Potsdam-Mittelmark: Das Haus der vielen Angebote
Senioren-WG, Pflegestation, Kita und Kantine – das Bethesda-Zentrum wurde feierlich eröffnet
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Teltow - Der zweijährige Hugo spielt heute in dem Raum, in dem vor Jahren seine Urgroßmutter gepflegt wurde. Ein Haus, viele Generationen: Am Samstag wurde im Beisein von Sozialminister Günther Baaske und Landrat Wolfgang Blasig das Diakonische Zentrum Bethesda in Teltow feierlich eingeweiht. Zum Eröffnungstag, an dem das Haus auch allen Interessierten offen stand, schaute sich Hugo mit seinen Eltern in seiner zukünftigen Kita um. Ab März geht der Betrieb in der Teltower 24-Stunden-Kita los. Jetzt fehlen im denkmalgeschützten Gebäude in der Mahlower Straße nur noch die Kinder. Die Senioren sind schon eingezogen.
In den oberen beiden Etagen des Bethesda hat der Träger der Einrichtung, der Landesausschuss der Inneren Mission (Lafim), 23 Seniorenwohnungen errichtet: Ein- und Zweizimmerappartements mit Bad und Küchenzeile. Die Warmmiete liegt bei rund 400 Euro, Pflege- und Alltagshilfe können zusätzlich gebucht werden. Einige Türen weiter gibt es die Möglichkeit, sich nur tagsüber oder nachts pflegen zu lassen. Am anderen Ende des Flurs werden zehn ältere Menschen in einer Senioren-WG betreut. Besonders Demenzkranken mit Tag-Nacht-Rhythmusstörungen wird dort geholfen. In manchen Räumen der Wohngemeinschaft wird das Licht so geregelt, wie es die innere Uhr der Bewohner vorgibt. Nachts kann es demnach taghell sein. Hinter dem sanierten Altbau ist bereits vor anderthalb Jahren ein mehrflügeliger Neubau entstanden. Dort ist das Pflegeheim, das früher im Altbau untergebracht war, eingezogen. Mit dem Umzug hat der Lafim weitere Plätze für Senioren geschaffen – im Neubau werden mittlerweile 96 Senioren betreut.
„Für ältere Menschen ist das komplexe Versorgungssystem von Vorteil“, sagt Thomas Glaubitz, Vorstandsvorsitzender der Lafim-Gruppe. Die Bethesda-Bewohner könnten je nach Pflegebedürftigkeit Unterbringung und Service wählen. Größere Umzüge blieben so erspart.
„Es ist ein einzigartiger Ort hier, ich hoffe, dass so ein Zentrum Nachahmer findet“, sagt Landrat Wolfgang Blasig am Rande der Eröffnung. Bis 2030 wird der Anteil der Senioren im Landkreis Potsdam-Mittelmark um 70 Prozent steigen.
Um ihr Wohl kümmern sich über 100 Angestellte im Diakonischen Zentrum. Darunter ist auch Jeanette Krüger. An der Tür zu ihrem Büro steht Centermanagement. Der kleine Raum dahinter ist voller Menschen. Am Tag der offenen Tür endet jede Besichtigungsrunde hier. „Ulla, nimm dir auch so was mit“, ruft Erna Simon ihrer Freundin zu. Die 78-jährige Frau mit den kinnlangen weißen Haaren hält einen Anmeldebogen in der Hand. Sie hat noch einen ergattert. Jeannette Krüger, die sich um die Organisation der verschiedenen Lafim-Einrichtungen kümmert, steht am Samstag ständig am Kopierer. Mit dem Austeilen der Anmeldungen kommt sie fast nicht hinterher.
Die geräumigen Seniorenwohnungen begeistern die 78-jährige Teltowerin Erna Simon bei ihrem Rundgang durchs Haus. „Das ist so schön hier, fast besser als zu Hause“, sagt sie mit einem Lachen. Sie wohnt bisher alleine in einem der mehrstöckigen Wohnhäuser gegenüber vom Bethesda. Mit ihrer gleichaltrigen Freundin ist sie zum Tag der offenen Tür gekommen. Hochmodern, hell, freundlich und auch gar nicht so teuer seien die Appartements für die Rentner.
Das war nicht immer so: Früher sei es hier im Altbau anders gewesen, erinnert sich Erna Simon. Ende der 20er-Jahre wurde das Haus erbaut. „In den 50er-Jahren lag hier eine Tante von mir“, erinnert sich Erna Simon. Sechs Leute lagen damals in einem Zimmer, laut sprechen durfte man nicht. Ordensschwestern hatten das Haus damals betrieben. Jetzt werde auch sie alt und müsse schauen, welche Möglichkeiten es gäbe. Doch die Wartelisten für einen Platz im Bethesda sind lang, sagt Jeannine Krüger. Mehrere Monate müsste man sich gedulden. Wer es schafft, kann sich freuen, von Kindern umgeben zu sein.
Ein Haus nur für alte Menschen wollte der Lafim-Vorstandsvorsitzende Thomas Glaubitz vermeiden. Vor Jahren hat er das Konzept des Diakonischen Zentrums erarbeitet. „Uns war es auch wichtig, dass hier die Lafim-Akademie untergebracht ist – direkt in der Praxis.“ Im Bethesda wird Fachpersonal aus- und weitergebildet. Selbst Leute, die nichts mit Pflege zu tun haben, könnten jetzt täglich vorbeischauen. Im Erdgeschoss des sanierten Hauses wird seit Samstag Mittagessen für die Teltower gekocht. In der „WI La Cantina“ werden unter der Woche täglich zwei Gerichte angeboten. Anwohner können dort für drei bis vier Euro essen. An der Wand der kleinen Kantine hängt ein Foto von einem Kind, das genussvoll eine Nudel verspeist. Ein Hinweis darauf, was sich bald ein Stockwerk höher abspielen wird.
In der 24-Stunden-Kita, die das Familienzentrum Philantow betreibt, werden ab März 19 Kinder tagsüber oder nachts betreut. Auch eine Eltern-Kind-Gruppe zieht in den sanierten Altbau ein. Und die Evangelische Jugendhilfe kümmert sich in einem Hort um Kinder mit besonderem Betreuungsbedarf. „Hier lernt man, was Altsein bedeutet – die Kinder entwickeln Solidarität für ältere Menschen“, sagt Solveig Haller, die Chefin des Teltower Kita-Eigenbetriebs, die mit ihrer Verwaltung ins Bethesda eingezogen ist. Vom Alter versteht der zweijährige Hugo noch nichts. Er weiß nur, dass neben seiner Kita viele alte Omas und Opas leben.
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