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Potsdam-Mittelmark: Das Ende des R 1

Die Radwegbrücke in Petzow ist zum handfesten Gegenstand eines Grundstücksstreits geworden

Stand:

Werder (Havel) - Gerd Georg Jäger kommt schnell in Rage: Die „Petzower Stasi-Seilschaften“ ärgern ihn, der „Ämterfilz“, die „Zueignungspolitik im Stil der DDR“, die „freie Interpretation des Baurechts“. Am Freitag wurde es ihm zu bunt: Jäger verrammelte – mitten in Petzow – den Europa-Radwanderweg R1 zwischen Calais und St. Petersburg. Ein Zeichen des Protestes! Der zurzeit freigestellte LTU-Pilot ist der Meinung, dass ein zum Radweg gehörendes Brückenbauwerk auf seinem privaten Grund und Boden steht. Er habe es mit einer 1540 Quadratmeter großen Fläche in diesem Jahr von der Berliner Koop Bauplanungsgesellschaft erworben, ein Auslassungsvermerk stehe im Grundbuch. „Der Notar hat mir versichert, dass das Grundstück lastenfrei ist.“

Also „Ende des Radweges R1“ – so stand es auch auf zwei von Jäger an den Brückenenden angebrachten Schildern, die Gründe waren unter seiner angegebenen Funknummer zu erfragen. Gestern Nachmittag wurden die gut am Brückengeländer verschraubten Absperrbalken von drei Werderaner Bauhofleuten wieder abgeschraubt, die Pappschilder abgerissen. Ob die Radler zum Fahrradsonntag am Schwielowsee am 20. September freie Fahrt haben, bleibt dennoch ungewiss. Denn Jäger kündigte gestern an, die Brücke „unbrauchbar zu machen“.

Der 51-jährige hat hier, im Winkel von Fercher Straße und Bliesendorfer Weg, in den vergangenen Jahren bereits zehn Hektar Land erworben, um, wie er sagt, eine Ausbildungsstätte für Jäger und ihre Hunde einzurichten. Er ist selbst Waidmann und Vorsitzender des „Deutschen Kurzhaarklubs“ in Berlin, unlängst gab es auf dem Gelände eine Zuchtausstellung. Dass die Stadt Werder zwei Teilflächen mit einem Golfplatz für den Petzower Touristikunternehmer Axel Hilpert überplant hat, regt Jäger mächtig auf. Kaum zitierfähige Schmähungen sprudeln auch, weil er einen Steg und mehrere Zäune auf seinem Petzower Villengrundstück am Glindowsee zurückbauen soll, obwohl sie „50 Jahre stehen“. „Axel Hilpert wurden beim Bau seines Resorts 28 Baurechtsverstöße verziehen. Die Leute hier müssen mal wachgerüttelt werden.“

Aus dem Landratsamt wurden gestern „mehrere Verfahren der Bauaufsicht“ gegen Jäger bestätigt. Was den umstrittenen Radweg angeht, wurde er vor sechs Jahren vom Kreis gebaut, die Stadt Werder hatte sich um die Grundstückfragen gekümmert. Werders Baubeigeordnete Beate Rietz (SPD) verweist auf die Katasterunterlagen, in denen der Radweg als Verkehrsfläche verzeichnet sei. Zudem besteht ein Bauerlaubnisvertrag mit der Koop, der immer noch gelte: Die Koop hatte der Stadt die benötigten 228 Quadratmeter „unwiderruflich“ übertragen.

Für Beate Rietz ist die Koop nach wie vor Eigentümer und Ansprechpartner. „Mit einem Auslassungsvermerk im Grundbuch ändert sich daran nichts, das ist eine Reservierung und mehr nicht.“ Gerd Georg Jäger habe Sachbeschädigung begangen, als er die Brücke sperrte und dabei Löcher ins Geländer bohrte.

Rietz kündigte eine Unterlassungsverfügung an, um weitere Beschädigungen auszuschließen. Gerd Georg Jäger hat einen Anwalt hinzugezogen. Die Eskalation ist programmiert: Das Ganze dürfte vor dem Kadi enden. Henry Klix

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