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Potsdam-Mittelmark: Der Wald weicht neuen Nachbarn

Endfassung des Flächennutzungsplans verabschiedet / Bestandsschutz einzelner Grünflächen abgelehnt

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Michendorf – Eines der langwierigsten Projekte der Gemeinde Michendorf hat seinen vorläufigen Abschluss gefunden: Auf der Gemeindevertretersitzung am Montagabend haben die Abgeordneten die endgültige Fassung des Flächennutzungsplans verabschiedet. Völlig einmütig lief dies nicht ab: Die Fraktion der Grünen hatte noch einmal sechs Änderungsanträge eingebracht und damit die Diskussion um das künftige Bild der Gemeinde erneut entfacht.

Denn gerade was die Umwandlung von Wald- und Grünflächen in Bauland angeht, liegen zurzeit die Nerven blank: Die Großgemeinde bangt um ihre Bäume. So setzen private Häuslebauer auf ihren Grundstücken rigoros zum Kahlschlag an (PNN berichteten) und auch an den Fällarbeiten durch die Gemeindeverwaltung wurde am Montag Kritik geäußert: Oft bestehe keine Not zur Abholzung. So hatten die Anträge der Grünen allesamt die Beibehaltung von Wald- und Agrarflächen zum Inhalt, die als Wohngebiete ausgewiesen werden sollen. „Wir planen zu groß“, begründete Abgeordneter Andree Halpap, „viele der Arrondierungen sind nicht notwendig“. Er verwies auf eine Stellungnahme der Regionalplanung Havelland-Fläming, der zufolge die Einwohnerzahl in Michendorf bis 2030 von derzeit 11 200 auf nur 11 800 steigen würde. In der Gemeinde selbst hofft man auf 13 500 Michendorfer.

Auch wenn die Anträge erst kurzfristig eingereicht wurden: Neu waren die Forderungen der Grünen nicht. So ist die Ausweisung von Wohnbauflächen in Michendorf-West schon lange ein Politikum, auch die hiesige Bürgerinitiative hat dagegen immer wieder protestiert. Nachdem ein genereller Bestandsschutz des Gebietes zwischen Kiefern- und Lienewitzseeallee keine Mehrheit fand – dem dortigen Privateigentümer wurde in den 90ern zugesichert, dass er dort bauen darf – wurde nun der Erhalt zumindest des benachbarten Gemeindegrundstückes als Wald gefordert. Die übrigen Anträge bezogen sich auf das geplante Wohngebiet Naeve in Stücken, die Siedlung Am Waldrand in Fresdorf sowie auf kleinere Flächen in der Michendorfer Schulstraße, in Alt-Langerwisch und in der Langerwischer Straße des Friedens.

Mit großer Mehrheit wurden die Grünen-Anträge abgelehnt. Eine der Begründungen war das bereits fortgeschrittene Verfahren und die Befürchtung, mit eventuellen Änderungen noch einmal in die Bürgerbeteiligung gehen zu müssen. Über mehr als zwei Jahre waren Planer, Ortsbeiräte und Gemeindevertreter mit der Ausarbeitung des Flächennutzungsplan beschäftigt, „wir sollten jetzt fertig werden“, sagte Olaf Lindenau (FDP/FBL), Chef des Bauausschusses. Zudem haben potenzielle Baugrundstücke auch ihren finanziellen Wert: „Wir konnten mit dem Verkauf immer wieder unseren Haushalt ausgleichen. Wenn man Bauland unkompliziert veräußern kann, sollten wir uns keine Rute aufbinden“, forderte Eckhard Reinkensmeier (SPD).

Die Grünen gaben sich enttäuscht. In einer Stellungnahme heißt es: „Die noch vorhandenen Landschaftsbestandteile, die unsere Gemeinde gerade so lebenswert machen, werden einem überdimensioniertem Wachstumsdenken geopfert. Wir halten diesen Weg für falsch – und fordern ein Umdenken.“ Für den Flächennutzungsplan steht jetzt die letzte Runde durch die Kreis- und Landesbehörden an, im Spätsommer, und damit noch vor den Kommunalwahlen, soll er unter Dach und Fach sein. Thomas Lähns

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