Potsdam-Mittelmark: Der Winzer ist kein Wirt
SPD und Linke wollen für Fortbestand der Weintiene in Werder das Gaststättengesetz ändern
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Werder (Havel) - Auf dem Weinberg in Werder soll auch künftig eine Straußwirtschaft bestehen dürfen. Landtagsabgeordnete der Koalitionsfraktionen von SPD und Linken wollen sich für eine entsprechende Änderung des Brandenburgischen Gaststättengesetzes einsetzen. Winzer Manfred Lindicke hatte zuvor davor gewarnt, dass seine Weintiene in Gefahr ist, wenn die Auflagen des neuen Gaststättengesetzes bestehen bleiben (PNN berichteten). Der Weinberg und der kleine Ausschank, der einen Panoramablick auf die Havellandschaft gewährt, sind längst zu einem touristischen Markenzeichen von Werder geworden, wie Werders Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU) gestern in einem Pressegespräch erklärte. An sonnigen Septemberwochenenden kommen rund 1000 Besucher, auch Ministerpräsident Matthias Platzeck wird gelegentlich gesichtet.
Doch schon in der Vergangenheit habe die Stadt ihre rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen müssen, um den Betrieb gestatten zu können, so Schröder. Im vor einem Jahr in Kraft getretenen neuen Gaststättengesetz wurden die Ausnahmemöglichkeiten für gastronomische Betriebe allerdings weiter eingeschränkt. Eine pauschale Sonderregelung für Straußwirtschaften, wie sie in vielen anderen Bundesländern üblich ist, besteht in Brandenburg nicht. Das könnte sich schon bald ändern.
„Ich weiß, was auf dem Wachtelberg abgeht und sehe den Bedarf für eine neue Regelung“, sagte SPD-Landtagsabgeordnete Susanne Melior gestern gegenüber den PNN. Sie gehe davon aus, dass bis zum nächsten Frühjahr „ohne großen Klamauk“ eine Lösung gefunden wird. Melior betonte, dass nicht nur Werder von dem Problem betroffen ist – landesweit gibt es inzwischen 14 Hektar Weinanbaufläche und 13 Straußwirtschaften, in denen Wein mit einem passenden Imbiss gereicht wird. In Welzow soll auf einem früheren Tagebaugelände im nächsten Jahr auf sechs Hektar die Lausitzer Weinbautradition belebt werden.
Melior bedauerte, dass nicht schon vor zwei Jahren durch das Wirtschaftsministerium eine Sonderregelung für Straußwirtschaften vorgeschlagen wurde, wie sie vom Bund eingeräumt wird – zumal der Bürokratieabbau ein Hauptziel der Novellierung des Gaststättengesetzes war. „Da hat jemand vom grünen Tisch entschieden.“ Wie Melior vertritt auch der linke Abgeordnete Andreas Bernig den Wahlkreis Werder. Er versprach gestern auf Anfrage, dass das Problem durch seine Fraktion aufgenommen werde. „Das ist ein ideales Thema, um Neues zu versuchen.“
Winzer Lindicke hatte gestern erneut davor gewarnt, dass die Weintiene, deren Bau mit Landesmitteln gefördert wurde, nicht mehr öffnen kann, wenn das Gesetz nicht geändert wird. Ein Drittel seines Weines vermarkte er über die Hofschenke – rund 20 000 Flaschen pro Jahr. Der kleine Winzerbetrieb sei nicht in der Lage, die für ein Restaurant bestehenden Auflagen für Küche, Personalräume, Verkehrsinfrastruktur oder Toiletten zu erfüllen. Auch ein Restaurantgewerbe möchte Lindicke nicht anmelden. „Ich bin Bauer und kein Wirt.“ Henry Klix
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