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Im verwaisten Gebäude in der Hauptstraße sieht die Initiativgruppe ein ideales Objekt für die Pläne.

© Andreas Klaer

Von Jana Haase: Den Laden ins Dorf

Die Nahversorgung in Seddin ist seit Jahren tot – das soll sich bald ändern

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Seddiner See - Die Pläne klingen überzeugend: Ein seit Jahren brachliegendes Gebäude im Herzen Seddins wird wieder belebt. Die Seddiner könnten Einkäufe zu Fuß erledigen und nebenbei miteinander ins Gespräch kommen. Eltern könnten ihre Kinder zum Brötchenholen schicken und ihnen so ein Gefühl für den Umgang mit Geld vermitteln.

Die Wirklichkeit sieht derzeit allerdings anders aus: Seit der frühere Rewe-Markt in der Hauptstraße dicht gemacht hat, sind die Seddiner zum Einkaufen auf mobile Bäcker- und Fleischerwagen angewiesen – oder auf ein eigenes Auto. „Es gibt keine Nahversorgung mehr“, konstatiert Bernd Lehmann. Ellen Krahnert drückt es noch drastischer aus: „Seddin ist ein Schlafdorf geworden“, sagt sie: „Man fährt nur noch auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause durch.“

Doch das soll sich ändern. Seit dem Sommer 2009 trifft sich eine Initiativgruppe von Seddinern mit einem klaren Ziel: Der frühere Rewe-Markt soll zum „Dorfladen“ werden – getragen von den Seddinern selbst. Was die Einwohner davon halten, klärt derzeit eine Umfrage: 700 Bögen verteilte die Arbeitsgruppe, Ende Januar werden die Ergebnisse vorgestellt.

Die Idee für das Projekt gibt es schon länger: Bernd Lehmann und Angelika List, ebenfalls in der Arbeitsgruppe, haben sie nach Vorbildern aus den alten Bundesländern entwickelt – etwa dem mehrfach ausgezeichneten „Dorv-Zentrum“ im nordrhein-westfälischen Barmen. Dort bieten die Einwohner seit fünf Jahren selbstorganisiert „Dienstleistung und ortsnahe Rundumversorgung“ (Dorv) an. In Schleswig-Holstein gibt es mittlerweile sogar 25 „MarktTreffs“, die das Land finanziell unterstützt.

Was Schleswig-Holstein kann, muss auch in Brandenburg machbar sein, glauben die Initiatoren aus Seddin. Neben einer Einkaufsmöglichkeit mit bevorzugt regionalen Produkten soll ihr Laden auch Dienstleistungen – zum Beispiel einen Abholdienst vom Schuster – anbieten und zum Treffpunkt für die Bürger werden, erläutert Bernd Lehmann. Was genau dort passieren wird und in welcher Rechtsform der Dorfladen betrieben wird, sollen die Seddiner jedoch selbst entscheiden: „Das muss ein Projekt der Seddiner werden“, betont Ellen Krahnert.

In dem verwaisten Gebäude in der Hauptstraße 17 sieht die Initiativgruppe ein ideales Objekt für die Pläne. Das Haus gehört der Kommune, liegt für Seddiner und Kähnsdorfer zentral bei Kindergarten, Feuerwehr und Gemeindehaus. Mit Blick auf den See lade es außerdem zum Verweilen ein.

Auch zur Finanzierung gibt es bereits Ideen: So sei eine Landesförderung möglich, sagt Lehmann. Nach ersten Berechnungen mit Zahlen des Amts für Statistik zur Kaufkraft der 1400 Seddiner könne der Laden auf einen Umsatz von 500 000 Euro pro Jahr kommen, so Lehmann: „Damit kann man was machen.“

Die Unterstützung vom Seddiner Ortsbeirat und von Bürgermeister Axel Zinke ist bereits sicher: „Wir stehen dem offen und positiv gegenüber“, sagte Zinke den PNN. Auch Jeanette Freund, Vorsitzende des Ortsbeirates, signalisiert ihr Interesse: „Damit könnte die Versorgung gerade der älteren Menschen wieder gewährleistet werden“, sagte sie.

Wann der Laden eröffnet? „In diesem Jahr sicher noch nicht“, dämpft Angelika List die Erwartungen. Nach der Auswertung der Fragebögen sollen auch andere Seddiner in die Planung einsteigen. Selbstorganisierte Projekte brauchen ihre Zeit, weiß Peter Lehmann aus Erfahrung: „Aber wir haben langen Atem.“

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