Potsdam-Mittelmark: Der Friedhof als Park
Die Kirche wehrt sich gegen Senatspläne, den Stahnsdorfer Südwestkirchhof als Begräbnisort aufzugeben
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Die Kirche wehrt sich gegen Senatspläne, den Stahnsdorfer Südwestkirchhof als Begräbnisort aufzugeben Berlin/Stahnsdorf - Nach Plänen der Stadt Berlin soll der Stahnsdorfer Südwestkirchhof als Begräbnisstätte aufgegeben werden. Einem Entwurf des Friedhofsentwicklungsplans (FEP) zufolge sollen weite Teile des 96 Hektar großen Areals in ihrer jetzigen Form als Friedhofspark erhalten bleiben. Der FEP-Entwurf liegt dem Berliner Senat bereits vor und soll am 1. November den Kirchengemeinden, die Träger vieler Friedhöfe sind, vorgestellt werden. „Nur mit dem Verständnis und der Solidarität der Kirchengemeinden ist der Plan umzusetzen“, betont Hans Georg Büchner, Leiter für Stadtgrün und gesamtstädtische Steuerung in Berlin. Vom Grundsatz her wird im Konsistorium der Evanglischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz der Ansatz mitgetragen, Friedhöfe zu schließen oder umzuwidmen. Immerhin hat Berlin eine Bestattungsfläche von 1400 Hektar – doch bei jährlich 32000 Sterbefällen wird nur die Hälfte benötigt. Den Südwestkirchhof, der 1906 im Auftrag der Berliner Stadtsynode angelegt wurde und noch immer zu Berlin gehört, will das Konsistorium jedoch nicht als Begräbnisort aufgeben. „Die evangelische Landeskirche steht auch heute noch zu ihrem Friedhof“, versichert der Stahnsdorfer Kirchhofsverwalter Olaf Ihlefeldt. „Der Friedhof ist als als solcher wahrzunehmen“, bestätigt Arne Ziekow, Referatsleiter für Fiedhofswesen im Konsistorium gestern gegenüber den PNN. Der FEP ist kein rechtsverbindliches Papier. Die Kirche kann allein über die Widmung ihrer Friedhöfe befinden. Doch verlangt das Berliner Friedhofsgesetz von 1995 die Beteiligung aller Friedhofsträger an der Aufstellung eines FEP. Stadtgrün-Chef Büchner kann sich vorstellen, dass die Vorschläge aus seinem Haus „mit Unwillen“ gesehen werden, glaubt aber an Annäherung. Rein wirtschaftlich wird die Kirche nicht argumentieren können. Seit der Wende hat sie etwa sechs Millionen Euro in den Erhalt der kulturhistorisch wertvollen Anlage in Stahnsdorf investiert, um sie nach 40 Jahren deutscher Teilung wieder zu einer attraktiven Begräbnisstätte wie auch zu einem Ort der Kultur zu machen. Ersteres mit mäßigem Erfolg: Mit weniger als 100 Bestattungen im Jahr spielt die ursprüngliche Bestimmung des Ortes keine dominante und vor allem nur eine geringe wirtschaftliche Rolle. „Mit den Bestattungsgebühren ist der Kirchhof nicht zu betreiben“, räumt Ziekow ohne Umschweife ein. In einer Studie für die 225 Berliner Friedhöfe hat die gesamtstädtische Steuerungsabteilung um Büchner untersucht, welche unterschiedlichen Nutzungen für die einzelnen Anlagen in Betracht kommen. Als „wohnortnah“, wie es im Berliner Friedhofsgesetz als Ziel formuliert wird, kommt dabei der Südwestkirchhof als Begräbnisstätte nicht in Frage. Als „Friedhofspark“ würde er, so Büchner, als Ort der Kultur, Geschichte und der Denkmäler sowie als Refugium für Fauna und Flora und als Stätte der stillen Erhohlung bedeutend sein. Auch Konsistoriumsreferent Ziekow gibt sich nicht der Illussion hin, an den Südwestkirchhof als die zentrale Begräbnisstätte zu glauben, die Louis Meyer vor fast 100 Jahren anlegte, wo Zille, Breitscheid und Siemens begraben sind und für die eigens die Friedhofsbahn gebaut wurde. Daher macht man sich auch in der Kirche Gedanken, wie das große Areal wirtschaftlicher zu betreiben ist. „Es gilt zu überlegen, welche Bereiche man künftig bewirtschaften will, auf welche Flächen man sich für Begräbnisse beschränkt und welche Teile ihrer natürlichen Entwicklung überlassen werden“, so Ziekow. Die Kirche arbeite zusammen mit der Friedhofsverwaltung an unterschiedlichen Nutzungsvarianten für die einzelnen Bereiche der weiten Anlage. Neben Plätzen der Kultur- und Architekturgeschichte wird nach dem Bestreben der Kirche der Südwestkirchhof eine Begräbnisstätte bleiben. Peter Könnicke
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