
© Eva Schmid
Potsdam-Mittelmark: Dem Tannenbaum gehts an den Stamm
Landrat Blasig fällte am Mittwoch die erste Nordmanntanne auf dem Werderaner Tannenhof
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Werder (Havel) - Was für eine Tanne. Dichte Zweige, viele Nadeln, dicker Stamm und an der Säge Landrat Wolfgang Blasig (SPD). Sein Rauschebart wippt im Säge-Takt, Schweiß perlt von seiner Stirn. Eine Dusche käme recht. Doch Wasser gibt es unter den Tannen auf dem Werderaner Tannenhof nur für die sensiblen Nordmanntannen, sagt Hofchef Gerald Mai. Die kleinen Duschen unter den Bäumen hat er sich in diesem Jahr ganz neu angeschafft. Sie wässern die Tannen, damit ihnen Hitze und Frost wenig zusetzen – eben damit sie gut wachsen und andere ins Schwitzen kommen.
Am Mittwoch ist in Werder die diesjährige Weihnachtsbaumsaison eröffnet worden. Traditionell reiste dafür der Landrat an, um die erste Tanne zu schlagen. Sie wurde anschließend dem Kinderheim in Trebbin gependet. So weit man blicken kann, zeigen sich die Tannen in einem kräftigem Grün. Im Schnitt werden auf dem Tannenhof von Ende November bis zum Heiligabend mehrere Zehntausend Bäume verkauft. Im Durchschnitt sind sie zwölf Jahre alt.
Das Angebot auf der 50 Hektar großen Plantage ist groß: Mai hat auf dem Selbstschlagefeld Nordmanntannen, Blau- und Rotfichten sowie serbische Fichten, Schwarzkiefern, Fraser- und Korktannen, Colorado- und Koreatannen. Zu dem Weihnachtsfest in rund vier Wochen werden in Berlin und Brandenburg meist Fichten und Kiefern in den Wohnungen leuchten. Zwischen 1,5 und zwei Millionen Bäume werden gebraucht, schätzte jüngst der Vorsitzende des brandenburgischen Waldbauernverbandes, Enno Rosenthal. Diese kämen aus dem Staatswald, dem privaten Wald und von Plantagen. Dabei sei im Norden Brandenburgs eher die Fichte, im Süden eher die Kiefer beliebt. Einige Familien würden sich gleich zwei Bäume holen, für drinnen und draußen, so Rosenthal. Doch das sei kein Trend.
Auf dem Werderaner Tannenhof sind hingegen die Nordmanntannen der Kundenmagnet. Denn die hätten eben lange weiche Nadeln, ein saftiges dunkles Grün und die gute Eigenschaft, nicht so schnell den Wohnzimmerboden vollzunadeln, zählt der Tannenhof-Chef auf. Die ersten geschlagenen Bäume stehen auf dem Hof schon zur Abholung bereit. Sie gehen unter anderem ins Bundespräsidialamt und auch die nordischen Botschaften in Berlin haben ihre Werderaner Tannen bereits bestellt. Mehrere Bäume aus Werder werden zudem nach Wilhelmshaven geschickt: Auch die Marinesoldaten auf der Fregatte Brandenburg sollen es wieder weihnachtlich haben. Die größte Tanne komme traditionell auf das Hubschrauberdeck, sagt Mai. Auch die Frau des amerikanischen Botschafters habe schon angerufen und nach dem Tannenbaum-Klassiker aus den USA, einer kegelförmig zugeschnittenen Douglasie, gefragt. Die letzte Tannenbestellung wird erst nach Weihnachten rausgehen. Ein Baum aus Werder wird pünktlich zum Jolka-Fest am 31. Dezember in der russischen Botschaft in Berlin stehen.
Inmitten der Plantage duftet es wie nach einem Saunaufguss dank stark riechender Fichten- und Nobilistannennadeln. Die könne man übrigens unter die Nordmanntannen legen, damit es auch im Wohnzimmer stärker duftet.
Damit die Tannen alle kerzengerade in die Höhe wachsen, brauchen sie viel Pflege. „Wenn aus manchen Exemplaren trotzdem nichts geworden ist, machen wir daraus Mulch für die Wege und verwerten sie als Schnittgrün“, sagt Mai. Richtig stolz ist der Tannenhofchef auf seine neueste Investition: die Nadelbaumduschen oder wie er sagt, die Regner.
Über zehn Kilometer Bewässerungsrohre hat er dafür auf seinem Gelände verlegt. „Wir wollten nicht so eine Situation erleben wie im Jahr 2006“, erzählt Mai. Damals habe der trockene und heiße Sommer allen Tannen stark zugesetzt. Mai spricht von rund 30 Prozent Ausfall. Jetzt gebe er zwar viel Geld für die Bewässerung aus, doch das lohnt sich: Die sensiblen Nordmanntannen sehen aus wie gemalt und der Stamm ist dick und kräftig.
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