Potsdam-Mittelmark: Die Jahreszeiten wieder erleben
Der Naturkindergarten Beelitz bietet mehr als Aufenthalt in frischer Luft / Erinnerungen zum 70-jährigen Jubiläum
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Der Naturkindergarten Beelitz bietet mehr als Aufenthalt in frischer Luft / Erinnerungen zum 70-jährigen Jubiläum Beelitz. Die Kita „Sonnenschein“ in Beelitz kann im Juni ihr 70jähriges Bestehen feiern. Generationen von Kindern haben hier gespielt und gebastelt, Geschichten gehört und sich mal die Knie aufgeschlagen. Auch die Leiterin der Kita, Christel Weidt, war hier Kindergartenkind. Das Besondere an der Kita heute ist ihr Konzept, sie ist seit dem Jahr 2000 ein Naturkindergarten. Das bedeutet mehr als nur viel Aufenthalt an frischer Luft. Einmal pro Woche gibt es für jede der sechs Gruppen einen Naturerlebnistag mit Wanderung und Aufenthalt im nahen Wald oder auf den Nieplitzwiesen. Da kann es schon mal feucht oder schmutzig werden, aber mit Wechselwäsche ist das kein Problem. „Die Kinder sollen Natur erleben“, sagt Christel Weidt, sprühend vor Begeisterung für ihr Anliegen und ihren Beruf. „Die Kinder bekommen heute so viel Fertiges“, sagt sie, „Spielzeug, Fertiggerichte, sie werden mit dem Auto gebracht und abgeholt, und eigentlich erleben sie nichts mehr.“ Im Naturkindergarten spüren sie die wechselnden Jahreszeiten ganz nah, auch, weil sie im Garten säen, pflanzen und ernten. Es ist heute schon etwas Außergewöhnliches geworden, wenn Kinder im Garten eine Gurke oder Tomaten und Kräuter frisch pflücken und sie dann auch essen können. Die Kinder helfen meist gern im Garten mit. Wenn eins keine Lust hat, übt Christel Weidt keinen Druck aus. Ihr geht es darum, dass ein Kind die Natur lieben lernt, und das geht nicht per Verordnung, das geschieht nur über die Begeisterung, die ein Erzieher ausstrahlt. Natürlich bedeutet dieses Konzept für die Erzieherinnen eine Mehrarbeit. Es muss viel geplant und getan werden. Die Kontakte zu den Eltern sind intensiver, denn es ist wichtig, dass die Familien die Idee mittragen, nicht nur bei Arbeitseinsätzen, sondern auch zu Hause. Gesunde Ernährung liegt Christel Weidt sehr am Herzen, aber es ist nicht leicht, alle Eltern davon zu überzeugen. Der Kindergarten veranstaltet Oma- und Opa-Tage mit den Großeltern, im Herbst ein Kartoffelfest mit vielen Ideen, was man aus Kartoffeln machen kann. Christel Weidt zeigt Fotos von Halloweeen mit Feuer und Kürbissuppe und vom Weihnachtsmann, der die Kinder im Wald besuchte, nachdem sie Äpfel für die Tiere an die Tännchen gehängt hatten. Zur Zeit ist Christel Weidt mit Vorbereitungen zum 70. Jubiläum beschäftigt. Sie hat für eine Ausstellung schon etliche Fotos von früher gesammelt: Kinder in Reih und Glied am Rande eines Badebeckens, das es jetzt nicht mehr gibt; eine Kindergruppe aus den Fünfziger Jahren: die Erzieherin mit Schürze, die Mädchen mit der Haartolle mitten auf dem Kopf und die Jungen mit den Lederhosenträgern. Abgesehen von der Kleidung sehen die Kinder heute genauso aus, die Jungen, die im Sandkasten geradezu verbissen einen Kubikmeter Sand versetzen. Die Kindergartenumgebung allerdings hat sich verändert haben, es gibt in dem weitläufigen Garten mehrere Spielgerüste aus schön geschwungenen, naturbelassenen Holzstämmen, viel Grün und keinen Beton. Elisabeth Richter
Elisabeth Richter
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