
© Thomas Lähns
Von Thomas Lähns: Der magische Moment
Kindersendung „Pur+“ drehte in Werder Beitrag über das Küssen / Moderator Eric Mayer probte mit „Alisa“-Darstellerin Theresa Scholze den perfekten Filmkuss
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Werder (Havel) - Es gibt die romantischen wie im Film „Titanic“, die leidenschaftlichen wie in „Eyes wide shut“ oder die legendären wie in „Vom Winde verweht“: Filmküsse lassen nicht nur beim Zuschauer das Herz schneller schlagen, sie sind auch für die Schauspieler eine Ausnahmesituation. „Ein Kuss ist immer etwas besonderes, egal ob man ihn im wahren Leben oder vor der Kamera bekommt“, sagt Theresa Scholze. Die 28-Jährige ist seit März täglich im Nachmittagsprogramm des ZDF als „Alisa“ in der gleichnamigen Telenovela zu sehen. „Alisa - Folge Deinem Herzen“ wird seit vergangenem Jahr in Werder und Potsdam gedreht. Jetzt gab es Besuch am Set: Das Kindermagazin „Pur+“ drehte in Werder einen Beitrag über Filmküsse.
Moderator Eric Mayer begibt sich für die ZDF-Sendung regelmäßig in Extremsituationen. Als „Stuntman des Wissens“ hat der sympathische 29-Jährige bereits auf einem 50 Meter hohen Kirchturm bei Windstärke 4,5 ein Dach gedeckt, hat einen Tag hinter Gittern verbracht und ist in einem Paraglider durch luftige Höhen geflogen. „Ich bin stellvertretend für die Kinder unterwegs, gehe dorthin, wo sie nicht hindürfen“, erläutert er seine Aufgabe. Das kann durchaus Überwindung kosten, wenn man zum Beispiel als Tierarzthelfer den Arm in den Darm einer Kuh stecken muss, wie es Eric in einer Folge tapfer getan hat. Das belastendste Erlebnis für ihn sei ein so genannter Parabelflug mit einem Airbus A300 gewesen, berichtet er: 30 mal hintereinander steile Steig- und Sturzflüge, um Schwerelosigkeit herzustellen - der Magen macht da natürlich nicht lange mit, lacht er.
In Werder muss der Moderator weder mit Höhen- noch mit Platzangst kämpfen. Nervös ist er trotzdem: Heute wird er „Alisa“ küssen. Die Zielgruppe seiner Sendung sind die 8- bis 13-Jährigen, und erste Ausdrücke gegenseitiger Zuneigung sind auch für sie ein Thema. Hilfe bekommt der Moderator von Schauspielcoachin Petra-Maria Popp, die auch die Akteure der Telenovela am Drehort berät. Am Ufer der Föhse bereitet sie Eric auf den großen Moment vor. Sie kennt die emotionalen Extremsituationen, in die sich Schauspieler manchmal begeben müssen: Tränen- oder Wutausbrüche, Verzweiflung oder unbändige Freude sollen sie vortäuschen, egal wie die eigene Gefühlslage gerade ist. Auch in Sachen Filmkuss ist sie Expertin. „Es sind immer die klassischen Hollywood-Küsse, an die sich jeder erinnert“, sagt sie, und verweist auf Clark Gable und Vivian Leigh oder Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann. Der Grund: „Wenn sich die Lippen berühren, schwenkt die Kamera weg und beim Zuschauer übernimmt die Fantasie.“ Popps wertvollster Ratschlag für Erics ersten Filmkuss: „Stell Dir vor, Du wärst jemand anderes.“ Und so wird es nicht Eric sein, der in Werder eine Traumfrau küsst, sondern ein schüchterner junger Mann namens Fred.
Die ersten Aufzeichnungen für die Sendung an der Föhse laufen schleppend: Ein Motorboot zieht seine Kreise, laut heult der Motor auf. Als die Yacht endlich in südliche Richtung das Inselufer verlässt, beginnen die Kirchenglocken zu läuten. Immer wieder muss neu aufgezeichnet werden, auch weil der Moderator sich hin und wieder verhaspelt. Er ist sichtlich angespannt. Nachdem die Szene endlich im Kasten ist, kommt die Nachricht: Theresa Scholze ist in Werder eingetroffen und wartet vor dem ehemaligen Colonial Café in der Michaelisstraße, das für die Dreharbeiten zu „Alisa“ umgebaut worden ist. „Café Mona Lisa“ prangt jetzt über der Tür und Wimpel in rot, weiß und grün – es sind auch die Farben der Blütenstadt Werder – versprühen italienisches Flair. Kleine Bistrotische stehen am Straßenrand, die Sonne scheint, Vögel zwitschern: Romantischer könnte die Kulisse kaum sein.
Die Begrüßung zwischen Theresa und Eric verläuft wie unter Kollegen: Handschlag, ein „Hallo“ und ein Lächeln. Eric gesteht seine Nervosität und erntet bei seiner Filmpartnerin Verständnis: „Auch ich bin immer etwas aufgeregt, wenn ich einen Filmpartner zum ersten Mal küssen muss“, sagt Theresa Scholze. Nach vorheriger Regieabsprache geht es los: Eric, der nun seine Rolle des Fred übernimmt, schlendert mit gesenktem Haupt die Straße entlang. Plötzlich steht seine Traumfrau in der Tür des kleinen Cafés. Beide hatten sich vor Jahren aus den Augen verloren, konnten sich ihre Gefühle für einander aus Scheu nicht gestehen – das ist Teil der Geschichte, die um diesen Augenblick gestrickt wurde. Ihre Blicke treffen sich. Wie auf Wolken schwebt Fred zu ihr, sie kommt ihm entgegen. Die Hände umfassen sich, langsam und schüchtern nähern sich die beiden bis zu jenem magischen Moment, in dem die Augen geschlossen werden und die Lippen aufeinander treffen. Plötzlich fällt die Spannung von beiden ab und sie gehen in ihren Rollen völlig auf. Es ist ein langer Kuss, an dessen Ende Eric nach Luft ringen muss und nicht mehr als ein „Wow“ hervorbringt. Doch die Kamera läuft weiter und irgendwie muss er es schaffen, diese Sequenz zu Ende zu moderieren und den Kindern das gerade Erlebte schildern. „Wahnsinnig aufregend“ sei es gewesen, sagt er.
Am Set gibt es Beifall für diesen ersten, aber täuschend echten Filmkuss. Der Tipp von Schauspielcoachin Petra-Maria Popp habe sich bewährt, verrät Eric im Nachhinein. „Ich habe mich einfach in die Rolle fallen lassen – und Theresa hat mich sehr gut geführt.“ Ein bisschen rot ist er trotzdem geworden. Und ein bisschen schneller dürfte sein Herz nach diesem Moment auch schlagen.
Sendetermin für die „Pur+“-Folge über das Küssen ist Samstag, 30. Mai, um 9 Uhr im ZDF. Die Wiederholung läuft am 31. Mai um 19.25 Uhr im Kika. „Alisa – Folge Deinem Herzen“ läuft montags bis freitags um 16.15 Uhr im ZDF.
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