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Potsdam-Mittelmark: Debatte zur Tourismusförderung
Defizitärer „Schwielowsee Tourismus e.V.“ soll dem Rathaus seine Bilanzen offenlegen
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Schwielowsee – Im 15-Millionen-Etat der Kommune ist es ein geringer Posten – aber es geht ums Prinzip, sagt Roland Büchner (BBS). Der Vorsitzende der Gemeindevertretung Schwielowsee macht zurzeit Front gegen eine Erhöhung der jährlichen Zuwendung für den Verein „Schwielowsee Tourismus“. 5000 Euro mehr möchte der in diesem Jahr aus dem Haushalt haben, um damit seine steigenden Kosten zu decken. Insgesamt bekäme er dann 25 000 Euro, zusätzlich zu Fördermitteln für einzelne Projekte.
Wie sich jetzt herausgestellt hat, ist der „Schwielowsee Tourismus“ bereits im vergangenen Jahr mit 6200 Euro ins Minus gerutscht. Im Hauptausschuss am Mittwochabend spitzte sich die aktuelle Debatte auf die Frage zu, ob die Gemeinde nicht künftig selbst das Tourismusmarketing übernehmen sollte.
Immerhin: Eine Stelle für solche Zwecke ist bereits im vergangenen Jahr im Rathaus geschaffen worden – vordringlich allerdings, um den Kontakt zwischen Verein und Kommune zu pflegen. Nehme die Gemeinde den Fremdenverkehr in die eigene Hand, würde man den Verein damit entlasten, so Büchner weiter, „und wir müssten nicht jedes Jahr aufs Neue rumeiern“. Der Gemeinderatschef, der auch dem Finanzausschuss vorsitzt, holte noch einmal zur Generalkritik aus: „Jeder hat mit seinem Geld hauszuhalten“, erklärte er. Und wenn die Mittel nicht reichten, könne man nicht einfach sagen: „Gemeinde, mach mal.“ Es sei zwar richtig, dass der „Schwielowsee Tourismus“ im Auftrag der Kommune arbeitet, doch er würde auch für seine Mitglieder arbeiten: Gastronomen und Hotelbetreiber rund um den Schwielowsee.
Im Finanzausschuss vor einer Woche war der Antrag auf mehr Geld bereits mehrheitlich abgelehnt worden. In Anbetracht dessen hat der „Schwielowsee Tourismus“ jetzt seine Bilanz des vergangenen Jahres offengelegt. „Allerdings kann ich daraus nicht erkennen, ob man sich den Weg zu uns schwer gemacht hat oder nicht“, sagte BBS-Fraktionschef Jörg Steinbach. Er räumte ein, dass er als Präsident der Sportgemeinschaft Geltow zwar die finanziellen Nöte des Tourismus-Vereins nachvollziehen könne. Allerdings seien die Mitgliedsbeiträge des „Schwielowsee Tourismus“ auch überraschend moderat. „Ein Erwachsener, der bei uns Sport macht, zahlt mehr im Jahr“, erklärte Steinbach. Die 132 Tourismus-Vereinsmitglieder seien durchaus zu höheren Beiträgen in der Lage.
Eine Lanze für die Arbeit des „Schwielowsee Tourismus“ brach CDU / FDP-Fraktionschef Heiko Hüller: „Hier wird eine erhebliche Wertschöpfung geleistet“, erklärte er. Die 25 000 Euro seien in seinen Augen auch kein Vereinszuschuss, wie er für viele andere Ehrenamtlichen in der Kommune geleistet wird, sondern Wirtschaftsförderung. „Allein unsere Zeltplätze holen Jahr für Jahr Hunderttausende in die Gemeinde.“ Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) verwies darauf, dass der „Schwielowsee Tourismus“ aktuell in dieser Woche das „rote i“ für die Touristinfo in Caputh für zwei weitere Jahre verteidigt habe – das sei eine beachtliche Leistung, so Hoppe.
Die Bürgermeisterin bot deshalb an, 5000 Euro, die ihr eigentlich für das Fährfest bewilligt werden sollten, nun für den Tourismusverein zur Verfügung zu stellen. Allerdings sollen dafür nun die Bilanzen des „Schwielowsee Tourismus“ in der Kämmerei geprüft werden – und zwar die der vergangenen beiden Jahre sowie die Planungen für das laufende, wie Kämmerin Ute Lietz betonte. „Wir müssen sehen, wo die Differenzen herkommen“, erklärte sie und merkte an, dass die 5000 Euro erst einmal im Defizit verschwinden werden.
Ob es dabei bleibt, wird allerdings erst die Gemeindevertretung in der kommenden Woche entscheiden – mit dem Haushalt für dieses Jahr. Für weit weniger Diskussionen als die Tourismusförderung sorgte bislang die geplante Kreditaufnahme von einer Million Euro die, so wurde es im Hauptausschuss deutlich, kaum gegen Prinzipien verstößt.
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