Potsdam-Mittelmark: Den Biber vor der Nase
Zahl der Campingübernachtungen in Brandenburg 2009 um 17 Prozent gestiegen / Auch Riegelspitze profitierte vom Campingtrend
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Werder (Havel) - Solche Zahlen machen selbstbewusst: Um 17 Prozent sind die Übernachtungen auf Campingplätzen im Land Brandenburg im vorigen Jahr gestiegen. „Das zeigt, dass die Unternehmen auf dem richtigen Weg sind“, meint Mike Bischoff, Präsident des Verbandes der Campingwirtschaft im Land Brandenburg. Gestern hatte der Verband die tourismuspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen eingeladen, um auf dem „Schwielowsee Camping“ in Ferch und auf dem „Campingplatz Riegelspitze“ in Werder vorzuführen, wie sich die Anlagen in den vergangenen Jahren rausgemacht haben. Und so konnte den angereisten Reinhold Dellmann (SPD), Thomas Domres (Die Linke) und Axel Vogel (B90/Grüne) auch gezeigt werden, wie die öffentliche Hand an dieser Entwicklung beteiligt war.
Selbst wenn die Finanzkrise das Camping etwas befördert hat, profitiert die Branche im „Land der Seen“ offenbar auch vom Trend zum Natur-Urlaub: Laut Mike Bischoff haben über 90 Prozent aller märkischen Zeltplätze einen „Seeanschluss“. Zudem habe sich in Sachen Familienfreundlichkeit, Qualifizierung und Platzqualität in den vergangenen Jahren einiges getan: Brandenburg habe inzwischen drei Fünf-Sterne-Plätze. Laut Wirtschaftsministerium wurde seit dem Jahr 2000 jeder der rund 180 märkischen Campingplätze im Schnitt mit jährlich 100 000 Euro Investitionszuschüssen gefördert.
Allein auf der Riegelspitze konnten die Landtagsabgeordneten gestern ein Empfangsgebäude, das Sanitärhaus, die Sammelsteganlage, den Strand-Spielplatz und den Wertstoffhof bestaunen, die alle in den vergangenen drei Jahren entstanden sind. Radtouristen und Kanuten können sich für 20 Euro in die neuen Wohnfässer an der Riegelbucht einmieten, wenn ihnen ein Doppelbett als Ausstattung genügt. Sie haben beste Chancen, den Biber zu sehen, der seine Burg in Sichtweite hat.
In den 30 Ferienhäusern geht es komfortabler zu. Mit immerhin vier Sternen kann die Riegelspitze bei den Besuchern inzwischen werben, zehn Leute sind hier beschäftigt und einen Lehrling gibt es auch. Traditionell bewältigt der Platz zur Blütenfestwoche seinen ersten Ansturm: Gäste wie die Familien Spitzner, Phenneckendorf und Kusian aus Uthmöden bei Magdeburg buchen ein Jahr im Voraus, um ihren Stammplatz zu bekommen. „Wir sind aber nicht die ganze Zeit auf dem Blütenfest, sondern fahren mit dem Fahrrad um den Schwielowsee, sind in Berlin unterwegs oder bummeln in Potsdam“, wie Christine Spitzner erzählte – Gäste, wie sie die Tourismuswirtschaft gerne sieht.
Nicht zuletzt ist auch auf der Riegelspitze die Besucherzahl im vorigen Jahr um zwölf Prozent in die Höhe geschnellt, berichtete Junior-Chefin Fanny Kinkel. „Es kommen nicht unbedingt mehr Leute, aber die Aufenthaltsdauer hat sich von 2,8 auf 3,5 Tage erhöht“, berichtete sie. So näherte man sich 40 000 Übernachtungen.
Ein Sorgenkind der Campingplatzlobby kam auch noch zur Sprache: Es sind die neuen Luxus-Caravans, deren stolze Besitzer dank Rundumausstattung kaum noch einen Campingplatz benötigen. Zugleich würden Caravan-Hersteller den Druck auf Kommunen – gerade im Berliner Umland – erhöhen, kostenlose Stellplätze auszuweisen. Mit solchen Angeboten, warnte Reinhold Dellmann, würden die Gemeinden ihrer eigenen Wirtschaft das Wasser abgraben. Henry Klix
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