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Auch im Dialog: Sprotte-Bild mit Möller-Design.

© Formkontor Werder

KulTOUR: Dialoge mit Sprotte

Anja Möller stellt in ihrem Geschäft in Werder persönlichen Briefwechsel mit dem Maler aus

Stand:

Werder (Havel) - „All Is One“ brummte der Sänger Eric Burdon zu Dudelsack und Sitar einst ins Mikro. Dass „alles eins“ ist, wussten damals, um 1968, viele nicht mehr. Andere kannten es noch von früher, der Maler Siegward Sprotte zum Beispiel hörte diesen Spruch von seinem Lehrer Karl Hagemeister, Anja Möller ihrerseits von Sprotte, der sie via Hagemeister in die Geheimnisse von Kunst und Naturanschauung einweihte: „Alles gehört zusammen, alles ist Einheit!“

Seit etwa zwei Jahren lebt die gebürtige Berlinerin in ihrem „Historischen Inselhaus“ direkt am Marktplatz jenseits der Föhse. Gelernt und studiert hat die Landschaftsgärtnerin und Designerin in Worpswede und in Berlin. Siegward Sprotte lernte sie vor zehn Jahren auf der Buga in Potsdam kennen, auch in gemeinsamer Verehrung für Karl Foerster, unter dessen botanischem Imperativ „Es wird durchgeblüht!“ noch heute manches Pflänzlein ächzt.

Die Art, wie Sprotte malte, dachte und sprach, gefiel Anja Möller so gut, dass sie schon bei der ersten Begegnung ganz spontan mitschrieb. Elf Seiten dieser Notizen sind im Ladenbereich ihres „Formkontor“ unter dem Titel „Dialoge“ ausgestellt. Nachdem „die Chymie“ also geprüft und für gut befunden ward, traf man sich öfter.

Der Maler diktierte ihr seine Ansichten über Kunst, Obrigkeit und noch viel mehr, doch immer konkret, mit Humor und gütig, erzählt die Hausherrin. Manchmal waren Geschichten über Stauden-Foerster dabei, manchmal erlaubte sich der Hagemeister-Schüler auch, ein wenig zu dichten, zum Beispiel: „Auge in Auge immer wieder / in Erwiderung / schenken wir / einander Gesicht“.

Neben solchen Texten auf unifarbenem Grund hat Anja Müller ihre Antworten formuliert. Sechzehn solcher Banner-Paare sind in den Räumen zu entdecken, Sprottes Worte auf aprikosenfarbenem, die ihren auf zartgrauem Papier. Wer sich genügend Zeit für diese Lehrer-Schülerin-Konstellation nimmt, wird über eine so einmalige Gedanken-Korrespondenz ins Staunen geraten. Alles gehört ja zusammen.

Natürlich gibt es bei ihr neben allerlei Ideen zu Menschengärtnern und Diamantenblick auch bildnerische Werke des Meisters zu sehen. Eines zeigt im Avers leicht stilisierten Blasentang. Die Rückseite muss man sich zeigen lassen: Ihr Lehrer hat sie mit Gedanken zu Buddha, Wiedergeburt und zum Leben ganz im Allgemeinen richtig „vollgetextet“!

Weil in diesem Haus nun wirklich „alles eins“ ist, korrespondieren auch andere Ausstellungs- und Verkaufsstücke ihrer Hand mit dem Generalthema „Sprotte“: zum Beispiel die mit verschiedenen Sanden gefüllten Kästen für den garantiert anderen Teegenuss, der immer noch so bedenklich „Schwankende Berg“, oder jene „Gedankengefäße“, die man zwar kaufen kann, aber mit Eigenem füllen muss.

Sogar die von ihr wieder aufgelegten Gartenklassiker wie Obstleiter, Schuffel und Pflückekiepe spielen im Sprotte-Möllerschen Orchestrion ganz leichten Schmunzelns mit. Die gesuchte, gedachte Einheit aus Leben, Wohnen, Gestalten, Reden, Ausstellen, Verkaufen. Als Gartengestalterin stellt sie Entwürfe zur stilgerechten Ausgestaltung des Hofes der Werderaner Karl-Foerster-Schule vor.

Ihr jüngste Projekt ist noch in Arbeit, hier geht es um einen privaten Ufergarten am alten Obstverladeplatz der Insel, den sie mit Zugbrücke, „versteckten Orten“ und einem echten Boot für Bienen ausstatten will, die können ja bekanntlich nicht schwimmen. Also hingehen, schauen, reden – der Rest ergibt sich dann von allein, denn „All Is One“!

Ausstellung „Dialoge“, geöffnet bis 31. März im Formkontor; Freitag, Samstag und Sonntag 13 bis 18 Uhr; Am Markt 9.

Gerold Paul

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