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Potsdam-Mittelmark: Der rote Draht über Glindow zum König

Heimatverein Glindow präsentierte in Werder seine Arbeit / Vera Neumann neue Vorsitzende

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Werder · Glindow - Heimatgeschichte hört nicht hinter dem Ortsschild auf, das hat man in Glindow längst erkannt. Im Rahmen seiner Forschungsarbeit stößt der hiesige Heimatverein immer wieder auf Gemeinsamkeiten mit der Blütenstadt Werder (Havel): So wurden beide Orte 1317 erstmals urkundlich erwähnt, die Heilig-Geist-Kirche auf der Werderaner Insel und die Dorfkirche in Glindow entstanden beide zur Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Reißbrett von Friedrich August Stüler – Gemeinsamkeiten, die sich nutzen lassen, um die Orte weiter zusammenzubringen.

Am Mittwochabend präsentierte der Glindower Heimatverein auf Einladung seines Werderaner Pendants seine Arbeit im „Hotel zur Insel“. Für Vera Neumann war dies die Gelegenheit, sich als neue Vorsitzende des Glindower Vereins vorzustellen. Sie löst Ingrid Baitz ab, die aus beruflichen Gründen den Staffelstab übergeben hat. Vera Neumann arbeitet auch im Vorstand des Ortschronistenverbandes Potsdam-Mittelmark. Der universale Blick auf das gesamte Havelland bleibt also erhalten.

Und der ließe sich nutzen: Es gebe immer noch gewisse Animositäten zwischen den Orten Glindow und Werder, erläuterte Heimathistoriker Friedel Häberer. „Aber man kann sich ja zu Werder bekennen und dennoch überzeugter Glindower sein.“ Sein Vorschlag, gemeinsam zum Zusammenwachsen beizutragen – seit 2003 ist der Kirsch- und Ziegelort ein Teil von Werder – wurde gern aufgenommen. Gemeinsame Ausflüge der Vereine gibt es bereits und man könne sich vorstellen, zusammen auf die 700-Jahr-Feier 2017 hinzuarbeiten, so Baldur Martin, Chef des Heimatvereins in Werder.

Von einer Vereinsfusion war freilich nicht die Rede, die Glindower sind sehr profiliert: Seit mittlerweile zehn Jahren betreiben sie das Heimatmuseum im Kochschen Haus. Allein im vergangenen Jahr zählte man 600 Besucher, mehr als je zuvor, berichtete Ingrid Baitz. Am 31. März eröffnet das Haus wieder zur Sommersaison mit einer Fotoausstellung unter dem Motto „Skurrile Naturgestalten“. Die Teilnahme an Festen wie der Baumblüte oder dem Kirsch- und Ziegelfest steht ebenso auf dem Programm wie Ausflüge in Eigenregie.

Und es wird weiter geforscht. Zum Beispiel an dem, was einst auf dem Glindower Fuchsberg thronte. Vor vier Jahren hatte der Heimatverein Glindow erstmals erfahren, dass es zwischen 1832 und 1849 eine „optische Telegraphenverbindung“ von Koblenz nach Berlin gegeben hatte (PNN berichteten). Auf einer Strecke von knapp 600 Kilometern standen 61 Stationen, die sich untereinander per Fernrohr und optischen Signalen verständigten. Eine Station befand sich in Glindow, die Nachbarn in Brandenburg (Havel) und auf dem Potsdamer Telegraphenberg. Recht spät, kurz vor der elektronischen Telegraphie, hatten die Preußen den militärischen Wert dieses Prinzips erkannt. Bei guten Sichtverhältnissen konnte der König in Berlin innerhalb von zwei Stunden erfahren, was in den Rheinprovinzen passierte.

Seit geraumer Zeit besteht Kontakt zu einer Interessengemeinschaft in Niedersachsen, die dieses Kapitel der Technikgeschichte aufarbeitet. Während die Glindower Station bereits um 1900 verfallen ist, konnte jene in der Ortschaft Neuwegersleben bei Oschersleben rekonstruiert werden. 2009 sollen die Stationen – oder ihre ehemaligen Standorte – mit Informationstafeln versehen werden. In Glindow würde damit eine weitere Attraktion am Obstpanoramaweg entstehen. Thomas Lähns

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