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KulTOUR: Der Schrecken vom Flecken Zechlin

Trugbilder der Natur zum Saisonstart des Glindower Heimatmuseums

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Werder · Glindow - Vom Effekt her möchte man den samstäglichen Eindruck aus dem Glindower Heimatmuseum am liebsten umkehren, die Schülern der dortigen Grundschule für ihre Begeisterung zur Natur recht gründlich loben und ihren Arbeiten kleine Lorbeer-Kränzen anhängen. „Skurrile Naturgestalten“ war ja das von Lehrerin Ilona Lorentz vorgegebene Thema, mit dem sie Kinder nebst anhängende Eltern ins Freie schickte, um sonderbare Baumgewächse zu fotografieren. So entstanden zahlreiche Konterfeis von dem, was draußen eher krumm statt gerade wächst, was verborgenen Sinn oder „Trugbild“ verrät. Lobenswert, die Kinder dergestalt das Sehen zu lehren.

Schülerin Lea Leiße hat mit Hilfe von Frau Phantasia im Glindower Gehölz einen Elefanten entdeckt, ihre „Kollegen“ verwunschene Baumgruppen oder Verwunderliches direkt vor der Haustür. Schade, dem Ortsfremden wird die erste Exposition des Jahres im Heimatmuseum ob der Straßenbauarbeiten wohl verborgen bleiben – der malade Weg führt über den Mühlenberg! Günter Schmiedchen, Jahrgang 1932, stammt aus Berlin. Er wohnte lange in Potsdam, doch jetzt zieht es den Gastronomen im Ruhestand nach Glindow am See. Er ist ein expliziter Wanderfreund mit Vorliebe für die Gegend zwischen der Mark Brandenburg und der Ostsee, aber es dürfen auch mal andere Weltgegenden sein, Sardinien, die Kanaren oder Schottland.

Von überall hat er Fotos mitgebracht – „Trugbilder der Natur“ ist zugleich Titel der Ausstellung. Der Heimatverein, einer von mehr als zwanzig Bünden vor Ort, wählte mit ihm aus einem guten Tausend aus, was in den beiden Räumen zu sehen ist, linkerhand „Waldbilder“, rechts „Strandbilder“. Sie haben, was bei den Kindern fehlt, phantastische Titel: „Der Berggeist von San Pataleo“, „Der Krake von Esperort“, „Die Bestie vom Weststrand“ oder „Der Schrecken vom Flecken Zechlin“. Kleinode der Natur, Verwachsenes, Geheimnisvolles, Verwunschenes, Bild oder Naturobjekt, zugleich ein Hinweis, dass es nichts Unbelebtes gibt, dass alles „geistig“ ist. In den durchrationalisierten Zeiten von heute eine wichtige Sache für Kinder und Eltern. Die Schülerarbeiten sind ausdrücklich komplementärer Teil dieser phantasievollen Schau.

Die erste Ausstellung im Jahr soll eben immer etwas besonderes sein. Wie im vergangenen, als es um Fontane ging, trugen Schüler auch diesmal hübsche Verse vor, „Baumgedichte“ von Joachim Ringelnatz oder dem leider vergessenen Dieter Mucke. Hübsch.

Kulturpolitik als Rahmung: In Anerkennung des Ehrenamtes ad hoc übergab die SPD-Landtagsabgeordnete Susanne Melior der neuen Chefin des Heimatvereins, Vera Neumann, den aktuellen „Blumenstrauß des Monats“ für ihre uneigennützigen Verdienste um Glindow. In Anbetracht der gespannten Lage „haben wir überlegt, ob wir helfen können“, sagte sie. So denkt die Partei ja immer. Auch „Kirschkönigin“ Doreen Wahnsiedler und der Ortsbürgermeister Wilhelm überbrachten ihre Grüße. „Müritz-Arara“ und der „Schorfheide-Troll“ haben sich wohl darüber gefreut. Leider war diese Vernissage nur wenig besucht, traurig, denn die Bewirtung war wieder mal vorzüglich.

Glindow, Kietz 3, Telefon (03327) 40 142, die Fotos sind bis Juni zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen (Samstag und Sonntag von Wochenende 11 bis 17 Uhr) – übern Mühlenberg!!!

Gerold Paul

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