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Beliebtes Motiv. Die Stahnsdorfer Dorfkirche von Angelika Watteroth.

© T.Reichelt

KulTOUR: Der Geist des Ortes

Stahnsdorfer Künstler widmen ihrer Gemeinde zum Jubiläum eine bemerkenswerte Ausstellung

Stand:

Stahnsdorf - Von einer Ausstellung, die kommunalpolitischer Denkart entsprang und mit einem schlichten, aber deutlichen „Mein Bild von Stahnsdorf“ betitelt ist, kann und sollte man vieles erwarten. Das muss ja nicht immer genau sein, was sich Amtsleute in ihren Wünschen und Stuben erträumen, eher umgekehrt.

Die neue Ausstellung im Stahnsdorfer Rathaus ist trotzdem dank der Gemeindeverwaltung und den Mühen der Kursleiterin und Künstlerin Thekla Furch entstanden und noch bis Ende des Monats dort zu bewundern, wo sie hergekommen ist: in der Annastraße, wo dem Amt die Fäden zusammenlaufen.

Anlass ist das 750. Jubiläum des Ortes in diesem Jahr 2014. Mitmachen durften natürlich auch Pinsel und Paletten aus den Nachbarorten der Bäketal-Troika. Irgendwie hängt ja alles zusammen. Auch Geknetetes, Geformtes und Textiles war zugelassen. Natürlich stößt man beim Rundgang durch das Foyer und die Tiefen der Rathausflure immer wieder auf Künstlernamen, die man von anderen Veranstaltungen wie dem ArtEvent oder der Stahnsdorfer Kunstmeile her kennt. Aber letztlich geht es hier weniger um Köpfe, sondern darum, welches Bild ein künstlerischer Geist heute von Stahnsdorf hat.

Nun weiß man aus der Chronik, dass dieser Ort früher ein ausgemachter Winzling war, nur aus dem heutigen Dorfkern samt Kirche bestehend. Das müssen die Künstler erahnt haben, vielleicht hat es ihnen auch der „genius loci“ – der Geist des Ortes – gesagt. Jedenfalls zeigen auffallend viele Bilder dieses Motiv in allen denkbaren Facetten. Und, das muss hinzugefügt werden, in einer ganz bemerkenswerten Qualität!

Roselore Antol zum Beispiel mit filigranem Aquarell, Angelika Watteroth in ihrer bewährten Manier, Ulrike Seide als höchst ästhetisches Winterbild mit Schnee, Hans-Jürgen Brauer skizzenhaft in Form einer kraftvollen Zeichnung. Viele andere noch lassen quasi die Kirche im Dorf, das ist nicht wenig, heutzutage!

Aber auch der Urwuchs im sumpfigen Bäketal, die Bäume am Upstall, Weiden am Feldrand sind der künstlerisch formenden Hand einen Gruß aus und für Stahnsdorf wert. Vom Gemeindeamt gibt es eher kein Bild, aber von dem sollte man auch gar keines machen!

Dafür von den Anlagen vom Südwestfriedhof, wie Dorit Uhlig, Gertraude Geselle oder Karin Müller-Grunewald und viele sie abgebildet haben, man kann ja nicht alle Namen aufreihen. Andere haben das Wort „Stahnsdorf“ auf den Malgrund geschrieben und darum und dazwischen, mehr oder weniger stilisiert, Häuser und Häuschen gemalt. Flüchtig wie ein Geniestreich ist Rosemarie Walds Sicht auf die Wilhelm-Külz-Straße, ein Pastell. Geisterhaftes im Ort fand Frank Schleicher auf liebenswerte Art. Joachim Scheel lässt Nosferatu über den Friedhof wandeln, Eberhard Trodler zeigt noch einmal das Porträt „Steffen“, Egon Wrobel ist mit plastisch geformten Arbeiten wie „Mausoleum der Caspari“ und einem nekrophilen Geviert dabei.

Stahnsdorf allewege also, Stahnsdorf im Bild, und in Bildern. Leider gehen viele Menschen auf ihrem Wege zum Amt daran vorbei. Irgendwie betrüblich, denn diese Schau ist viel zu anspruchsvoll – und auch gelungen – um sie aus den Augenwinkeln und im Vorbeieilen wahrzunehmen.

Ab März wandert sie durch nahegelegene Schulen, zur Festwoche im September bekommen sie im Gemeindezentrum eine zweite Chance. Braucht sie die überhaupt? Nein, eher das Publikum, die wackeren Stahnsdorfer! Gerold Paul

Bis 28. Februar, Annastraße 3

Gerold Paul

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