Potsdam-Mittelmark: Deal zum Abriss der Entenfarm geplatzt
Gemeindevertreter vertagen Entscheidung über Bebauungsplan / Investor will sich zurückziehen
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Seddiner See – Die Ruinen auf der ehemaligen Entenfarm in Seddin bleiben wohl noch eine Weile stehen. Ein seit vier Jahren vorbereiteter Deal, nach dem ein Berliner Investor die Häuser auf seine Kosten abreißt und dafür das benachbarte Wohngebiet Mühlenberg II als Bauland ausgewiesen bekommt, ist jetzt allem Anschein nach geplatzt. Die Gemeindevertretung sollte auf ihrer Sitzung am Dienstagabend über den städtebaulichen Vertrag abstimmen und gleichzeitig den nötigen Bebauungsplan beschließen. Das Thema wurde jedoch erneut zur weiteren Beratung in die Ausschüsse verwiesen. „Das wird es dann wohl gewesen sein“, sagte daraufhin René Büttner, Geschäftsführer der „Wohnen am Seddiner See GmbH“.
Denn eigentlich wollte die Gesellschaft im Sommer dieses Jahres mit der Erschließung der Fläche südlich der Stückener Straße beginnen, um hier Platz für 40 Eigenheime zu schaffen. Von dem Geld aus dem Verkauf sollten die ersten Abrissarbeiten auf der Entenfarm, mit denen das Unternehmen ebenfalls demnächst beginnen wollte, refinanziert werden. Dass er nun noch einmal mehrere Wochen warten soll, sorgte bei Büttner für Frust. „Seit vier Jahren erfüllen wir sämtliche bauliche Auflagen, die Entenfarm wurde vier Mal auf Altlasten geprüft“, sagte er. Auch für die Gemeindeverwaltung, die das Projekt mit Nachdruck verfolgt hatte, ist die Vertagung ein herber Rückschlag. „Wie es jetzt weitergeht, weiß ich nicht“, so Bürgermeister Axel Zinke (parteilos) nach der Abstimmung.
Von der Vereinbarung wollten beide Seiten profitieren: Das seit den 1990er Jahren leer stehende LPG-Gelände ist nicht nur Schandfleck für die Gemeinde, sondern auch Gefahrenquelle, wie der Anwohner Werner Sommerfeld – einst selbst leitender Mitarbeiter des Geflügelmastbetriebes – unterstrich. Er erinnerte an diverse Vorfälle in jüngster Vergangenheit wie Brandstiftungen und Unfälle. „Die Ruinen haben besonders auf Kinder eine magische Anziehungskraft“, sagte er. Der Investor wiederum hätte durch seine Verpflichtung, das Gelände zu kaufen und zu beräumen, grünes Licht von der Gemeinde bekommen für die Entwicklung der Grünflächen südlich der Stückener Straße zum Wohngebiet. Seit 1993 verfolge er dieses Ziel, räumte Büttner ein. Allerdings muss die Gemeinde dafür den Flächennutzungsplan ändern und das Grundstück aus dem Landschaftsschutzgebiet ausgegliedert werden. Auch dieser für die Sitzung am Dienstag vorgesehene Tagesordnungspunkt ist nun verschoben worden.
Unter anderem hatte der Seddiner Ortsbeirat im Vorfeld bemängelt, dass seine Bedenken nicht berücksichtigt worden seien. „Wir haben uns sehr intensiv damit beschäftigt“, unterstrich Ortsvorsteherin Jeanette Freund. Vor allem die Bebauungsdichte am Mühlenberg II, die insgesamt mit 25 Prozent festgelegt wurde, stieß auf Kritik. So gelte diese für das gesamte Areal, nicht aber für jeden einzelnen Abschnitt. Das bedeute, dass in einem Bereich dichter gebaut werden könnte als in einem anderen. Böse Zungen behaupten, dass die Anwohner des bereits erschlossenen Teiles einfach nur weiterhin ihre schöne Aussicht genießen wollten. Auch die geplanten Grundstücksgrößen zwischen 360 und 600 Quadratmeter sorgten dementsprechend für Bedenken. Diese seien zu niedrig angesetzt, hieß es. Schließlich sei auch der zugesicherte Verbindungsweg zwischen den Wohngebieten Mühlenberg I und II offenbar nicht mehr Teil der Vereinbarung, wie Ortsbeirätin Annette Knodel deutlich machte.
„Wenn die Bedenken gegen den Investor so groß sind, warum wurde überhaupt der Aufstellungsbeschluss vor vier Jahren gefasst?“, fragte eine Bürgerin. Tatsächlich sei heute noch die Hälfte jener Gemeindevertreter im Amt, die damals einstimmig ja zum Bebauungsplan gesagt hätten, so Gemeinderatschefin Kathrin Menz (Die Linke). „Wir vertun hier eine wesentliche Chance“, mahnte sie. Tatsächlich sei kaum zu erwarten, dass ein anderer Investor die Entenfarm noch kauft und diese selbst zu Wohnparzellen umwandelt, so Bürgermeister Zinke. „Es geht nur in Kombination mit dem Mühlenberg.“ Die Gemeinde selbst könne die Farm nicht als Wohngebiet entwickeln und dann Parzellen verkaufen – sich damit also wirtschaftlich betätigen, unterstrich er.
Die SPD-Fraktion, die die Vertagung beantragt hatte, verwehrte sich gegen Vorwürfe, den Prozess verzögern zu wollen. „Uns geht es lediglich darum, das gesamte Projekt zu sehen. Offenbar gab es große Kommunikationsschwierigkeiten, die ausgeräumt werden müssen“, so SPD-Gemeindevertreter Werner Ruhnke. Neun von 15 Gemeindevertretern pflichteten ihm mit ihrem Votum bei.
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