Potsdam-Mittelmark: Der Fluch der Merzens
Schülermusical zum Stadtjubiläum von Werder
Stand:
Werder - Turbulent geht es auf Werders Marktplatz zu: Geschäftig bewegen sich Leute zwischen den Ständen, begutachten kritisch die Waren, die Fischer, Handwerker und Obstbauern feilbieten. Es wird gefeilscht, diskutiert, gelacht. Bekannte begrüßen sich, die Geräuschkulisse ist hoch. Offenbar nicht hoch genug: „Ihr seid Marktschreier, also schreit!“ So ganz zufrieden scheint Regisseurin Larissa Schaub mit dem spätmittelalterlichen Markt noch nicht zu sein. Es werden noch Tipps gegeben, die Leute in die richtige Position gerückt.
Bis zur Premiere ist es nicht mehr lang: Am 23. Juni wollen die Nachwuchsschauspieler und -musiker des Werderaner Ernst-Haeckel-Gymnasiums ihr Publikum auf eine Zeitreise in die Vergangenheit mitnehmen. Zwei weitere Aufführungen gibt es am 24. Juni. „Jonathans Fluch“ – so heißt das Musical, welches die Schüler auf die Beine gestellt haben. Das Stück spielt um 1500.
Im Mittelpunkt steht die vom Schicksal gebeutelte Fischerfamilie Merz: der Steuereintreiber drängt, der Fischertrag der Havel ist mies, Merzens bangen um die Zukunft. Die Großmutter erzählt ihren Enkeln Paul und Johanna, dass seit 500 Jahren ein Fluch auf der Familie lastet. Die beiden wollen dem auf den Grund gehen und erfahren darüber hinaus von der heimlichen Liebe ihrer älteren Schwester zum Sohn der verhassten Obstbauernfamilie.
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Kostüme müssen besorgt, die Dekoration zusammengestellt werden. Keine einfache Aufgabe für Elke Löbel und ihre Kollegen in der Requisite. „Wir suchen im Fundus der umliegenden Theater, gehen mit offenen Augen durch die Stadt.“ Der eine oder andere Dachbodenfund sei sehr geeignet. Währenddessen müssen auch die Texte sitzen. Der 15-jährige Jan Gumz spielt den Paul Merz. Etwas Lampenfieber habe er schon, gesteht er. Dennoch sei er glücklich, die Rolle ergattert zu haben.
Im Vorfeld hatte es für einige Besetzungen sogar Castings gegeben, berichtet Larissa Schaub. Die 18-Jährige teilt sich die Regiearbeit mit einem weiteren Schüler und zwei Lehrern. Die einzeln geprobten Szenen müssen nun zu einem Stück zusammengefügt werden, jeder habe dabei eigene Vorstellungen „Man gerät schnell an seine Grenzen“, sagt sie. Larissa Schaub koordiniert seit zwei Jahren vor Ort das internationale Kultur-Projekt „Odyssey of the Mind“, war dieses Jahr beim Europafestival in Grünheide eingebunden. Doch auch mit dieser Erfahrung koste es manchmal etwas Überwindung, Lehrer anzuweisen – einige spielen ebenfalls im Musical.
Der Rahmen des Musicals „Jonathans Fluch“, also das Leben der Werderaner im Mittelalter, ist wohlweislich gewählt: Die Stadt feiert in diesem Jahr ihr 690-jähriges Bestehen. Die Grundlage lieferten Sagen und Geschichten aus früherer Zeit, über die sich die Schüler von Stadthistoriker Baldur Martin berichten ließen. Die Aufführung soll dementsprechend vor historischer Kulisse stattfinden: Auf dem Marktplatz der historischen Inselstadt.
Informationen und Reservierung: www.jonathans-fluch.de
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: