Potsdam-Mittelmark: Die „Jugendliebe“ vor dem Balkon
Jörg Vogelsänger zeichnet Rosengut als Gärtnerei des Jahres aus / Pfingsten kommt Ute Freudenberg
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Michendorf - Die vergangenen Monate waren hart für das Rosengut Langerwisch: Nicht nur, dass die Straßensperrungen im Zuge des Ausbaus der L 77 seit anderthalb Jahren zahlreiche Pflanzenfreunde fernhalten, auch der lange Winter hat für Einbußen gesorgt. 25 Prozent der Kundschaft seien insgesamt weggeblieben, schätzt Firmenchef Gerhard Bräutigam. Umso beachtlicher, dass das Familienunternehmen jetzt erneut zur Brandenburgischen Gärtnerei des Jahres gekürt worden ist. In Langerwisch übergab Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (SPD) gestern die Urkunden an die Sieger des Wettbewerbes.
Der Minister lobte die Qualität der Produkte und die vielen Dienstleistungen des Rosengutes, das auf eine über hundertjährige Tradition zurückblicken kann. Als Gutsgärtnerei 1908 gegründet, wurde der Betrieb in den 1950ern zwangskollektiviert. Erst 1990 wurde die Außenstelle der damaligen LPG Werder zu einer privaten Genossenschaft umgewandelt, nach fünf Jahren gründeten die Bräutigams ihre GmbH. Heute werden im Rosengut auf 1,8 Hektar unter Glas Beet- und Balkonpflanzen angebaut. Hinzu kommen 2,5 Hektar Freilandfläche, auf denen über 450 Rosensorten sowie unter anderem Dahlien, Chrysanthemen und Rittersporn gezüchtet werden. Insgesamt 28 Mitarbeiter werden beschäftigt. Der Landesverband Gartenbau würdigte mit der Auszeichnung, dass sich das Rosengut vom reinen Produktionsbetrieb zur niveauvollen Erlebnisgärtnerei entwickelt habe. Regelmäßig gibt es hier beliebte Gartenzirkel, darüber hinaus Veranstaltungen wie Modenschauen oder Feste zu den Jahreszeiten. Gestern zum Beispiel wurde der Startschuss für die diesjährige Beet- und Balkonpflanzensaison gegeben.
Minister Vogelsänger krempelte dafür selbst die Ärmel hoch und topfte mit den Bräutigams und Jörg Kirstein, Präsident des Landesverbandes Gartenbau, die neue Komposition „Jugendliebe“ ein: Farbenfrohe Rosen in Rot und Rosé in einem passenden Balkonpflanztopf, den man über die Brüstung hängen kann. Bei der Namensgebung hatte Gerhard Bräutigam offenbar den gleichnamigen Ostrock-Klassiker von Ute Freudenberg im Ohr. Die Sängerin will am Pfingstsamstag in Langerwisch persönlich die Taufe vollziehen. Der Namensspiele nicht genug: Minister Vogelsänger bekam einen Blumenkorb mit dem Schriftzug „Zwitschern erlaubt“ als Präsent.
Es ist die Kreativität, mit der Gärtnereibetriebe den wirtschaftlichen Höhen und Tiefen entgegentreten. „Wir haben in den vergangenen Monaten alle hart gearbeitet“, sagte Jörg Kirstein im Hinblick auf den harten Winter. Überall seien Kunden weggeblieben, oft seien Gewächshäuser unter der Schneelast zerstört worden. Den Minister bat er um eine Neuauflage des Förderprogramms zur Eigenkapitalbildung in Landwirtschaftsbetrieben. Eine Zusage dafür gab es gestern noch nicht, aber ein klares Bekenntnis zur Subventionierung der Land- und Gartenbaubranche. „Die Menschen geben nur 15 Prozent ihres Geldes für Nahrungsmittel aus, aber Qualität hat ihren Preis“, so Vogelsänger. Nun soll aber erst einmal der Frühling richten, was der Winter verdorben hat. Gestern jedenfalls war schon volles Haus im Rosengut – und die L 77 soll ja auch bald fertig sein. Thomas Lähns
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