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KulTOUR: Der unbekannte Wanderer

Schwielowsee – Nicht allein Theodor Fontane ist durch die Mark Brandenburg gewandert, Johannes Hänsch auch, nur kennt ihn heutzutage keiner mehr. Das mag bedauerlich klingen, ist aber leicht zu ändern, denn das rastlose Team der Havelländischen Malerkolonie Ferch hat alles getan, diesen bedeutenden Landschaftsmaler mit einer repräsentativen Personalausstellung retour ins jetzige Bewusstsein zu bringen – die erste übrigens seit achtzig Jahren.

Schwielowsee – Nicht allein Theodor Fontane ist durch die Mark Brandenburg gewandert, Johannes Hänsch auch, nur kennt ihn heutzutage keiner mehr. Das mag bedauerlich klingen, ist aber leicht zu ändern, denn das rastlose Team der Havelländischen Malerkolonie Ferch hat alles getan, diesen bedeutenden Landschaftsmaler mit einer repräsentativen Personalausstellung retour ins jetzige Bewusstsein zu bringen – die erste übrigens seit achtzig Jahren.

Ein Geniestreich, könnte man sagen, denn selbst die auf die Mark Brandenburg begrenzte Werkauswahl eines viel umfangreichen uvres ist wie ein bisschen Sensation, und ein Vorbild für alle, die Landschaft zu malen begehren.

Johannes Hänsch (1875 - 1945) war ein Mann der alten Schule: Als Sohn eines Bildhauers lernte er zuerst in der Werkstatt des Vaters, ab 1897 studierte er an der „Königlichen akademischen Hochschule für die bildenden Künste“, wo er sich unter Eugen Bracht auf die Landschaftsmalerei konzentrierte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm er an den großen Berliner Kunstausstellungen teil, verschloss sich aber auch aktuellen Tendenzen nicht, vor allem dem Impressionismus. Jahrzehnte als freischaffender Künstler folgten, Auszeichnungen und sonstige berufliche Erfolge, bevor er kurz vor Kriegsende 1945 an einer Tuberkulose starb. Akademische Ausbildung, dann eigene Wege bis zur Meisterschaft? So etwas darf man nicht übersehen, denn dies bezeichnet den steinigen Weg vom Handwerk zur Freiheit der Kunst.

Dem kleinen Museum in Ferch, besonders Richard Beetz als fleißigem Sammler, der Kuratorin Jelena Jamaikina und vielen Helfern ist es zu danken, dass hier ein Werk aufersteht, welches sich auch außerhalb des gesteuerten Kunstmarktes locker behaupten kann, denn die Qualität dieser Bilder ist außerordentlich, und faszinierend. Gezeigt werden an Fontanes „Wanderungen durch die Mark“ orientierte Bilder in einer vierzigjährigen Überschau, zusammengestellt nach chronologischen, motivischen und jahreszeitlichen Gesichtspunkten. Es handelt sich um mittlere und größere Formate, allesamt Öl. Im Oberstübchen des Kossätenhauses, welches übrigens in einem Buch über das Weltkulturerbe genannt wird, findet man Aquarelle, gleichfalls Landschaften, aber sie haben eher weniger Kraft. Der dazugehörende Katalog ist lesenswert, Sammlerstück.

Landschaften, Stadtveduten, auch originelle Selbstporträts, vieles wirkt frisch wie am ersten Tag. Und also lebendig, alles andere wäre ja wohl auch Freund Hein anzuheften, der ewig-toten Klassik. Natürlich haben sich Stil und Sichtung zwischen „Matschwetter Buckow“ von 1912, „Mühlengehöft“ von 1918 bis zu „Regenbogensee“ (1938) in Stil und Technik geändert, aber die Intention, die künstlerische Imagination als treibendes Agens scheint überall durch, die Liebe zur Kunst, zur märkischen Landschaft – und das obwohl Johannes Hänsch quasi „der ewige Junggeselle“ blieb, oder vielleicht gerade deshalb. Am kommenden Sonntag um 17 Uhr wird Wieland Barthelmess vor Ort näher auf Werk und Person eingehen.

Meisterliche Malerei, aber auch meisterliche Arbeit aller, die diesen Künstler wiederentdeckten, Sammlungen sichteten und ihn anlässlich seines 70. Todestages am 30. April der Öffentlichkeit von Neuem zugänglich machten! Diese wunderbare Ausstellung ist eine Empfehlung für alle, besonders für Schul- und Bildungsklassen, denn hier kann wieder gelernt werden, über Kraft und Farbe der Schatten zum Beispiel. Gerold Paul

Ausstellung in der Beelitzer Str. 1 noch bis 19. Juli, Mi-So von 11 bis 17 Uhr

Gerold Paul

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