
© Andreas Klaer
Ortstermin: Werner Große erhält Bundesverdienstkreuz: Das Kreuz und die Anleitung
Enrico Bellin beobachtet die Verleihung des Verdienstkreuzes an Werner Große
Stand:
Werder (Havel) - Werner Große sitzt am Mittwoch ganz ruhig auf seinem Stuhl im Pressefoyer der Brandenburger Staatskanzlei. Obwohl ihm Ministerpräsident Dietmar Woidke gleich das Bundesverdienstkreuz überreichen wird, ist dem Grandseigneur, der fast 25 Jahre lang als Bürgermeister die Geschicke von Werder gelenkt hat und 12 Jahre als Präsident dem Brandenburger Städte- und Gemeindebund vorstand, keine Anspannung anzumerken. Es sei ja schließlich das Verdienstkreuz am Bande, also sozusagen die unterste Kategorie, bemerkt Große vor der Verleihung. Als Bürgermeister habe er das selbst schon einmal einem Glindower Taxifahrer verliehen, der gratis behinderte oder kranke Menschen gefahren hat. Auch bei der Ankunft der knapp 20 Gäste der Verleihung bleibt es ruhig, kein überschwängliches Händeschütteln oder große Lobesreden. Die gab es schließlich schon, als er im vergangenen Jahr aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als Bürgermeister niederlegte. Noch immer ist seine Stimme etwas angeschlagen, wirkt aber sicher und souverän, angemessen für Großes Vita.
Sicher ist auch Großes Verhalten. Die Broschüre, die auf seinem Stuhl liegt, habe er vor der Auszeichnung gar nicht gelesen: „Empfehlungen zur Trageweise des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.“ Dem zweiseitigen Pamphlet zufolge soll Große den roten Orden nun zu allen feierlichen Anlässen tragen. Im Alltag genüge es, sich stets die mitgelieferte Miniatur anzustecken.
Ob Große das tatsächlich täglich machen wird, ist bei seiner Herkunft jedoch fraglich. Schließlich wusste schon Theodor Fontane, dass die Werderaner eher eigenbrötlerische Zeitgenossen sind und abgeschottet leben, wie Dietmar Woidke in seiner Laudatio zitiert. Große hat dem Ministerpräsidenten zufolge jedoch geschafft, was Fontane nicht für möglich gehalten habe: Werder zu einer nach außen offenen Stadt mit internationalen Partnerschaften zu machen, die heute bis nach Südkorea reichen. Er sei eine Institution in Werder, was sich bei allen Wahlen seit 1990 bestätigt habe. „Nicht immer zur Freude der SPD“, so Woidke, der Große selbst beim Bundespräsidenten für das Verdienstkreuz vorgeschlagen hat.
Seine Auszeichnung, die er trotz fehlender Lektüre der Trageanleitung sicher an der linken Brust befestigte, sieht Große mehr als Ehrung für die Entwicklung der Stadt und die Geduld seiner Frau, die stets seinen Ärger habe ertragen müssen. Auch ein Jahr nach dem Ende seiner Zeit als Bürgermeister ist im Hause Große wohl noch keine Ruhe eingekehrt, schließlich ist Große nun Vorsitzender des mittelmärkischen Kreistages. „Zum Ausruhen reicht es noch nicht“, beendet er seine Dankesrede. Hoffentlich bleibt seine Frau geduldig.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: