KulTOUR: Der Vogel im Flieder
„Farbe erleben“ – Eine Ausstellung der Malerin Dorothea Elisabeth Piper
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Teltow - Auch im Herbst hat die Teltower „Galerie Altstadthof“ ihr gärtnerisches Flair nicht verloren. Wem ob zunehmender Dunkelheit die natürlichen Leuchtkräfte der Sonne fehlen, scheint gerade jetzt bei Inhaber Dieter Leßnau gut aufgehoben. „Farbe erleben“ heißt die aktuelle Ausstellung, eine ziemlich bunt gemischte Personalschau der Ludwigsfelder Malerin Dorothea Elisabeth Piper. Geburtsort Lutherstadt Wittenberg, Jahrgang 1956, drei Kinder, steht auf dem Blatt ihrer Vita, dazu: Pädagogik-Ausbildung in Potsdam, Studium der Porträt- und Aquarell-Malerei in München.
Was sie an Bildern schafft und produziert, entstammt ihrem Atelier „Elia“, ihrem eigenen Namen sicher mehr verpflichtet als jenem Propheten, der einst im Feuerwagen gen Himmel fuhr und den Tod nicht schmecken musste, vorerst. Wie immer man zu dieser nicht besonders homogenen Werk- und Lebensschau auch stehen mag, Nutzen ist daraus sicher zu ziehen – wo wäre denn kein Lern-Effekt im Leben?
Man hat es mit Aquarellen, Ölbildern und Arcylen zu tun. Letztere, so war zu hören, malt die Künstlerin schon länger nicht mehr mit dem Pinsel, sondern mit den Fingern. Vom Sujet her stehen einem Stadt- und Landschaftsbilder vor Augen, Versuche der freien, sogar grafischen Malerei, Tier-Konterfeis, Allegorien und Phantasien, wie dieses merkwürdige Bild „Auf dem Campus“. Es stellt eine dreigetürmte klotzige Architektur mit Wiese und blühenden Bäumen dar. Man glaubt sich an Harry Potter erinnert, tatsächlich? Was gaukelt einem die rezipierende Antwort hier eigentlich vor? Es gibt dieses Bild irgendwo, vielleicht in Elias Welt.
So ist es mit manchem. Vis a vis zum Entree empfangen einen „Blumenbilder“, rosa Rosen, die hilflos im Bildgrund zu schwimmen scheinen. Wicken im Werden, wie chinesische Maler sie fassen. Flieder, aus dem statt eines Vogels nur sein Schnäbelchen herausragt. Der Versuch, ein Alpenpanorama in „Breitwand-Naturalismus“ zu schaffen, ganz wie in älterer Zeit, nur ohne Kick. Was bei ihr da blühen soll, „pointilliert“ schier hemmungslos, was „Ausdruck“ sein will, findet seine Vollendung noch nicht, wie das Aquarell von Venedig, die Silhouette von Jüterbog unter künstlichem Himmel, „Wald“, oder jener Wasserfall, besser unter „Arbeitsfassung“ abzuhaken.
Dorothea Piper malt wohl „nach innen“, sie verarbeitet also Eindrücke der Außenwelt, Impulse, Ideen, und hat dabei eine viel zu schnell tickende Uhr, um ihren Werken Muße, manchmal Tiefe, zu geben. Was bewirkt den Unterschied zwischen dem Porträt des Wolfes und dem Kindstigerkopf-Aquarell, weshalb bleibt vom „Abend am See“ kein Eindruck zurück, und warum hört sie bei der Allegorie vom Weißkopfadler, der sich im Angriff auf nur skizzierte Köpfe der Ängstlichkeit stürzt, genau da auf, wo sie weitermalen müsste? Die politische Idee einer Gefahr aus Übersee ist ja unübersehbar, nur: zu viel Adler, zu wenig Allegorie. Ihr schokoladenbrauner „Eros“ steigt in der Halbtotalen aus braunem Hintergrund, ebenfalls braun. Vom Grafischen ist „Einfach schlau“ ziemlich „schau“, von den eher abstrakten Versuchen „Skyline“ das Allerbeste. Farbe erleben? Was Dorothea Elisabeth Piper da gemalt und ausgestellt hat, muss sie wohl sehr liebhaben.
Zu sehen ist die Ausstellung dienstags bis donnerstags von 13 bis 18 Uhr, am Wochenende nach Vereinbarung
Gerold Paul
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