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KulTOUR: Caputher KunstTour lockt trotz weniger Beteiligten: „Das ist Maren!“

Schwielowsee - Die Sonne scheint, der Himmel ist mit seinen Mustern derselbe wie beim letzten Mal, auch die KunstTour Caputh 2015 scheint dieselbe zu sein. Nur in der neunten Auflage etwas schlanker als zuvor: Weniger offene Ateliers, weniger Künstler, weniger offene Höfe, doch mitnichten weniger Kunst, und was man dafür hält.

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Schwielowsee - Die Sonne scheint, der Himmel ist mit seinen Mustern derselbe wie beim letzten Mal, auch die KunstTour Caputh 2015 scheint dieselbe zu sein. Nur in der neunten Auflage etwas schlanker als zuvor: Weniger offene Ateliers, weniger Künstler, weniger offene Höfe, doch mitnichten weniger Kunst, und was man dafür hält. Unübersehbar der Strom von Besuchern und Interessierten am ersten von zwei Wochenenden dieser Tour, in der Mehrheit aus der Jugend entwachsenen Damen und Frauen bestehend.

Das Sammelzentrum aller Beteiligten ist im Seitenflügel vom Churfürstlichen Schloss, wo ein jeder „eins von seinem“ als Lockmittel präsentieren kann, Joachim Noack zum Beispiel sein „Labiles“, hölzerne Kleinplastiken zum Zusammenbauen, um sich auf interaktive Art Zwitschermaschine oder Schmetterlingskäfig zu erschaffen. Spiel-Werk fürs innere und äußere Gleichgewicht mit beträchtlichem Fantasie-Bonus, nicht ganz billig.

Ein knappes Dutzend Anlaufstellen stehen diesmal zur Verfügung. Das Heimathaus am Krughof etwa mit neuen Arbeiten des Mundmalers Thomas Kahlau, der sich auf neue und watteweiche Art der Landschaft zuwendet. Der bekannte Fotograf Walter Wawra zeigt im „elisabeth am see“ detailverliebte Fotos von gefundenen Bäumen, und präsentiert damit seine Philosophie zwischen Leben und Sterben als „Kunstsach“. Bei dieser Adresse findet „die Ästhetik“ immer ein Zuhause.

Wer Glück hat und zum passenden Moment kommt, kann im Gemeindehaus der evangelischen Kirche Tänze aus der Potsdamer fabrik anschauen, ausgelöst von Oda Schielicke, die inzwischen nach Werder zum Zernsee umgezogen ist. Ihre Bilder sind besprochen, unkekannt hingegen das uvre ihres Gastes, der Glaskünstlerin Sigrid Klammer aus Berlin. Glas als Medium ist ihre Passion, das Material liefert die Wirklichkeit, die Geschichte von Maren etwa, einer Suizidantin. Sie träumte immer von einem „blauen Licht“ in einer anderen Welt. Blau auch der Materiestoff bei „Flucht nach vorn“, und von diesem filigranen Ding, welches unter „Das ist Maren“ in einem schlanken Fuß endet. Bemerkenswert das Präsens im Titel.

So wandelt man zur nächsten Begegnung. In der Kunstremise am Schloss kann man neue Arbeiten von Melanie Haape bewundern, wunderbar geratene Aquarelle mit Titeln wie „Savannah“ oder „Ausgetrockneter Fluss“. Seltenheitswert haben die mit Acryl und Blattgold erschaffenen Wandbilder von Annette Messing, auch als Rollbild zu verwenden. Hier, wo das Eröffnungsfest zur neuntenTour mit 150 Beteiligten stattfand, zeigt auch der Bildhauer Steffen Brünner wieder Neues. Es sind Versuche, aktuelle Themen wie Flucht und Asyl zu ventilieren, wie das auch anderswo bei der KunstTour zu sehen ist, freilich mit politisch-begrifflicher Plattheit. Es gibt also noch Künstler, die sich den „brennenden Themen der Zeit“ stellen, fragt sich nur wie. Im Hof von Susanne Hoffmann sucht man eher nach dem Beständigen. Bodo Henke und Matthias Frohl stellen Malerei, Grafik und Plastisches zur Schau, der eine mit erotischem Anklang.

Eine empfehlenswerte Tour im Ganzen, nicht überdreht, nicht unterkühlt, nicht ohne Maren! Gerold Paul

KunstTour Caputh auch am kommenden Wochenende, jeweils 12 bis 19 Uhr

Gerold Paul

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