zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Damit das Wasser hier bleibt

Die Stückener wollen nicht ans zentrale Abwassernetz, sie bevorzugen Kleinkläranlagen

Stand:

Die Stückener wollen nicht ans zentrale Abwassernetz, sie bevorzugen Kleinkläranlagen Michendorf · Stücken - Einen Anschluss des Michendorfer Ortsteiles Stücken an das zentrale Netz des Wasser- und Abwasserzweckverbandes (WAZV) Mittelgraben wird es nicht geben – wenn es nach den Bürgern geht. Während die Einwohner des Nachbarortes Fresdorf bereits seit langem Widerstand leisten, wurde am Wochenende auch in Stücken ein eindeutiges Votum abgegeben: In einer Bürgerversammlung sprachen sich die Stückener fast einstimmig gegen den zentralen Anschluss und für den Beibehalt der Sammelgruben oder den Bau von Kleinkläranlagen aus. Diese drei Varianten stehen zur Wahl. Eine bereits im September gegründete Arbeitsgruppe hatte verglichen und stellte die Ergebnisse am Sonnabend im Landgasthaus vor. Zugrunde lag ein Mustergrundstück von tausend Quadratmetern mit eingeschossigem Haus und einer vierköpfigen Familie. Die Arbeitsgruppe hat die in 15 Jahren anfallenden Kosten errechnet. Demnach würde der Anschluss an das zentrale Netz mit Beitragssatz, Kosten für Verrohrung, einer Grundgebühr von jährlich 92 Euro sowie den derzeit bei 4,09 Euro liegenden Kosten pro Kubikmeter 13115,41 Euro betragen. Allerdings seien noch keine Gebührenerhöhungen berücksichtigt, erläuterte Arbeitsgruppen-Mitglied Heiko Wüstenhagen. Die Kosten für eine Sammelgrube liegen ähnlich hoch: 13494 Euro würden auf 15 Jahre anfallen. Sie setzen sich zusammen aus den Gebühren für die Entleerung der Grube und der Grundgebühr. Als günstigste Variante beschrieb die Arbeitsgruppe den Bau von Kleinkläranlagen: Die Anschaffung koste höchstens 5500 Euro, der Strom 130 Euro im Jahr, die Wartung und Prüfung 170 Euro. Hinzu komme eine geringe Gebühr für die Entsorgung des Klärschlammes. Alles in allem stehe nach 15 Jahren unter dem Strich ein Betrag von 10100 Euro. Diese Summe sei jedoch sehr großzügig bemessen, sagte die Stückenerin Anita Kloß. Ihre Familie hat seit drei Monaten eine Kleinkläranlage im Garten. „Wer sachkundig ist, kann die Wartung selbst übernehmen.“ Auch in der Anschaffung sei ihre Kläranlage günstiger als im Musterbeispiel gewesen. Einen weiteren Vorteil erläuterte Dagmar Sartorius, auch sie ist in der Arbeitsgruppe: Bei einer zentralen Entsorgung werde das Abwasser in Stahnsdorf geklärt und gelange über Havel und Elbe schließlich in die Nordsee. „Mit einer Kleinkläranlage bleibt das Wasser hier“ – in Anbetracht eines sinkenden Grundwasserspiegels ein wichtiger Aspekt. Einen Beschluss zur Förderung der Kleinkläranlagen habe der Brandenburgische Landtag vor einem Jahr gefällt. Dennoch besteht Anschlusspflicht, und die zu umgehen werde nicht einfach. Der WAZV würde die beiden Orte am liebsten „auf Biegen und Brechen“ anschließen, erläuterte Fresdorfs Gemeindevertreter Manfred Imme. Um Stücken und Fresdorf vom Anschlusszwang zu befreien, wäre ein Beschluss der Michendorfer Gemeindevertretersitzung nötig. Das jedoch sei unwahrscheinlich, räumte er ein. Imme sitzt als Vertreter der Gemeinde in der Verbandsversammlung des WAZV. Ebenso der Abgeordnete Eckehard Reinkensmeier. Er nannte am Sonnabend eine weitere Möglichkeit: In der Verbandsversammlung müsste ein entsprechendes Stimmenverhältnis geschaffen werden – und dafür bräuchten die Stückener und Fresdorfer einen Vertreter der WAZV-Mitgliedsgemeinde Nuthetal auf ihrer Seite, rechnete er vor. Dagmar Sartorius setzt darauf, dass der Bürgerwille Gehör findet. In den nächsten Tagen will ihre Arbeitsgruppe in Stücken von Haus zu Haus gehen und jeden Einwohner detailliert befragen, welche der drei Möglichkeiten er favorisiert. Thomas Lähns

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })