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Bilanz: Blütenfest in Werder: Das Konzept geht auf
Die Stadt Werder sieht die neue Ausrichtung des Blütenfestes als Erfolg und ist mit dem diesjährigen Fest sehr zufrieden. Doch nicht alles lief glatt.
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Werder (Havel) - Das Baumblütenfest in Werder entwickelt sich zum Familienfest. So fassen Stadt und Veranstaltungsagentur die Bilanz des diesjährigen Obstweinspektakels zusammen. „Die Bühne auf dem Plantagenplatz, die erstmals von Radio Teddy betrieben wurde, war ein voller Erfolg“, sagt Rainer Wohlthat von der Agentur Wohlthat Entertainment, die das Fest seit 2001 organisiert, am Mittwoch bei dessen Auswertung. „Dort hatten wir jetzt ein anderes Publikum, da die Kinder, die den Sender hören, mit ihren Eltern zum Fest kommen.“
Als vor zehn Jahren erstmals das Wort „Familienfest“ im Zusammenhang mit der Baumblüte fiel, habe man Wohlthat noch ausgelacht. Jetzt sei das Konzept aufgegangen, an vielen Ecken der Stadt kleinere Attraktionen zu bieten statt sich auf wenige große Spielorte zu konzentrieren. „Etwa die Hälfte der Besucher gehen vom Bahnhof nicht direkt in die Innenstadt, sondern steuern die Friedrichshöhe oder andere Attraktionen im Hohen Weg an“, so Wohlthat. Beliebt sei neben den Höhengaststätten beispielsweise das Thüringer Dorf am unteren Ende des Weges, bei dem es neben Rostbratwürsten eher volkstümliche Musik gibt. Auch das sei Teil des Konzeptes: für jeden Gast etwas bieten, von Blasmusik bis Disco.
Die ersten Einnahmen im Jahr für die Obstbauern
Auch die städtischen Vereine tragen immer mehr zum Festgeschehen bei, wie Christian Große (CDU), 1. Beigeordneter und erstmals für den Festablauf verantwortlich, verdeutlichte. „Wir haben mit unserem Festumzug jetzt die maximale Länge erreicht.“ Mit 770 Metern und 1600 Teilnehmern gab es in diesem Jahr den größten Umzug der Stadt am ersten Festsamstag, dem besucherstärksten Tag der Baumblüte.
Zur Dezentralisierung des Festgeschehens tragen die Blütenrundfahrten auf die Plantagen bei, die trotz Streiks im Nahverkehr weitgehend planmäßig gefahren werden konnten. Laut dem Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins, Walter Kassin, bringt das Fest wie vor 100 Jahren den Obstbauern noch immer die ersten Einnahmen im Jahr.
Einige Weine erreichen schon fast Likör-Charakter, bei der Verleihung der Goldenen Kruke konnte Kassin einen Birnenwein mit 14 Prozent Alkohol probieren. „Den merkt man schon nach einem Glas, anders als den Industriewein“, so Kassin. „In den vergangenen zehn Jahren ging der Trend für die Bauern dahin, ihre Früchte eher selbst zu veredeln und beispielsweise mehr Wein herzustellen.“ Die Einnahmen auf den Höfen seien sicherer als der Obstverkauf im Sommer.
Viele Autofahrer unterwegs
Zwischen den Höfen wird Kassin zufolge auch das Radeln immer beliebter, besonders auf dem Obstpanoramaweg. „In diesem Jahr gab es aber das Problem, das auch viele Autofahrer dort unterwegs waren.“ Der Weg ist aber nur für Anwohner und die Landwirtschaft freigegeben, während der Festzeit dürfen dort auch die Busse der Blütenrundfahrt fahren.
Die Kontrolle des Verkehrs werde deshalb ein Schwerpunkt im kommenden Jahr, wie Ordnungsamtsleiterin Ulrike Paniccia bestätigte. Ob das Ordnungsamt auf dem Weg verstärkt kontrollieren wird oder beispielsweise abschließbare Poller die Zufahrt blockieren könnten, sei noch nicht klar. Neben dem Obstpanoramaweg seien auch im Stadtgebiet viele Verstöße gegen Absperrungen festgestellt worden. Ein Polizeisprecher berichtete den PNN, wie Autofahrer besonders am zweiten Festwochenende sogar ausstiegen, um Absperrungen beiseitezuräumen und in das Festgebiet zu fahren. Das sei jedoch teilweise darauf zurückzuführen, das wegen des Streiks im Nahverkehr mehr Besucher als sonst mit dem Auto anreisten.
Über 100 Verstöße gegen Betäubungsmittelgesetz
Für die Polizei war in diesem Jahr die Bekämpfung der Drogenkriminalität ein Schwerpunkt, wie Direktionsleiter Peter Meyritz sagte. Mehr als 100 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz zählten die Polizisten während des Festes, meist hatten jüngere Festbesucher Cannabis dabei. Im Vorjahr kontrollierten Polizei und Ordnungsamt noch verstärkt alkoholisierte Jugendliche, mehr als 300 betrunkene Minderjährige wurden damals aufgegriffen. Der Spitzenwert lag bei 1,9 Promille Atemalkohol. Zahlen für das diesjährige Fest konnten bisher jedoch weder die Polizei noch das Ordnungsamt liefern.
Ein Sprecher der Lebensrettungsgesellschaft DLRG schätzt, dass etwa gleich viele Jugendliche in den Sanitätszelten behandelt werden mussten wie im Vorjahr. „Wir haben inzwischen aber eingespielte Abläufe, dass gemeinsam mit dem Ordnungsamt die Eltern informiert werden und wir die Jugendlichen schnell wieder aus den Zelten bekommen.“
Die Polizei denkt laut Peter Meyritz wegen der vielen Drogendelikte in diesem Jahr nun darüber nach, 2016 mit Präventionsteams Jugendliche aufzuklären, bevor sie zu Cannabis greifen. „Auf dem Fest ist das beste Zielpublikum für die Aufklärung, sonst kommt man mit den Jugendlichen eher schwer in Kontakt.“
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