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Noch recht nackt: Die neue Beelitzer Litfaßsäule.

© Stadtverwaltung Beelitz

Potsdam-Mittelmark: Der „runde Herold“ kehrt zurück

Beelitz und Michendorf entdecken die Litfaßsäule wieder. Hier sollen Vereine künftig werben dürfen

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Beelitz / Michendorf - Im Zeitalter von Handy und Internet ist sie fast völlig aus den mittelmärkischen Kleinstädten verschwunden. Doch die Litfaßsäule – über Jahrhunderte Informationsquell für Kultursuchende – soll jetzt eine Renaissance erleben. Die Stadt Beelitz hat in dieser Woche den ersten „runden Herold“ in der Berliner Straße gegenüber dem Rathaus aufgestellt, weitere sollen folgen, wie die Stadtverwaltung gestern ankündigte. Auch in der Gemeinde Michendorf gibt es einen entsprechenden Vorstoß: Demnächst sollen vier Litfaßsäulen in den Ortsteilen aufgestellt werden.

Die geplanten Standorte vor dem Gemeindezentrum Michendorf, am Bahnhof Wilhelmshorst sowie in Langerwisch und Wildenbruch müssen allerdings noch vom Gemeinderat genehmigt werden, erklärte Klaus-Dieter Becker, Vorstandsmitglied der „Bühnenfreunde Michendorf“ und Vorsitzender des Kulturbundes Michendorf. Der Förderverein des örtlichen Theaters hatte vor einem Jahr die Idee aufgebracht, nicht nur über die neuen Medien, sondern auch auf traditionelle Weise für die Inszenierungen der Kleinen Bühne im Volkshaus zu werben. „Wir werden immer mehr Senioren, und ältere Menschen schauen nicht so oft ins Internet“, erklärte Becker. Ein weiterer Effekt: Die wilde Plakatiererei in der Gemeinde soll aufhören. Denn die Säulen sollen allen Vereinen zu Werbezwecken zur Verfügung gestellt werden. Nur kommerzielle Nutzer sind ausgeschlossen. „Dadurch wachsen die Ehrenamtlichen weiter zusammen“, so Becker.

3000 Euro, so viel haben die 2,35 Meter hohen Säulen gekostet, das Geld kam zu zwei Dritteln von der Gemeinde, den Rest hat der Verein geschultert. Es sind Neuanschaffungen, erklärte Becker. Gern hätte man historische Säulen gekauft, doch die seien nirgendwo mehr zu finden. Immerhin habe der Hersteller ihnen eine traditionelle Note verliehen.

Darauf haben auch die Beelitzer Wert gelegt – immerhin müsse die Säule auch unter denkmalschützerischen Aspekten in das Altstadtbild passen, wie es aus der Verwaltung hieß. Die erste Beelitzer Säule ist 3,35 Meter hoch und bietet damit jede Menge Platz für Ankündigungen der örtlichen Kulturschaffenden und anderer Veranstalter. Entwickelt hatte die Idee Bürgermeister Bernhard Knuth (BBB): Er suchte eine Möglichkeit, trotz des Plakatierungsverbotes in der Altstadt die Bürger auf dem Laufenden zu halten.

Unterdessen haben die Michendorfer Kulturschaffenden bereits das nächste Projekt ins Auge gefasst: Demnächst soll eine alte Telefonzelle angeschafft werden, die den Bürgern als Bücherkiste dienen soll. Die Idee hatte der örtliche Tauschkreis „Geben und Nehmen“, bei dem seit mehreren Jahren Bücher, Kleidung und sogar Nachbarschaftshilfe getauscht werden. „Die Mitglieder sind bei jeder größeren Veranstaltung mit ihrem Büchertisch dabei“, erläuterte Becker, und die Nachfrage sei jedesmal groß. Das Prinzip „Buch gegen Buch“ soll so auf engstem Raum zur Institution werden. Die Telefonzelle soll mit Regalen ausgestattet und von außen bunt bemalt werden. Jeder könne sich dann dort seinen Lieblingswälzer herausnehmen und dafür ein anderes ausgelesenes Buch hineinstellen. Wann die „Bücherkiste“ aufgestellt wird, steht indes noch nicht fest. Thomas Lähns

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