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Kostbare Idylle: Um den Seddiner See zu erhalten, soll Wasser aus der Beelitzer Nieplitz herangeholt werden. Von einem Wehr bei Schlunkendorf aus soll eine Rohrleitung nach Kähnsdorf verlegt werden. Hier wird das Wasser gereinigt und dann in den See eingespeist. Kostenpunkt: 3,5 Millionen Euro.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Dämpfer für See-Projekt

Gemeinderat Seddiner See sperrt Mittel für Leitungsprojekt zur Nieplitz – gibt sich aber gesprächsbereit

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Seddiner See - Das Projekt zur Überleitung von Nieplitz-Wasser in den Seddiner See hat jetzt einen Dämpfer bekommen. Auf ihrer jüngsten Sitzung haben die Gemeindevertreter die Haushaltsstelle zur Co-Finanzierung bis auf Weiteres gesperrt. Zehn von 16 Abgeordneten stimmten für die Sperrung, weil sie noch Klärungsbedarf sehen. Erst wenn die wasserrechtliche Genehmigung und der Fördermittelbescheid des Landes vorliegen, sollen die Mittel wieder freigegeben werden. „Bis zur April-Sitzung werden wir die Fragen geklärt haben“, sagte die Vorsitzende der Gemeindevertretung Kathrin Menz (Linke) gestern gegenüber den PNN.

Wie berichtet, wollen die Gemeinde und das Seddiner Institut für Angewandte Gewässerökologie (IAG) mit dem 3,5 Millionen-Euro-Projekt den Wasserspiegel des Sees langfristig um einen Meter anheben und ihn so vor der drohenden Austrocknung bewahren. Dafür sollen Rohre bis zur Nieplitz gelegt werden, durch die überschüssiges Wasser nach Norden transportiert werden soll. 80 Prozent der Kosten würden Land und Bund übernehmen, den Rest zahlt die Gemeinde.

Bevor das Wasser den See erreicht, soll es auf dem Gelände des ehemaligen Kähnsdorfer Klärwerks mithilfe einer Pelicon-Anlage gereinigt werden. Das Gelände gehört dem Gewässer-Institut, was nun für Irritationen gesorgt hat. Die circa 1,4 Hektar für den Bau der Anlage werde die Kommune aber entweder kaufen oder auf zehn Jahre pachten, „für einen Preis von vielleicht 1300 Euro im Jahr“, so Bürgermeister Axel Zinke gegenüber den PNN. Diese Summe wäre ein Bruchteil der geschätzten jährlichen Folgekosten von knapp 100 000 Euro. Zinke unterstrich: „Die Gemeinde wäre letztendlich Betreiber und Eigentümer der Anlage.“

Diese Informationen hätte sich Peter Hermann (UWGS) etwas früher gewünscht. „Die Eigentumsfragen müssen genau geklärt sein“, sagte er. Auch im Hinblick auf die Folgekosten müsse man dem Bürger genau sagen können, was auf die Gemeinde zukommt. Den Schätzwert von 100 000 Euro pro Jahr bezeichnete auch Benno Knospe von der Wählervereinigung der Vereine als „nicht wenig“. Man müsse abwägen, ob sich die Gemeinde dies künftig noch leisten könne. Sein Vorschlag: Ein Nutzungskonzept für den See. „Im Moment stecken wir nur Geld rein, aber man müsste damit auch etwas verdienen“, sagte Knospe im Hinblick auf die vielen Badegäste, die im Sommer anreisen.

Was die Kommunalpolitiker ebenfalls zögern ließ, war das 170-seitige Konzept, das ihm erst eine Woche vor der Sitzung zugegangen sei, so Hermann. „In so kurzer Zeit konnten wir uns nicht intensiv genug damit beschäftigen“, sagte auch Wolfgang Ruhnke (SPD). Er forderte einen detaillierten Projektplan, in dem nicht nur die Baumaßnahme, sondern auch ein Zeitplan und die Kontrolle der verantwortlichen Stellen geklärt ist. „Das werden wir mit dem Bürgermeister erarbeiten“, so Ruhnke, der das Engagement des Gemeindeoberhauptes ausdrücklich lobte. Er habe noch keine Stimme gehört, die das Projekt grundsätzlich ablehnen würde. „Wir wollen nur etwas mehr Transparenz reinbringen“, so Ruhnke.

Auch Gemeinderatschefin Menz unterstrich, dass das gesamte Gremium hinter dem Projekt stehe. „Hier geht es um Detailfragen, die natürlich auch wichtig sind“, sagte sie. Die will Zinke in einer Bürgerversammlung im März beantworten. „Und bevor der Förderbescheid nicht da ist, kann ich ohnehin keine Bauaufträge auslösen“, sagte er. Thomas Lähns

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