Potsdam-Mittelmark: Der Nachwuchs schlägt Alarm
Brandbrief: Warnung vor „schleichendem Tod“ des Wilhelmshorster Jugendclubs
Stand:
Michendorf - Der Jugendclub Wilhelmshorst wird in diesem Jahr zehn Jahre alt – trotzdem sei man zurzeit „mehr in Grabes- als in Feierstimmung“. So beginnt der Brief eines Jugendlichen aus der Waldgemeinde, der in Anbetracht der Schließung des Club-Containers zum Jahresende Alarm schlägt. Vom „schleichenden Tod des Juco“ ist da die Rede. Denn immernoch sei keine Lösung absehbar. „Wir fragen uns nun: Wie wird es weitergehen?“
Seit längerem wird in der Gemeinde um Alternativen für den alten Container im Eichenweg gerungen. Immer wieder ist die Nutzungsgenehmigung für die Blechbüchse verlängert worden, nun jedoch ist die endgültige Schließung auf Ende dieses Jahres terminiert worden. Die Gemeindevertreter sollten eigentlich im September 2010 über einen Neubau an alter Stelle abstimmen, der Beschluss wurde jedoch von den Gemeindevertretern abgelehnt. Mittlerweile wird wieder diskutiert, die Alte Schulküche im Heidereuterweg zu sanieren und als Club umzubauen. Das Gebäude könnten sich die Jugendlichen mit den „Freunden und Förderern der Ortsgeschichte“ teilen. Und saniert muss das denkmalgeschützte Haus ohnehin – wenn die Gemeinde es behalten möchte.
Die Diskussion wird von den Jugendlichen mit Spannung verfolgt. Der Brief auf dem Internetportal wilhelmshorst.de ist zwar anonym unterzeichnet, aber Jugendsozialarbeiterin Romy Steegmann kann sich durchaus vorstellen, dass er von einem ihrer Schützlinge stammt. „Wir reden oft über die derzeitige Situation“, sagte sie gestern auf PNN-Anfrage. Unter den Jugendlichen herrsche viel Frust, seitdem der Beschluss zum Clubneubau gekippt ist. Das Problem sind die Kosten: Rund 300 000 Euro würde ein Neubau laut Planungen kosten. Die Sanierung der Alten Schulküche wäre mindestens ebenso teuer. Für die Gemeindevertreter ist die Entscheidung nicht leicht, auch weil der Jugendclub vorwiegend nur am frühen Nachmittag genutzt wird.
Dass eine Lösung bis zum Jahresende gefunden werde, unterstrich Wilhelmshorsts Ortsvorsteherin Irmgard Richard (SPD) gestern. „Allerdings müssen wir unsere Entscheidung genau abwägen. Das Konzept muss durchdacht sein.“ Richard betonte, dass sich der Ortsbeirat zum Erhalt des Clubs bekannt hat und das Thema auch in der Gemeinde „ganz oben auf der Tagesordnung“ stehe.
„Wir, die Besucher des Juco, wünschen uns nicht nur eine klare Aussage über die Zukunft des Jugendclubs, wir wünschen uns auch Taten“, heißt es in dem anonymen Brief. Hier würde man viel lernen: Sei es soziales Engagement oder die eigenständige Durchführung von Projekten. „Das, was wir aber in den letzten Jahre am meisten gelernt haben, ist, dass in der Politik viele Worte verloren werden, von denen aber die wenigsten etwas wert sind“, ätzt der Verfasser in Richtung Gemeinde. Die wundere sich über den „plötzlichen Bedarf“ nach einem neuen Club. Am Ende werde man sich nur noch über den schlechten Prozentsatz der jungen Wähler wundern, „die man in fast zehn Jahren Juco kaputtgeredet hat“. Thomas Lähns
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: