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Zurück am Zapfhahn. Nach eineinhalb Jahren Pause hat Kleinmachnow wieder eine Stammkneipe. Rund 500 Gäste kamen allein am ersten Abend, als das „Schröders“ mit Kneiper Robert Bäuerle in den Kammerspielen wiedereröffnete.

© Manfred Thomas

Potsdam-Mittelmark: Das „Schröders“ ist zurück

Alte Kultkneipe an neuem Ort: Robert und Heinz Joachim Bäuerle schenken in den Kammerspielen aus

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Kleinmachnow - Es war fast so, als hätte es die Pause nie gegeben – als wäre das „Schröders“ nie geschlossen worden, sagt Robert Bäuerle. „Wir haben die Kneipe angeknipst und alle waren wieder da“, sagt der 35-Jährige. Und er meint wirklich alle: Rund 500 Gäste allein am ersten Abend. Sie brachten Blumen und Glückwünsche und fielen sich um den Hals. Die Kleinmachnower griffen wieder zu hausgemachten Buletten, nippten am frisch gezapften Bier und sprachen über gute alte und hoffentlich noch bessere neue Zeiten. „Als hätten wir nie zugemacht“, sagt Bäuerle und streicht stolz mit der flachen Hand über seinen neuen, dunkel lackierten Tresen in den Kammerspielen.

Nach eineinhalb Jahren Pause hat Kleinmachnow seine Stammkneipe zurück: Robert Bäuerle und sein Vater Heinz Joachim haben ihr altes „Schröders“ in der Karl-Marx-Straße wiedereröffnet. Knapp drei Wochen ist das jetzt her. Das Konzept Kino und Kneipe in den Kammerspielen scheint aufzugehen, sagt Vater Bäuerle: „Es zeichnet sich ab, das wir wieder an alte Zeiten anknüpfen.“ Zeiten einer Stammkneipe für etliche Kleinmachnower, Zehlendorfer und sogar Potsdamer, die den weiten Weg für einen Geheimtipp nicht scheuten.

Im Jahr 2001 hatten die beiden Bäuerle-Männer erstmals das Schröders eröffnet. Zwischen all den damals noch neuen italienischen, griechischen oder chinesischen Restaurants im Ort war es Kleinmachnows einzige Kneipe: ein schmaler Raum in einem Einfamilienhaus am OdF-Platz mit einem langen Tresen, Barhockern, Zapfanlage und unkomplizierten Kneipern. „Anfangs war der Ort nicht bereit für so was“, erinnert sich Vater Bäuerle. Viele Kleinmachnower hatten kleine Kinder, für jeden Kneipengang musste ein Babysitter gefunden werden. Doch je älter der Nachwuchs wurde, desto mehr erwachsene Gäste entdeckten das „Schröders“ für sich. „Es wurde richtig familiär“, sagt Robert Bäuerle.

Ihr damaliger Vermieter war es dann, der Vater, Sohn und der Gästeschar nach zwölf Jahren einen Strich durch die Rechnung machte und den Mietvertrag kündigte. „Sogar beim Bürgermeister haben unsere Gäste damals Schlange gestanden, um sich zu beschweren. Das hat er mir gesagt“, erzählt Robert Bäuerle. Geholfen hat es nichts. Ende 2012 wurde die Kneipe geschlossen. Bäuerles findiger Vermieter ließ kurz danach eine neue Kneipe eröffnen: das „Hermanns“. Den Kultstatus des „Schröders“ hat die Kneipenkopie bis heute nicht erreicht.

Von Donnerstag bis Sonntag hat das neue „Schröders“ nun in den Kammerspielen geöffnet – immer dann, wenn im großen Saal Filme über die Leinwand flimmern, gesungen, getanzt oder gelesen wird. Wird der Spielbetrieb der Kulturstätte wie geplant zum Jahresende auf sechs Tage erweitert, sollen auch die Kneipenöffnungszeiten angepasst werden, sagt Robert Bäuerle. Ein Teil seiner Umsätze geht an die Kino-Genossenschaft.

Für das neue „Schröders“ wurde viel umgebaut: Die Wände der Schänke zur rechten des Kinoeingangs sind frisch verputzt und grau gestrichen. Hinter dem Tresen stehen Hunderte Gläser und Spirituosen bunt beleuchtet in Regalen. Im Foyer steht ein mobiler Tresen, der zum Einsatz kommt, wenn viel Publikum zu Besuch ist. Vor den Kammerspielen laden Bierbänke und Tische zum Sitzen ein.

„Wir haben es geschafft, uns in Kleinmachnow festzusetzen“, sagt Heinz Joachim Bäuerle stolz. „Viele waren jetzt richtig froh, dass wir wiedereröffnen.“ Sie hätten seine leckeren Rippchen und auch die Buletten vermisst, sagt der 66-Jährige. Bis heute bereitet er die kleinen Kneipenleckereien selbst zu. Ein einfaches Pilsener, damit locke man heute niemanden mehr, sagt Bäuerle. „Das Schröders wird immer kneipig bleiben“, sagt Bäuerle. „Ich beherrsche nicht die französische Küche. Wichtig ist, dass es schmeckt.“ So stehen Kleinigkeiten auf der neuen Karte: Salate, Suppen und Backkartoffeln. Die Preise variieren von 1,50 Euro für Snacks bis 14 Euro für Rippchen. Ein kleines Bier kostet im Schröders 2,60 Euro.

Schon seit 1984 ist Papa Bäuerle Kneipier. Seine erste Schänke eröffnete der heutige Kleinmachnower in Berlin-Schmargendorf – es war das erste „Schröders“, benannt nach Bäuerles verstorbenen Schwiegervater. „Er hat der Mutter meiner Frau immer gesagt, später, wenn die Kinder groß sind, eröffnen wir eine Kneipe.“ Dazu kam es nicht. Der Wissenschaftler Karl Schröder verstarb früh. Sein Versprechen löste Bäuerle später ein. „Ich habe ihn nie kennengelernt“, sagt er. Jetzt hängt ein Bild vom alten Schröder in der Bar. „Von dort guckt er uns jetzt bei der Arbeit zu.“

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