Von Ute Kaupke: Der Bergholz-Blues
Das künstlerische Multitalent Rolf Janssen bereichert mit seinem Können die Nuthetaler Kulturwelt
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Nuthetal - Mancher behauptet, in Bergholz-Rehbrücke nicht Fuß fassen zu können. Der 1954 im niederländischen Oss geborene Künstler Rolf Janssen hat das in nur einem Jahr geschafft. „Der Ort und meine Frau inspirieren mich“, sagt der Sänger, Komponist, Poet und Maler. So schrieb er in Bergholz-Rehbrücke in kürzester Zeit mehr als 200 Lieder. Im November entstand der „Bergholz-Blues“, seiner neuen Heimat gewidmet: „Ich singe, weil ich singen muss – den Bergholz-Blues.“ 17 Schallplatten und später CDs spielte Janssen mit seinen Liedern seit 1978 ein. In Tilburg hatte er bis 1979 sein Kunststudium absolviert, wirkte in den Niederlanden und seit 1986 in Deutschland als Kunstlehrer und Therapeut, bevor er sich vor fünf Jahren selbstständig machte.
Er fühlt sich wohl auf dem Lande, kann mit der Reizüberflutung in Großstädten wenig anfangen. „Ich bin quer durch Deutschland gezogen. Aber Bergholz-Rehbrücke ist ein Ort, wo wir alt werden können“, sagt Rolf Janssen. Martina und Rolf Janssen kennen sich seit 1992. Vor zwei Jahren zog sie nach Bergholz-Rehbrücke – er entdeckte den Ort mit, folgte ihr, sie heirateten. Das Fleckchen Erde erinnert ihn an seine Kindheit in Oss. Wiesen, Pappeln und Sandwege gibt es hier noch. „Zu Hause in Oss wurde viel zubetoniert“, bedauert Janssen.
Jeden dritten Samstag im Monat öffnet die Familie ihr Haus zu „Kultur im Flur“, einer lockeren Kunst- und Musikrunde. Die Janssens wollen die örtliche Kultur beleben, Begegnungsräume schaffen. So begleitete Rolf Janssen mit dem Dudelsack musizierend die Eröffnung des Kinder-Kunst- und Naturpfades am Rehbrücker Panoramaweg, war Vortragsgast der Akademie 2. Lebenshälfte und mit seiner Kunst auf dem Bergholzer Adventsmarkt vertreten. Sein malerisches Können gibt er in Kursen weiter. Er hält Rehbrücker Motive fest, beschäftigt sich mit mystischen Themen und illustriert Bücher. Sein Lieblingsinstrument ist der Dudelsack, aber Gitarre, Blockflöte oder das Gemshorn spielt er ebenso gekonnt. Seine Frau Martina spielt Cembalo und Flöte. „Sie ist wie ein klarer Spiegel für mich“, sagt Janssen.
Noch in Tilburg hatte er eine Arbeitsgruppe für „Oral History“ gegründet, Zeitzeugen wurden zu mündlich überlieferten Liedern befragt, das gesammelte Material veröffentlicht. Janssen sieht sich als Volkskünstler, im ländlichen Raum, glaubt er, sei Kunst „eine von innen getragene Haltung“, schaffe eine Verbindung zum Leben, Zusammenhalt. Eigene Kunst koste nichts, „das ist das Nette“, ermuntert er zu Kreativität.
Seine Liedtexte und Melodien sind Fazit täglicher Beobachtungen. Regentropfen rollten unlängst wie eine Perlenkette am Fenster herunter – und er schrieb dazu ein Lied. Vor vier Jahren war er Preisträger im Poesiewettbewerb der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte mit dem Gedicht „Wassermund“. „ lass Wasserworte fließend rieselnd von der Zunge gehen“.
Rolf Janssen wird heute um 20 Uhr zu einem Liederabend im Potsdamer Literatur-Café „Nachlesen“, Hebbelstraße 53, erwartet. Kartenbestellungen erwünscht unter Telefon (0331) 5818 4437, der Eintritt kostet 5 Euro.
Ute Kaupke
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