Potsdam-Mittelmark: Der Teufel wird sesshaft
Velo-Teufel „Didi“ Senft legte Grundstein für sein Kuriositäten-Museum in Storkow
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Velo-Teufel „Didi“ Senft legte Grundstein für sein Kuriositäten-Museum in Storkow Von Jörg Schreiber Der Eiffelturm und der schiefe Turm von Pisa werden bald in Boston stehen, genauer in Neu Boston. Das ist ein Ortsteil des Städtchens Storkow südöstlich von Berlin, in dem der „Tour de France“-bewährte Velo-Tüftler Dieter „Didi“ Senft sein Fahrradmuseum errichten wird. Nach vielen Jahren des Suchens wurde jüngst der Grundstein für die 36 Meter lange und 21 Meter breite Halle gelegt. Im Frühjahr 2004 sollen Ausstellungshalle und offene Werkstatt für Besucher öffnen, zeigt sich der 51-jährige gelernte Karosseriebauer zuversichtlich. Dort werden die rund 200 von ihm selbst konstruierten Fahrrad-Kuriositäten ausgestellt, darunter alle 17 Guinness-Buch-Rekordgefährte - vom Riesen-Fahrrad über einen sechs Meter langen Inline-Skate bis zum fahrbaren Mini-Bike mit einem Raddurchmesser von gerade einem Zentimeter. Nicht alle Stücke passen in die sechs Meter hohe Leichtbauhalle: Das längste Fahrrad sei 38 Meter lang, und das größte Dreirad, dessen Vorderrad schon über 5 Meter messe, sei einfach zu hoch, sagt „Didi“. So werden der aus knapp 700 Fahrradfelgen gebaute, über 12 Meter hohe fahrbare „Eiffelturm“, die mehr als 13 Meter lange und nur über Leitern zu besteigende weltgrößte Hochzeitsrikscha sowie die größte Schubkarre der Welt halt vor der Halle für das Museum werben. Seit 1996 hatte sich der Fahrrad-Teufel, der keine „Tour de France“ und kaum einen „Giro de Italia“ auslässt, mit den Plänen für sein Museum herumgetragen. Die Werkstatt im Nachbarort Kolpin war längst viel zu eng für alle Konstruktionen geworden. Erst versuchte er es in Kolpin selbst, später scheiterte er in Wendisch-Rietz am Scharmützelsee an den Bauvorschriften. Zwischenzeitlich richtete er ein Museum in Baden-Württemberg ein, das er aber vergangenes Jahr wieder schloss. „Ich war ein paar Mal ziemlich am Boden“, bekennt der immer freundliche Senft. Wegen seiner beiden Enkel habe es ihn zurück nach Brandenburg gezogen. Mit dem Storkower Tourismusmanager Werner Krumbein wurde er sich dann in wenigen Monaten einig, das Museum hier bauen zu lassen. „Wer den Teufel sesshaft machen will, muss sich auf Probleme einstellen“, scherzt Krumbein. Jetzt sei die Baugenehmigung endlich erteilt, und die Bagger rollen an. Der Bauplatz am Ortseingang von Storkow sei bekannt durch das Strohfestival, das 2004 wieder einlädt, und das Maislabyrinth vom Sommer, sagt Krumbein. Und ganz in der Nähe wird jedes Jahr im September das Rad-Scharmützel gestartet, bei dem der „Tour de France“-Teufel immer mit dabei ist. „Didi“ habe viel dafür getan, dass das Gebiet um Storkower und Scharmützelsee als Fahrradregion bekannt wird, sagt der Tourismusmanager. Seine weltweit einzigartige Sammlung werde ein echter Besuchermagnet werden. Dessen ist sich auch „Didi“ Senft sicher, der immerhin 140 000 Euro ausschließlich aus privaten Mitteln in das Museum und weitere 100 000 Euro in seinen benachbarten „Wohnbungalow“ investiert, denn er will dort mit seiner Frau auch hinziehen. „Ich nehme an, dass Japaner genauso wie Australier herkommen, die ich von der ''Tour de France'' her kenne“, sagt Senft. Auch Busunternehmen aus Luxemburg hätten schon angefragt, wann das Museum fertig ist. Und die „Internationalität“ von Neu Boston werde selbst Amerikaner und Kanadier neugierig machen.
Jörg Schreiber
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