Potsdam-Mittelmark: Delikatessen für Vierbeiner
Mit Tierfutter lässt sich gut Geld machen – zu Besuch in einem Stahnsdorfer Zoofachhandel
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Stahnsdorf - Die Gerichte könnten auf der Speisekarte eines Nobel-Italieners stehen: Filetto di manzo e riso, tonno con papaya oder pollo con orata. Doch das Rind, der Thunfisch mit Exotenfrucht oder das Hühnchen ist eigentlich nur was für die Katz’. Fast eine ganze Regalreihe füllen die elegant verpackten Futterdöschen im Stahnsdorfer Zoofachhandel „Zoo-Boutique“. Manchmal greifen sogar die Mitarbeiter zu dem Delikatessen-Tierfutter. Der Thunfisch schmecke wie der Dosenthunfisch im Supermarkt, nur ohne Salz. Lecker, sagt ein Mitarbeiter.
Seit Jahren macht die Heimtierbranche vor allem mit Tierfutter gute Umsätze. Knapp drei Milliarden Euro haben die Deutschen im vergangenen Jahr ausgegeben, um Fertignahrung für ihre Vierbeiner zu kaufen, teilte der Industrieverband Heimtierbedarf jüngst mit. Die Katze, das Lieblingstier der Deutschen, ist ein besonders wählerischer Fresser. 11,5 Millionen Samtpfoten leben in Deutschland, im Vergleich dazu ist die Zahl von rund 5,7 Millionen Haushalten mit Hunden deutlich geringer.
Das Geschäft des Ehepaars Szelag, das den Zoofachhandel in Stahnsdorf betreibt, läuft gut: „Der Zuwachs im Heimtierbedarf liegt auch an unserer alternden Gesellschaft“, sagt der 59 Jahre alte Bringfried Szelag. Besonders ältere Menschen würden sich, nachdem die Kinder aus dem Haus sind und die Enkel groß werden, ein Haustier anschaffen.
Seit Anfang der 90er-Jahre ist Szelag im Geschäft, anfangs hatte er in Potsdam einen kleinen Laden. Mit dem Ausbau des Internetversandhandels benötigte das Zoofachhandel-Paar mehr Platz. Auf 400 Quadratmetern werden seit vier Jahren in Stahnsdorf Pakete in die ganze Welt geschickt. Fast 8000 Artikel bieten die Szelags online an. 90 Prozent davon seien vorrätig. Kunden, die im Stahnsdorfer Greenpark im Quermathenweg vorbeischauen, können sich ein Bild von der riesigen Auswahl machen.
„Wir sind nach wie vor ein klassischer Zoofachhandel“, sagt Szelag. Daher umfasse sein Sortiment Futter und Heimtierbedarf für Hunde, Katzen, Nager und Vögel. Spezialisiert ist die Zoo-Boutique vor allem auf Aquarien, Terrarien und Gartenteiche. Solch ein breites Angebot würden nicht mehr viele Anbieter aufweisen. „Immer mehr verkaufen nur noch Tierfutter oder Modeartikel für Hund und Katze“, sagt Szelag. Damit lasse sich besonders gut Geld machen. Das zeige sich allein schon an der immensen Auswahl an Futtermittelherstellern: „Es gibt über 800 – das ist gar nicht zu vergleichen mit Herstellern von Babynahrung.“
Das Geschäft habe sich in den letzten Jahren geändert: Stand Szelag früher noch hinter dem Verkaufstresen, sitzt er heute fast nur noch vor dem Rechner. 300 Pakete pro Monat würde der Stahnsdorfer Zoofachhandel verschicken. Über eine Million Euro Jahresumsatz erzielt der Betrieb nach eigenen Angaben.
Doch das Wachstum im Heimtierbedarf und der zunehmende Onlinehandel haben auch ihre Tücken: „Die Umsätze steigen zwar, aber der Wettbewerb wird immer größer.“ An jedem verkauften Produkt würde er immer weniger verdienen, „daher muss ich die Marge erhöhen und mehr verkaufen.“ Um mehr verkaufen zu können, müsse der Markt Neuheiten bieten. Dazu zählen unter anderem das Delikatessen-Katzenfutter aus Italien.
Weitere Besonderheiten im Sortiment der Szelags: Ein bis zu 120 Zentimeter langer Ochsenziemer. Und für rund sechs Euro gibt es den getrockneten Penis eines Bullen. „Daran können Hunde sehr lange kauen, zudem ist daran kaum Fett“, sagt der Zoohandelschef. Wahlweise gibt es auch Straußenknochen zum Beißen.
Für Tiere mit Allergien biete er Pferde- oder Kängurufleisch an, das sei besser verträglich. „Auch in der Aqua- und Terraristik gibt es Neuheiten“, sagt Szelag. Die als Stromfresser verrufenen Aquarien würden heute mit sparsamen LED-Leuchten ausgestattet. Auch Nano-Aquarien würden sich sehr gut verkaufen. Die Mini-Wasserbehälter mit kleinen Fischen und Garnelen drin würden sich viele Kunden auf ihren Schreibtisch im Büro stellen: „Das macht wenig Arbeit und beruhigt wunderbar die Nerven“, sagt Szelag. Eva Schmid
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