
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Countdown für die Jubiläumsblüte
130. Baumblütenfest startet am 25. April / Über 120 Höfe öffnen ihre Tore
Stand:
Werder (Havel) - Werders Obstbäume müssen noch ein wenig durchhalten: Bereits gut eine Woche vor Beginn des 130. Baumblütenfestes (25. April bis 3. Mai) steht die Kirsche in voller Blüte. Die Obstbauern haben trotzdem keine Angst, dass es zur Festwoche bereits vorbei ist mit der bunten Pracht: „Irgendwas blüht immer“, sagt Joachim Hintze, Vorsitzender des Werderaner Obstbauvereins. Wenn den Kirschblüten die Puste ausgeht, leuchten die Apfelbäume eben weiter, so der typische Werderaner Pragmatismus. Gestern hatten Stadt und Veranstalter zur Pressekonferenz eingeladen und ihr Konzept zur Jubiläumsblüte erläutert.
Die Diskussion im vergangenen Jahr um den Charakter des Festes und der vermeintliche Wandel zur Ballermannmeile hat offenbar Wirkung gezeigt: Es sollen wieder mehr Besucher auf die Plantagen in der Werderaner und der Glindower Obstflur gelockt werden. Über 120 Höfe wollen ihre Tore öffnen, kündigte der Obstbauverein gestern an, das sind weit mehr als in den Vorjahren – 2004 waren es zum Beispiel noch 23. Schon in den Zügen, mit denen die meisten Besucher aus der Stadt anreisen, soll auf die Obstplantagen als Teil des Blütenfestes hingewiesen werden. Vom Bahnhof Werder aus starten stündlich die Havelbusse zur Blütenrundfahrt, an den Wochenenden und am 1. Mai sogar halbstündlich.
Damit kommen die Werderaner dem Ur-Gedanken ihres Blütenfestes wieder näher: Obst und Wein verkaufen und die Berliner für ihre Stadt begeistern. Dass dabei so mancher einen über den Durst trinkt und danach mit Fäusten statt mit Worten argumentiert, auch darauf stellen sich die Verantwortlichen ein. Sven Bogacz, Leiter des Schutzbereiches Brandenburg, kündigte eine verstärkte Polizeipräsenz an jenen Abenden an, auf die ein freier Tag folgt. Dann werden neben seinen Leuten auch die Bereitschafts- und die Bundespolizei verstärkt zum Einsatz kommen. Besonders am Bahnhof und auf dem Weg dorthin werde man unterwegs sein. Denn dort sammeln sich die Besucher, wenn das Fest zu Ende geht. Die Bahn wird auch in diesem Jahr Sonderzüge einsetzen. Zumindest die Potsdamer wolle man mit Hinweisen jedoch dazu bewegen, den Bus zu nehmen, um die Züge zu entlasten, so der Erste Beigeordnete Hartmut Schröder (CDU). Zudem stünden zusätzliche Taxis am Colonialcafé bereit. Besonders streng werde seitens des Ordnungsamtes und der Polizei auf den Jugendschutz geachtet, ebenso auf das Glasflaschenverbot, das in diesem Jahr erstmals bereits in den Zügen zum Blütenfest gilt.
Im vergangenen Jahr hatten betrunkene Blütenfestbesucher besonders bei Inselbewohnern für Unmut gesorgt. Die Initiative 2008 hielt sich gestern jedoch zurück. „Es wird immer so dargestellt, als wäre das Fest zu DDR-Zeiten nur Polonaise gewesen, das stimmt nicht“, so Bürgermeister Werner Große (CDU) mit Verweis auf die Räumung der Gaststätte „Zum Rauenstein“ durch die Polizei 1960 oder die „Schlacht auf der Friedrichshöhe“ 1976.
Ansonsten freuen sich die Werderschen auf ihr Fest, auch das wurde gestern deutlich: Allein zum traditionellen Umzug am ersten Samstag hätten sich über 1500 Teilnehmer aus den Ortsteilen, Schulen und Vereinen angemeldet, so Stadtmarketingchef Walter Kassin. 72 Festwagen, teils mit historischen Themen, werden durch die Stadt ziehen. Auf insgesamt sieben Bühnen, von denen nur noch zwei auf der Insel stehen, wird es die ganze Festwoche über ein buntes Programm geben, an dem sich zirka 200 Musiker und Künstler beteiligen werden. Einer der Höhepunkte wird der Eonedis-Tag am 30. April an der Regattastrecke: Dort tritt unter anderem der Neue-Deutsche-Welle-Star Peter Schilling mit seiner Band auf. Thomas Lähns
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: