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Potsdam-Mittelmark: Die Farm der Tiere Geplante Großmastanlage für Schweine spaltet uckermärkische Gemeinde Haßleben

Von Juliane Sommer Die uckermärkische Gemeinde Haßleben soll wieder das Schweinedorf des Landes Brandenburg schlechthin werden. Der holländische Investor Harry van Gennip will dem seit 14 Jahren brach liegenden Gelände der ehemaligen staatlichen Schweinemastanlage wieder Leben einhauchen – 85 000 Schweine will er hier ab dem kommenden Jahr in industrieller Produktionsweise für die Schlachtung mästen.

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Von Juliane Sommer Die uckermärkische Gemeinde Haßleben soll wieder das Schweinedorf des Landes Brandenburg schlechthin werden. Der holländische Investor Harry van Gennip will dem seit 14 Jahren brach liegenden Gelände der ehemaligen staatlichen Schweinemastanlage wieder Leben einhauchen – 85 000 Schweine will er hier ab dem kommenden Jahr in industrieller Produktionsweise für die Schlachtung mästen. 50 Arbeitsplätze sollen damit vor Ort geschaffen werden. Weitere Arbeitsplätze in der Region sind in Aussicht gestellt. Unter den Haßlebenern regt sich indes Widerstand gegen dieses Projekt. Zu gegenwärtig sind noch die Erinnerungen an die Schweinezucht unter DDR-Bedingungen. Damals wurden mehrere 100000 Tiere in Haßleben gezüchtet - die größte Schweinemastanlage des Ostblocks stank im wahrsten Sinn des Wortes zum Himmel. Millionen Kubikmeter Gülle quollen in ein gigantisches Auffangbecken, das im Wald bei Prenzlau eigens für die Schweinemast gebaut worden war und wurden auf den Feldern ringsum verregnet. Das Öko-System des nahe gelegenen Kuhzer Sees brach zusammen. Selbst in der Kilometer entfernten Schorfheide waren, glaubt man den Worten des Schorfheide-Biosphärenreservats-Chefs Eberhard Henne, die Auswirkungen der Emissionen noch deutlich zu spüren. „Wir haben überhaupt nichts von den Plänen“, erregt sich der Haßlebener Gastwirt Thiemke. „Hier wird die Gülle wieder in den Rinnsteigen stehen. Und die Arbeitskräfte kommen vielleicht aus Polen.“ Eine Bürgerinitiative „Kontra Industrieschwein Haßleben“ hat sich gegen die Investorenpläne formiert. Am Samstag veranstaltet sie auf dem Kirchplatz des Haßlebener Ortsteils Kuhz eine Protestdemonstration. Sie befürchtet negative Auswirkungen auf den Tourismus zu befürchten, argumentiert sie. Nur wenige Kilometer entfernt liegt Boitzenburg mit seinem Ponyschloss - der ehemalige Hauptsitz derer von Arnim wurde in den letzten Jahren mit großem finanziellen Aufwand zu einem Touristenmagneten erster Güte entwickelt. Experten bescheinigen der Bürgerinitiative indessen nur geringe Erfolgschancen. Die Kreisverwaltung Uckermark beispielsweise befürwortet die geplante Ansiedlung. „Wir brauchen hier jeden Arbeitsplatz“, sagt Wirtschaftsförderamtsleiter Dieter Tramp. „Und nach dem jetzigen Stand der Technik sind die Befürchtungen der Bürgerinitiative unberechtigt.“ Den bestialischen Gestank, der zu DDR-Zeiten die Hasslebener Luft verpestete, werde es nicht mehr geben. Die Ställe, so hatte der Vertreter des Investors und ehemalige Sachsen-Anhaltiner Landwirtschaftsminister Helmut Rehhahn mehrfach auf Einwohnerversammlungen erklärt, werden mit modernsten Luftreinigungsanlagen ausgerüstet. Die anfallende Gülle wird zunächst in einer Biogasanlage in Energie umgewandelt und damit von ihren strengsten Gerüchen befreit, ehe sie mittels einer neuen Technologie in die Erde verpresst wird. „Ein geruchsbelästigendes Versprühen der Gülle wird es nicht mehr geben“, sagt Tramp.

Juliane Sommer

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