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Potsdam-Mittelmark: Die Brücke nach Wilhelmshorst Förderschule zeigt wie Inklusion funktioniert
Michendorf - Ungewöhnlich ist das für eine Brücke: Ohne Asphalt und Beton kommt sie aus, braucht aber viel Geduld und Neugier. Die Michendorfer Förderschule am Norberthaus baut ihre Verbindung zur Grund- und Oberschule mit einer „Brücke nach Wilhelmshorst“ aus.
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Michendorf - Ungewöhnlich ist das für eine Brücke: Ohne Asphalt und Beton kommt sie aus, braucht aber viel Geduld und Neugier. Die Michendorfer Förderschule am Norberthaus baut ihre Verbindung zur Grund- und Oberschule mit einer „Brücke nach Wilhelmshorst“ aus. So lautet der Name eines Projekts, das im Rahmen einer Themenwoche in der Michendorfer Schule für Kinder mit geistiger und körperlicher Behinderung jetzt gestartet wurde.
„Inklusion bedeutet nicht nur gemeinsam lernen, sondern auch gemeinsam leben und Zeit miteinander verbringen“, sagt die Schulleiterin der Förderschule, Franka Rufflet. Der Fokus liege bei der Inklusion viel zu sehr auf dem Unterricht und zu wenig auf der Freizeit – das sei ärgerlich. Dabei sei es viel wichtiger, dass Kinder mit und ohne Behinderungen nach der Schule ohne Leistungsdruck miteinander in Kontakt kommen. „Wer gewohnt ist miteinander umzugehen, hat später weniger Berührungsängste“, so die Schulleiterin.
Gummistiefelweitwurf, lautstarkes Anfeuern bei Basketballspielen und ein bisschen Leichtathletik: Zum jüngsten Sportfest der Wilhelmshorster Oberschüler waren die älteren der 36 Förderschulen eingeladen worden, mitzumachen. „Soweit es ihnen möglich war, brachten sie sich ein, auch wenn es bedeutete, nur anzufeuern“, erzählt Rufflet. Die Zusammenarbeit läuft schon länger: Auch der Martinstag oder das Erntedankfest wurde zusammen gefeiert. Solche Feste würden eine lockere Atmosphäre bieten. Auch wenn manche Schüler anfangs noch zurückhaltend sind, „beim zweiten Treffen werden sie fragen, welche Krankheit die Kinder haben, beim dritten Treffen schieben sie bereits ihren Rollstuhl“, sagt Rufflet.
Die Förderschulleiterin und der Direktor der Wilhelmshorster Schule, Peter Fuchs, treffen sich regelmäßig, um die Kooperation auszubauen. Gemeinsam überlege man, ob manche Schüler möglicherweise auf der jeweils anderen Schule besser aufgehoben wären. „Oft bieten wir aber auch Kollegen aus Wilhelmshorst Beratung an“, so die Schulleiterin. Dann gebe es Tipps im Umgang mit Lernbehinderungen oder Sprachstörungen. Die Kooperation zwischen der staatlichen Wilhelmshorster Schule und der freien Förderschule werde vom Schulamt begrüßt, so Rufflet. Zukünftig wollen die zwei Schulen interessierte Lehrer in der jeweils anderen Einrichtung hospitieren lassen. Auch gemeinsame Projektwochen sind geplant.
Brücken jedenfalls sind in Michendorf seit der Projektwoche in fast jedem Klassenraum zu finden. Ob Fotos von Autobahn- oder Zugbrücken, gebastelte oder gemalte Übergänge: „Wir müssen Brücken nach außen bauen“, sagt die Schulleiterin. Ihre Schüler müssten lernen, wie man sich verhalte, wenn man auf andere, nicht-behinderte Menschen treffe und wie man mit ihnen umgehe. „Wichtig ist aber auch, dass die Kinder hier lernen, zusammenzuhalten – das ist auch eine Art von Brückenschlag.“ Und den erreicht man am besten mit einem einfach und herzlichen Handschlag. Eva Schmid
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