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Potsdam-Mittelmark: Der schnelle Draht kommt langsam

Orte wie Seddiner See, Wilhelmshorst und Ferch warten vergeblich auf T-DSL, doch es gibt Alternativen

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Orte wie Seddiner See, Wilhelmshorst und Ferch warten vergeblich auf T-DSL, doch es gibt Alternativen Potsdam-Mittelmark - In Orten wie Seddiner See, Ferch oder Wilhelmshorst ist der Fortschritt noch nicht angekommen. Gewerbegebiete, Schulen und Gemeindeverwaltungen müssen auf den kurzen Draht ins Internet verzichten: Denn T-DSL ist für fast zehn Prozent der Telekom-Kunden nicht verfügbar – das sind 3,5 Millionen Anschlüsse in Deutschland. Gerade ländliche Regionen sind betroffen. Und auch der Berliner Speckgürtel bietet keinen Schutz, den Anschluss ans IT-Zeitalter zu verpassen. „T-DSL kann mit den hier verwendeten Kupferkabel-Leitungsquerschnitten in einer Maximal-Entfernung von knapp 4,8 Kilometern geschaltet werden“, lautet die lapidare Antwort von Telekom-Sprecher Walter Genz, wenn man ihn nach der Begründung für die Kabellöcher fragt. Die betroffenen Ortschaften sind weiter weg. Mit nach der Wende eingebauten Glasfasernetzen verhalte es sich nicht anders. „Da gab es noch kein T-DSL, das damals eingebaute Leitungsnetz ist untauglich“, so Genz. Daran ändere auch ein Jahresgewinn der Telekom AG von 4,9 Milliarden Euro (2004) nichts, die erforderlichen Investitionen lägen im zweistelligen Milliardenbereich. Und gesetzlich verpflichtet ist die Telekom nur zur Grundversorgung im Telefonnetz. „Für ein börsennotiertes Unternehmen gilt schließlich das Prinzip des königlichen Kaufmanns“, sagt Genz. „Wir können nur im Rahmen unseres Investitionsbudgets investieren.“ Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) hat sich schon ähnliches anhören müssen. „Man kämpft gegen Wände“, lautet ihre Erfahrung. Seit Monaten werden Protestnoten ausgetauscht, damit die Gemeindeverwaltung in Ferch mit ihren etwa 30 Beschäftigten einen DSL-Anschluss bekommt. Die monatliche gezahlten Telefongebühren über 2500 Euro werden ebenso abgetan wie 500 Haushalte und 140 Gewerbebetriebe in Ferch, von denen eine ganze Anzahl ihr Interesse am schnellen Internetdraht bekundeten. „Wie sollen wir da das Gewerbegebiet beleben?“, fragt die Bürgermeisterin? Über den einzigen Ausweg, den die T-Com geboten hat, kann sie nur lachen: Eine Investitionsbeteiligung in dreistelliger Höhe. In Wilhelmshorst will man nicht länger auf den „rosa Riesen“ warten: Eine Privatinitiative um den Computerservice von René Lautensack kümmert sich nach dem Beispiel eines Betreibers in Mengergereuth um Alternativen. Das „Ersatz-DSL“ arbeitet über Wireless-LAN-Technik, also im Funkbereich, und versorgt im Thüringischen zur Zeit 70 Teilnehmer. Innerhalb weniger Wochen haben sich in Wilhelmshorst über 100 Interessenten in eine Liste der örtlichen Postfiliale eingetragen, um dem Beispiel zu folgen. Ähnliche Zahlen wurden in Seddiner See erreicht, wo sich die Gemeindeverwaltung nach vergeblichen Mühen bei T-Com jetzt selbst für die W-LAN-Variante engagiert. Die gleichen Bandbreiten wie bei DSL würden damit erzielt. „Die Anmeldelisten füllen sich fast ohne jede Werbung“, so Bürgermeister Axel Zinke. Noch im zweiten Quartal solle ein Funkmast im Ort aufgestellt werden, dann gibt es auch in Seddiner See den schnellen Draht ins Netz. Der besondere Clou laut Zinke: Die Gebühren bei W-LAN seien sogar billiger als T-DSL. Henry Klix / Klaus-P. Anders

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