhalten.

„Sie hatten zwar nicht die Fäden in der Hand. Aber sie wussten zumindest in groben Zügen, was in der Halle geschah“, befand das Schöffengericht und verurteilte den einschlägig Vorbestraften wegen Beihilfe zum unerlaubten Herstellen von Betäubungsmitteln sowie Drogenbesitzes in geringer Menge zu einer Freiheitsstrafe von 14 Monaten, ausgesetzt zu dreijährige Bewährung. G. Hohenstein

G. Hohenstein

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