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Wichtiger Fund. Pfarrer Helmut Kautz mit dem alten Holzbalken.

© Heimann/dapd

Potsdam-Mittelmark: Der hölzerne Schlüssel zu Rottstocks Geschichte Ein Jahrhunderte alter Balken könnte neue Erkenntnisse zu ersten Siedlungen liefern

Brück - Begeistert tippt Helmut Kautz mit dem Finger gegen den Holzbalken in der Brück-Rottstocker Kirche im Landkreis Potsdam-Mittelmark. „Der ist einfach mal uralt“, schwärmt der Pfarrer der Kleinstadt und zieht schnell seine Hand zurück: Trotz der nur sehr behutsamen Berührung bröseln Krümel aus dem Holzstück.

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Brück - Begeistert tippt Helmut Kautz mit dem Finger gegen den Holzbalken in der Brück-Rottstocker Kirche im Landkreis Potsdam-Mittelmark. „Der ist einfach mal uralt“, schwärmt der Pfarrer der Kleinstadt und zieht schnell seine Hand zurück: Trotz der nur sehr behutsamen Berührung bröseln Krümel aus dem Holzstück.

Vor einigen Monaten wurde der Balken bei Ausgrabungen im Boden der Dorfkirche gefunden. Archäologische Untersuchungen haben nun ergeben, dass er vermutlich Teil einer zuvor dort stehenden hölzernen Kirche gewesen ist, die etwa um das Jahr 1150 auf dem Areal errichtet wurde.

„Wir haben immer nur den mittelalterlichen Feldsteinbau gesehen, wie er hier auch schon seit etwa 800 Jahren steht“, erzählt Pfarrer Kautz. An dem habe über die Jahrhunderte jeder ein wenig rumgebastelt, fügt er hinzu. „Die Rottstocker hatten noch nie so viel Geld, als dass sie etwas grundlegend umgebaut hätten.“ Doch nun haben die Grabungen offenbart, dass dieser selbst schon historischen Kirche wohl ein noch älterer Bau vorausgegangen ist.

Die Holzkirche soll von den ersten deutschen Siedlern im heute zu Brück eingemeindeten Rottstock errichtet worden sein. Sollten weitere Untersuchungen ergeben, wie groß dieses Gebäude war, könnten daraus Rückschlüsse auf die damalige Einwohnerzahl gezogen werden. Der für die Ausgrabungen verantwortliche Archäologe Arco Dinter sagt: „Die Siedler haben sich normalerweise recht schnell nach ihrer Ankunft einen religiösen Versammlungsort geschaffen.“ Damit könne das Alter der ersten Rottstocker Siedlung zumindest annäherungsweise von dem Alter der Kirche abgeleitet werden.

Drei Holzproben hatte Dinter dem Deutschen Archäologischen Institut in Berlin zur Untersuchung übergeben. Die dortigen Experten schätzten die Entstehungszeit der ehemaligen Kirche in etwa auf Mitte des 12. Jahrhunderts. „Das ist auch die Phase, in es in der Gegend eine große Bauaktivität gab“, erklärt Dinter. Ähnliche Holzproben seien zum Beispiel auch bei Ausgrabungen an der Burg Belzig entdeckt worden.

Für Pfarrer Kautz ist die Entdeckung vor allem ein Gewinn für die heutigen Einwohner von Brück mit seinem eingemeindeten Ortsteil Rottstock. „Die Menschen, die hier seit Generationen leben, können damit auf eine Jahrhunderte alte Tradition zurückblicken“, sagt Kautz. Die Kirche beherberge auch eine Glocke aus dem Jahr 1248, die möglicherweise schon in der Holzkirche geläutet habe, fügt er hinzu.

„Von Generation zu Generation haben die Menschen hier gelebt und der Balken war immer da - nur wenige Zentimeter unter dem Boden der Kirche, dem Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft.“ Er wolle die Menschen für das begeistern, was mittlerweile Geschichte geworden sei, sagt der 41-Jährige. „Schade ist nur, dass der Fund zerfällt, sobald er ausgegraben ist“, fügt er hinzu.

Deshalb würde er sich freuen, wenn zumindest ein Teil des Holzbalkens in der Kirche verbleiben könnte. „Vielleicht im Rahmen einer kleinen Ausstellung, die die Ausgrabungen dokumentiert“, sagt Kautz. Dann könnten auch Touristen aus der Umgebung etwas über die „geheimnisvolle Geschichte“ der Brück-Rottstocker Kirche lernen. Luise Poschmann

Luise Poschmann

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