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Von Thomas Lähns: Deutsch-Rock mit sozialem Gewissen

Ap–Prox stimmen sich auf „Rock in Caputh“ ein / In Michendorf hat die Band bereits ihr eigenes Festival

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Michendorf - Manchmal reicht schon Leidenschaft, und der Erfolg stellt sich fast von selbst ein. Es ist noch keine drei Jahre her, dass sich die vier Jungs der Michendorfer Band Ap-Prox das erste Mal zur Probe getroffen haben. Mittlerweile spielen sie in renommierten Potsdamer und Berliner Clubs – und am 14. Mai beim diesjährigen Festival Rock in Caputh. Schon das lässt Erx, Basti, Tommi und Chrischa frohlocken. „Das Etappenziel ist erreicht“, sagen sie. Und so geht es Stück für Stück aufwärts für die Deutschrock-Truppe, ohne dass Ap-Prox auf Biegen und Brechen musikalische Massenware produzieren und damit nach oben drängen. Sie lassen es einfach laufen und sehen Musik als Ausgleich zum Studien- und Berufsalltag – und als Ausdrucksmittel eigener Gedanken.

Der Proberaum im Keller von Familie Falkenthal ist etwas klein geraten, allein das Schlagzeug von Drummer Thomas „Tommi“ Franke füllt ein Viertel des Raumes aus. Der Sound wird auf so engem Raum noch intensiver, und wenn die vier loslegen, ist er bis draußen zu hören. Auf einem Tisch steht der Computer, mit dem die Jungs hin und wieder Songs aufnehmen, an der Wand hängt eine riesige Collage mit dem Band-Emblem in der Mitte. Daneben ein Plakat vom diesjährigen Rock in Caputh. Ap-Prox stehen darauf noch ziemlich weit unten, ihr Auftritt ist bereits am Freitagnachmittag um 13 Uhr. Aber in Anbetracht von knapp 1000 Band-Bewerbungen ist es schon ein Erfolg, überhaupt dabei zu sein. „Wir würden gern weiter nach oben rutschen, vielleicht sogar mal als Headliner auftreten“, sagt Christopher „Chrischa“ Falkenthal, der für die Rythmus-Gitarre zuständig ist. Er und sein Bruder Basti – er steht am Bass – haben die Rockmusik in die Wiege gelegt bekommen: Ihr Vater spielte schon zu DDR-Zeiten in einer Potsdamer Band. „Bei uns standen immer E-Gitarren herum, und mit zwölf Jahren habe ich mir das erste Mal eine davon geschnappt“, erzählt der heute 21-jährige Chrischa. Sänger und Leadgitarrist Erik „Erx“ Burmeister hat im gleichen Alter mit dem Gitarrenunterricht angefangen. Er ist der kreative Kopf der Band, schreibt die meisten der Texte. Bekannte Songs nachspielen, das wollen Ap-Prox nicht. „Eigene sind authentischer, man steht dahinter“, sagt der 24-jährige Basti. Die Inspiration dazu lauert eigentlich überall, erläutert Erx: In der Straßenbahn, in Beziehungskisten, im Freundeskreis. Der Song „Fliegen“ dreht sich zum Beispiel um den Kick beim schnellen Autofahren und die Gefahren, die sich daraus ergeben.

Gesellschaftskritik ist für die vier nicht Selbstzweck, sie ergibt sich einfach, wenn man die Augen aufmacht. Im vergangenen Jahr haben Ap-Prox in Zusammenarbeit mit der Initiative „Wir kümmern uns selbst“ das Festival „Gegen den Strom“ in Michendorf auf die Beine gestellt. Grundgedanke: Mit Rockmusik gegen Fremdenfeindlichkeit und für Toleranz eintreten. Ap-Prox können sich noch an die Zeiten erinnern, als es in der Region viele rechte Jugendliche gab. Das habe sich glücklicherweise grundlegend geändert. Es ist ein zwiespältiges Verhältnis, das die Band zu ihrem Heimatort hat: Einerseits setzen sie sich hier ein – das nächste „Gegen den Strom“ ist bereits in Planung – andererseits halten sie oft genug mit ihrer Herkunft hinterm Berg. „Wir wollen nicht als Band vom Dorf wahrgenommen werden“, erklärt Chrischa etwas verlegen. Deshalb, und um lange Erklärungen zu vermeiden, wo den Michendorf liegt, geben sie sich einfach als Potsdamer aus. Immerhin: In der Landeshauptstadt befand sich der erste Proberaum, und die Falkenthal-Brüder studieren an der Uni Potsdam auf Lehramt. Tommi studiert Informatik in Brandenburg, Erx absolviert zurzeit ein freiwilliges ökologisches Jahr.

Mit ihren Job-Perspektiven können die vier ihre Musiker-Karriere entspannt verfolgen. Die nächste Etappe soll eine erste CD werden, die im Tonstudio eingespielt wird. Erst einmal stimmen sich Ap-Prox aber auf Rock in Caputh ein.

Rock in Caputh am 14. und 15. Mai auf dem Festivalgelände an der Michendorfer Chaussee. Infos auf www.rockincaputh.de

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