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Potsdam-Mittelmark: Captain Jack Sparrow an der Seilfähre

Zum Fährfest wird das Caputher Gemünde zum Schauplatz von „Fluch der Karibik“. Auch nach gut 160 Jahren ist die Fähre wichtig – vor allem, wenn wie 2017 an Straßen gebaut wird

Von Enrico Bellin

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Schwielowsee - Die „Black Pearl“ segelt auf das Caputher Gemünde: Beim diesjährigen Fährfest stellt der Wasserskiclub Caputh Preußen e.V. auf der Havelenge zwischen Caputh und Geltow den „Fluch der Karibik“ nach. „Unsere Sportler werden den dreimastigen Segler inklusive Galionsfigur nachstellen, dazu wird Captain Jack Sparrow über das Wasser flitzen“, sagte Vereinspräsident Heiko Hüller am gestrigen Freitag bei der Vorstellung des Konzeptes für das Fest am 13. August.

Mehr als 30 Sportler wollen auf Wasserski und Wakeboard unterwegs sein, wie in den Vorjahren auch soll es drei Vorstellungen geben. „Wir wollen das Gemünde in die Karibik verwandeln“, so Hüller. Sportler zwischen fünf und 70 Jahren würden von Sportbooten über die Havel gezogen, neben dem normalen Training im Verein wird seit einem Monat an Programm und Kostümen gearbeitet. Die Wasserskishows sind seit Jahren die Highlights des Fährfestes, das mit mehreren Tausend Besuchern das größte Fest der Gemeinde ist.

Sie sind auch der Grund, warum das Fest in diesem Jahr eine Woche später als üblich stattfindet: In Spanien finden am 5. August die Europameisterschaften im Wasserskilauf statt. Im Vorjahr sind Sportler des Clubs, der 118 Mitglieder hat, gleich fünf Mal Europa- oder Weltmeister geworden. Zudem zieren 21 Deutsche Meistertitel den Briefkopf des Clubs, der als Leistungszentrum des Sports vom Land gefördert wird.

Einige Titelträger sollen auch beim Fährfest, das von der Gemeinde, dem Wasserski-Club und Fährmann Karsten Grunow organisiert wird, in Aktion sein. Nach der Kommunalreform 2003 war es eingeführt worden, um den drei Ortsteilen Caputh, Ferch und Geltow ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl zu vermitteln. „In diesem Jahr haben wir mit 59 Sponsoren einen neuen Rekord“, sagt Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU). 25 000 Euro seien dadurch zusammengekommen. Insgesamt kostet das Fest 40 000 Euro. Aus der Gemeindekasse kommen 3000, der Rest wird durch die drei Euro Eintritt für Besucher ab 16 Jahren abgedeckt. Die Nutzung der Fähre ist für Fußgänger dafür kostenlos.

Einen neuen Rekord gibt es auch bei der Zahl der Stände: An 34 Buden rund um die Geltower Bühne und an der Caputher Hafenpromenade zeigen sich Vereine der Region, dazu werden Snacks und Getränke aller Art verkauft. Im Vorjahr waren es acht Stände weniger. Dazu gibt es Kinder-Attraktionen wie eine Kletterwand oder Bälle, in denen man auf dem Wasser laufen kann. „Wir sind jetzt vom Platz her am Limit und können uns die Standbetreiber aussuchen“, so Grunow.

Sowohl er als auch Heiko Hüller appellieren eindringlich an die Bootsführer auf der Havel, die Sperrpausen während es Festprogramms (s. Kasten) zu beachten. Obwohl beide Einfahrten zum Gemünde von der freiwilligen Feuerwehr kurz vor Beginn der Wasserskishows abgesperrt werden, gebe es immer wieder Hobby-Kapitäne, die trotzdem einfahren. „Wir mussten schon Paddelboote ans Ufer tragen, um rechtzeitig mit der Show anfangen zu können“, so Heiko Hüller. Der Zeitplan ist eng, da er auf den Fahrplan der Weissen Flotte abgestimmt ist. Die Sperrpausen beginnen um 14 Uhr, in Intervallen ist der Schiffsverkehr bis zum Ende des Feuerwerks um 22.45 Uhr unterbrochen. Die Raketen werden von einem Ponton aus abgeschossen, der bereits ab Donnerstag von einem privaten Steg auf der Geltower Seite aus bestückt wird.

Geltow und Caputh sind bereits seit 1853 durch eine Fähre verbunden, noch immer ist sie eine wichtige Verbindung für die ganze Region. Besonders seit Ferienbeginn sei der Andrang wieder groß: Wir haben viele Urlauber, die zudem mit immer größeren Wohnmobilen kommen“, so der Fährmann. Da könne er statt der üblichen acht neben dem Camper nur zwei Autos übersetzen, was zu entsprechenden Wartezeiten führe. So schlimm wie im Vorjahr sei der Andrang jedoch nicht mehr. Da war die Verbindungsstraße von Caputh nach Ferch gesperrt, an der Fähre als Alternativstrecke mussten Autofahrer bis zu 40 Minuten auf ihre Überfahrt warten. Grunow und seine Mitarbeiter seien dafür heftig beschimpft worden. „Dabei waren wir teilweise schon zu viert auf der Fähre, um während der Fahrt abzukassieren.“

Für das kommende Jahr droht ein noch längerer Stau: Wie berichtet plant die Stadt Potsdam, die Templiner Straße nach Caputh statt ab diesem Herbst zur Hauptsaison im Frühjahr komplett zu sperren, die Fähre wird für viele wieder zur kürzesten Verbindung. Was die Lage aber verschärft: Während im vergangenen Jahr die Autobahn 10 zwischen Potsdam und Ferch als Umfahrung genutzt werden konnte, wird dort seit dem Frühjahr gebaut. Fast täglich gibt es dort Staus. Zudem muss die Fähre im März 2018, wenn die Bauarbeiten noch immer laufen sollen, für drei Wochen aufs Land gehoben werden: „Da müssen wir unsere große Inspektion durchführen, praktisch den TÜV für das Schiff erneuern“, so Karsten Grunow. Auch deshalb verhandelt die Gemeinde noch mit Potsdam, damit die Bauarbeiten doch noch im Herbst dieses Jahres beginnen können, um rechtzeitig vor der Fährpause fertig zu sein.

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