Potsdam-Mittelmark: Die Äpfel hängen noch
Ernteertrag ist mit Verkaufspreisen gesunken
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Werder (Havel) - Die Apfelbauern in Brandenburg haben in diesem Jahr deutlich weniger von ihrem leckeren Kernobst geerntet als noch im Rekordjahr 2008. Laut brandenburgischem Statistikamt seien insgesamt 29 800 Tonnen Äpfel gepflückt oder gesammelt worden. Das entspricht einem Rückgang von 6800 Tonnen. Als Grund für den gesunkenen Ernteertrag nannte der Landesverband Gartenbau das warme und trockene Wetter. Zudem könne es nicht jedes Jahr eine Rekordernte geben, wie es hieß.
Im Werderaner Anbaugebiet, das zu den drei wichtigsten Brandenburgs zählt, machte man gestern allerdings nicht das Wetter für die Zahlen in diesem Jahr verantwortlich: „Unsere Äpfel waren in diesem Jahr größer, ihre Qualität besser und auch die Menge ist gestiegen“, sagte der Geschäftsführer des Werderschen Obst- und Gartenbauvereins, Stefan Lindicke gegenüber den PNN. Das Problem: „Viele Äpfel hängen noch am Baum.“ Nun seien nicht etwa die Obstbauern überfordert. Schuld an der zum Teil ausgebliebenen Aberntung seien vielmehr die niedrigen Verkaufspreise für das Kilo Äpfel, erklärte Lindicke. „Es lohnt sich nicht mehr, jeden Golden Delicious oder Boskoop vom Baum zu pflücken.“ Die Äpfel seien teilweise gar nicht mehr zu vermarkten.
Angesichts der Preise im Supermarkt um die Ecke hätten einige Bauern sogar ihre Anbaufläche verkleinert, berichtete Lindicke. Ein Euro für zwei Kilo Äpfel, wie kürzlich von einem Discounter beworben, können Lindicke und vieler seiner Kollegen nicht unterbieten. In seinem eigenen Hofladen geht das Kilo für 1,30 Euro über den Ladentisch. Lädt man sich das Auto voll, ist auch ein Rabatt drin. Aber selbst dann kosten fünf Kilo fünf Euro, rechnet Lindicke vor.
Noch schlechter sehen die Preise für Mostobst aus: Nur vier bis fünf Cent pro Kilo bekommt Lindicke dafür. „Da lohnt sich nicht einmal der Transport vom Acker zur Mosterei.“ Preislich gesehen sei das Jahr also wahrlich kein gutes Apfeljahr. Mit dem Wetter war der Obstbauer hingegen sehr zufrieden.
Insgesamt wurden in Brandenburg im laufenden Jahr Äpfel auf einer Fläche von 1200 Hektar angepflanzt. Pro Hektar konnten 249,1 Dezitonnen Kernobst gepflückt werden. Im Vergleich zum Vorjahr sind das laut Statist 56,5 Dezitonnen weniger. Tobias Reichelt (mit dpa)
Tobias Reichelt (mit dpa)
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