Potsdam-Mittelmark: Das Wahrzeichen wackelt
Feuchte Mauern in Beelitzer Kirche – aber Stadtparlament vertagt Beitritt in Förderverein
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Beelitz - Wie viel kann die Stadt für ihre Kirche leisten? Die Fraktion Unabhängiges Kommunales Bündnis (UKB) in der Stadtverordnetenversammlung hat sich jetzt für eine Mitgliedschaft der Kommune im neu gegründeten Förderverein „Stadtpfarrkirche Beelitz e.V.“ ausgesprochen. Von Anfang an müsse die Stadt sich direkt engagieren, so die Forderung. Ein entsprechender Antrag wurde in der jüngsten Parlamentssitzung ausgiebig diskutiert, die Entscheidung dann vertagt.
Seit Jahren befindet sich die über 700 Jahre alte Kirche St. Marien-St. Nikolai in schlechtem baulichen Zustand: Wasser dringt in die Wände ein und greift die Mauern mit jedem Frost ein Stück mehr an. Im April diesen Jahres hatte sich nach dem zweiten Anlauf der Förderverein gegründet, um sich für die notwendigen Sanierungsarbeiten stark zu machen.
„Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, müssen wir das Haus irgendwann sperren“, befürchtete UKB-Abgeordnete Katrin Wincek. Ihr Fraktionskollege Tilo Köhn verwies auf die herausragende Bedeutung der Kirche: „Sie ist das älteste Bauwerk und prägend für die Stadt, außerdem ein touristischer Anziehungspunkt.“ Bei der angestrebten Mitgliedschaft gehe es keineswegs um eine Bevorzugung gegenüber anderen Kirchen im Stadtgebiet.
Doch dies befürchteten einige Stadtverordnete. „Die Schäper Kirche zerfällt ebenfalls“, sagte Jutta Bellin (CDU). In anderen Ortsteilen hätten die Bürger es allein geschafft, sich für Kirchensanierungen stark zu machen, hieß es weiter – freilich auch mit Geld aus der Stadtkasse. Abgeordneter Gerhard Thiele (fraktionslos) sprach sich dafür aus, dieses Engagement auch in Beelitz zu stärken, indem – ähnlich wie bei der Marienkirche am Berliner Alexanderplatz – Mosaiksteine symbolisch verkauft werden und dadurch Geld eingenommen wird. Josef Jakobs (UKB) kritisierte indes die Haltung der Landeskirche: „Ein Privater würde sein Haus nicht so zerfallen lassen.“
Bereits jetzt engagiere sich die Stadt, so Bürgermeister Thomas Wardin (SPD). Die Verwaltung kümmere sich um Förderanträge und unterstütze auch selbst finanziell: In jedem Jahr werden Zuschüsse für die Sanierung von Kirchen im Stadtgebiet in den Haushalt eingestellt. Wardin sah – wie auch einige Abgeordnete – die Gefahr, dass mit dem Beitritt die Verwaltung hier die Vereinsarbeit übernehmen soll. Bestandteil des UKB-Antrages sind nämlich neben der Unterstützung bei Fördermittelanträgen auch Öffentlichkeitsarbeit, Mitwirkung bei der Ausarbeitung von Gutachten sowie Unterstützung der organisatorischen Vereinsarbeit.
Dass die anderen Ortsteile auch ohne direktes Eingreifen der Stadt ihre Kirchen saniert haben, sei jedoch kein Argument, so Tilo Köhn. „Hier ist der Aufwand ungleich höher.“ Immerhin: Einigkeit herrschte darüber, dass etwas getan werden müsse. Welche Rolle die Stadt dabei letztendlich spielen wird, soll nun erst einmal in den Ausschüssen erörtert werden. Thomas Lähns
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