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KulTOUR: Das Tier in der Kunst
In Teltow kommen Huhn und Haifisch aufs Papier
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Teltow - Manchmal wird man in einen indischen Garten verschlagen, um Kobras zu fangen. Am liebsten Königskobras, die größten aller Giftnattern. Vielleicht passiert das nicht oft, der kleinen Manguste Rikki-Tikki-Tavi jedenfalls ist es genauso ergangen, Rudyard Kipling bürgt mit seinem Dschungelbuch bis heute dafür. Das auch als Mungo bekannte Tier gilt als Schlangenfänger und ist damit höchst bibelverdächtig.
Zu solcher Höhe gelangt die neue Ausstellung mit Mungos Namen im Teltower Mattausch-Haus zwar nicht, aber eine gewisse Vergeistigung zum Thema Tier ist bei den acht Beteiligten trotzdem unübersehbar. „Rikkitikkitavi – das Tier in der Kunst“ ist die erste Ausstellung 2016 im Hause Schmidt-Theilig, ihre dritte in der Alten Potsdamer Straße 5 seit ihrem Umzug von Stahnsdorf. In jedem Fall hat der Besucher – und die kleine Schau im Ausstellungsraum samt ihrer Mini-Flure ist eine Empfehlung – stets eine Kulturmission für Teltow und die Kunst mitzudenken, allein schon weil der Maler August Mattausch hier gewirkt hat.
Von dem sind mehrere Zeichnungen zu sehen, darunter der Charakterkopf eines Adlers mit Federn wie Dachschindeln und ein tierisches Gewächs, welches seine Flügel scheu vorm Körper ausbreitet. Frauke Schmidt-Theilig denkt als Malerin sehr oft „tierisch“: In fischigen Eheszenen damals, jetzt mit einer eindrucksvollen Huhn-Parade oder in der Gegenüberstellung von scheinbar glücklichem Weidegetier in bildlicher Unschärfe, und einem Stier ohne Chance, ein Kampfstier also, für Stierkämpfer. Huhn oder er – es gibt eben kein Glück in der Natur! Ihre Affen-Show der Schopf-Makaken ist im Flur des 1731 erbauten Hauses zu sehen. Ihre Hühner-Bilder sind die schönsten.
Die Malerin und Galeristin war richtig froh, neben den Altbewährten aus der Nähe auch zwei Künstler aus Potsdam für die Ausstellung gewinnen zu können. Lothar Krone mit einem farblich gedämpften und strukturell vielgeschichteten Bildwerk, der seiner Wirklichkeit und sich einen sehr farbblassen Spiegel vorhält, „Dr. Haifisch“ etwa im blutigen Meer – das kann doch nur menschlich, vielleicht auch persönlich gemeint sein! Der bärstarke Menno Veldhuis aber scheint Probleme mit der Balance zu haben, als Mensch-Tier-Kentaur oder abstrakt vor grünem Hintergrund. Der Mensch im Tier, das Tier im Menschen – ein Dichter nimmt die Fabel dafür.
Über den Künstler Egon Wrobel muss man nicht viel sagen, seine Keramiken zwischen Kunst und freiem Spiel haben längst einen Ehrenplatz im Hain der Erhabenen erreicht, doch wer ist der lümmelnde Hund auf dem Sofa denn? Hunde und Zicken bei ihm allerorten, sogar auf dem Tellerrand. Anke Fountis ist nur mit einem Wölfchen im Fenster des Hauses vertreten, ein Mini-Lupus, während Beate Lein-Kunz mit Bildern und Tierskulpturen im Kleinformat des Menschen Wesen erforscht, bei „Lastenträger“ etwa, einem Rindvieh mit schwer aufgebürdetem Joch. Dazu der Spruch: „Von allen Dingen fesselt uns die eigene Vorstellung von uns selbst.“ Das dürfte dann auch auf den jüngst verstorbenen Matthias Hollefreund und sein tief bewegtes Krähenbild zutreffen, ein großes Format, doch welche Bewegung, welch eine Kraft. Rikki-Tikki-Tavi selbst hat leider keiner gemalt, sowieso kaum Schlangengetier. Dies kann man sich als Zugabe in einem alten Kinderbuch anschauen – falls einen die Türklingel nicht schon an der Schwelle erledigt. Gerold Paul
Die Ausstellung im Mattauschhaus, Alte Potsdamer Straße 5, ist bis 20. März samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr und donnerstags von 18 bis 20 Uhr zu sehen.
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