Potsdam-Mittelmark: Demonstration vor Selgros in Stahnsdorf Ganztägiger Streik
im Großhandel
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Stahnsdorf – Bis kurz vor 11 Uhr haben gestern vor dem Stahnsdorfer Großmarkt Selgros rund 120 Beschäftigte des Großhandels demonstriert. Einige von ihnen waren bereits seit 5 Uhr morgens auf den Beinen. Erste Stationen des Streiks waren die Märkte in Falkensee und Ahrensfelde/Lindenberg, anschließend kamen die Streikenden in Bussen nach Stahnsdorf und fuhren von dort weiter nach Cottbus. „Wir sind der Handel – wir lassen uns nicht verramschen!“, stand auf den T-Shirts der Streikenden, die mit verdi-Fahnen am Eingang des Marktes standen.
Mit der Arbeitsniederlegung soll in der laufenden Tarifrunde Druck auf die Arbeitgeber im Groß- und Außenhandel in Berlin und Brandenburg ausgeübt werden, wie verdi-Sprecherin Sabine Zimmer den PNN sagte. Zwar hätten die Arbeitgeber in der zweiten Verhandlungsrunde eine Einmalzahlung von einem Prozent für 2009 angeboten und eine Lohnsteigerung von einem Prozent ab Mai 2010 in Aussicht gestellt. Doch das sei eine sehr „geringe Einkommensverbesserung“ angesichts der Gewinne im Großhandel, die in den letzten Jahren mit Steigerungen von bis zu 75 Prozent in die Höhe schnellten, ohne dass die Beschäftigten davon profitiert hätten. Eine Provokation sei zudem, so Zimmer, dass das Angebot der Arbeitgeber an eine „massive Arbeitszeitverkürzung“ gekoppelt sei. Geplant sei, die Wochenarbeitszeit für Vollbeschäftigte auf 30 und für Teilzeitbeschäftigte auf 20 Stunden abzusenken. Von Arbeitsplatzgarantie oder Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen stünde nichts in den Entwurfspapieren. Verärgert ist Zimmer auch, weil „für alles derzeit die Krise herhalten muss“. Zu den nächsten Tarifrunden am 7. Juli in Berlin und am 9.Juli in Brandenburg erwarte die Gewerkschaft daher, dass die Arbeitgeber ein „ernsthaftes Angebot auf den Tisch legen“. Einen Konjunkturnachschlag von 1,5 Prozent sowie einen Euro mehr pro Stunde fordert die Gewerkschaft für die 34 000 Beschäftigten in Berlin und die 26 000 Beschäftigten in Brandenburg. Mit dem gestrigen Großstreik habe man auf die Verhandlungen einstimmen wollen, so Zimmer. Die Kunden des Stahnsdorfer Marktes haben gestern vom Ausstand indes nicht viel mitbekommen. Es gab keine Engpässe in der Warenversorgung, auch an den Kassen lief alles reibungslos.Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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