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Potsdam-Mittelmark: Die Karten neu gemischt

Michendorf vor Bürgermeister-Stichwahl / Klare Fronten in Werder, Wunden lecken in Beelitz

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Michendorf vor Bürgermeister-Stichwahl / Klare Fronten in Werder, Wunden lecken in Beelitz Von Henry Klix und Hagen Ludwig Michendorf. „Das ist doch sehr wunschgemäß“, freut sich Eckhard Reinkensmeier. 1071 Stimmen (22,9 Prozent) sammelte der einzige, aus dem Ortsteil Michendorf stammende Bürgermeisteranwärter – 246 weniger als Cornelia Jung (28,2 Prozent), mit der er am 16. November in die Stichwahl geht. „Jetzt muss in den nächsten Gang geschaltet werden“, kündigt der parteilose SPD-Kandidat an. Und auch Cornelia Jung will „nach ein paar Stunden Schlaf“ den Wahlkampf in die nächste Runde gehen lassen. „Die Abende sind ja jetzt frei“, sagt die ehemalige Amtsdirektorin. Die erste Gemeindevertretersitzung ist erst am 25. November. Schon lange galten Jung und Reinkensmeier als Favoriten dieser Wahl. Für Gerd Sommerlatte (Unabhängige Wählergemeinschaft) hat es mit 18,4 Prozent für die Stichwahl nicht ganz gereicht. Überraschend für Viele kam das schlechte Abschneiden von Olaf Lindenau, der nur auf 9,5 Prozent kam. Wie erwartet waren indes die PDS-Kandidatin Roswitha Huth und der unabhängige Bewerber Wilfried Ahrens mit 8,4 und 12,6 Prozent weit abgeschlagen. Ahrens, der im vorangegangenen Wahlkampf für Unruhe sorgte, hat es durch seine polemischen Postwurfsendungen mit stolzen 467 Stimmen allerdings als Einzelkandidat in die Gemeindevertretung geschafft. Für die Bürgermeisterwahl hängt nun vieles davon ab, von welchen Seiten die beiden Stichwahl-Kontrahenten Unterstützung bekommen. Die CDU überlegt immer lauter, Cornelia Jung zu empfehlen. Auch der UWG werden solche Ambitionen nachgesagt. Offizielle Statements in dieser Frage wird es aber erst in den nächsten Tagen geben. Eckhard Reinkensmeier, der bereits für den ersten Wahlgang Rückendeckung von den Bündnisgrünen hatte, will sich nun auch um die Hilfe der Bürgerliste bemühen. Dort ist man, soweit bekannt ist, geteilter Meinung. Soviel steht fest: In den nächsten Tagen werden Gespräche laufen, die für die politischen Kräfteverhältnisse auch in der Gemeindevertretung entscheidend sein werden. Für die Freie Bürgerliste / FDP hat es sich gelohnt, den ehemaligen Michendorfer FDP-Mann Hartmut Besch auf die Liste zu setzen. 835 Stimmen zog der langjährige Michendorfer Bürgermeister, fast ein Drittel aller Stimmen für seine Leute. Dank Besch hat man, wie die CDU, 5 Mandate in der neuen Vertretung. Demgegenüber konnte Susanne Melior zwar bei der Kreistagswahl für die SPD punkten. „Im Kreistag ist die Welt für Michendorf in Ordnung“, wie sie gestern anmerkte. Für die Gemeindevertretung hat den Sozialdemokraten ihre Popularität allerdings nicht geholfen, wobei es für Meliors eigenes Mandat reichte. Absolute CDU-Mehrheit Werder. Eine absolute Mehrheit haben sich die Christdemokraten in der Werderaner Stadtverordnetenversammlung gesichert. Sie errangen 48,6 Prozent und damit 14 der insgesamt der 28 Sitze. Mit der Bürgermeisterstimme und dem FDP-Abgeordneten Gerhard Opitz, der weiterhin als Hospitant in der CDU-Fraktion mitwirken möchte, ein Übergewicht von 16 Stimmen. Eine schlimme Wahlschlappe erlitt die Listenvereinigung von SPD und Bürgergemeinschaft Neues Werder (BGNW). Sie kam auf ganze 12,8 Prozent und 4 Sitze. Noch besser war die PDS, die mit 14,5 Prozent und 4 Sitzen den zweiten Platz belegte. Fast gleichauf mit den beiden etablierten Parteien liegt die Aktion Freie Bürger mit 12,3 Prozent und drei Sitzen. Jeweils einen Sitz bekommen die FDP mit 5,1 Prozent, die Bündnisgrünen mit 4 Prozent sowie der Bürgerbund Töplitz mit 2,5 Prozent. Gewinner der Wahl ist Bürgermeister Werner Große, der allein 4331 Stimmen für die CDU holte, sein Mandat als Stadtverordneter jedoch nicht selbst annimmt, weil er hauptamtlicher Bürgermeister mit Stimmrecht in der Stadtverordnetenversammlung bleibt. „Für mich ist das Wahlergebnis eine Bestätigung für die bisher geleistete Arbeit“, freute sich Große. Baldur Martin, der für die Freien Bürger die meisten Stimmen bekam, kritisierte die Kandidatur Großes. Viele Wähler hätten nicht gewusst, dass der Bürgermeister sein Mandat nicht annehmen kann und will, so Martin. Werders SPD-Chefin Jutta Bours-Wein sah mehrere Ursachen für das schlechte Abschneiden ihrer Partei. „Uns sind die Bundespolitik und die schlechte Wahlbeteiligung auf die Füße gefallen.“ Für die SPD werde es nun ganz schwer, eigene Akzente in der Stadtverordnetenversammlung zu setzen. Kein gutes Haar an UKB gelassen Beelitz. Alles andere als ein Freudenausbruch beim Beelitzer Bürgermeister Thomas Wardin (SPD): „Ich habe das Ergebnis zu akzeptieren“, beschreibt er gestern treffend die Lage. In der Spargelstadt wird das Regieren für ihn nicht leichter. Statt 9 sitzen nur noch sechs SPD-Vertreter in der Stadtverordnetenversammlung. Die Wardin sehr kritisch gesonnene CDU konnte mit den in ihre Liste integrierten „Bürgern für Beelitz“ 10 Mandate (bisher gemeinsam 6) erringen. Auch die PDS hat mit 5 Mandaten Zugewinne zu verzeichnen. Peter Koppenhagen bestätigte sich als Sympathieträger der Wähler: Mit 933 der Stimmen ließ er alle andere Kandidaten weit abgeschlagen hinter sich. Auf einen engen Verbund mit der PDS darf die Beelitzer SPD kaum rechnen. Denn die Lage in der Spargelregion stellt sich etwas exotischer dar, als das Gemüse vermuten lässt: Die Demokratischen Sozialisten waren in bisherigen Sachentscheidungen und den politischen Meinungsbildungsprozessen, besonders zum Thema Abwasserentsorgung durch die TAN, eher mit der CDU in einem Boot. „Wie bisher streben wir eine enge Zusammenarbeit mit CDU und UKB an“, sagt Peter Koppenhagen. Wie groß die Nähe zwischen den Dreien wirklich sein wird, bleibt abzuwarten. In einer in die Briefkästen verteilten „Schmähschrift“ am Donnerstag vor der Wahl hat die CDU weder an der SPD noch am UKB ein gutes Haar gelassen, nur die PDS kam bei der Abrechnung erstaunlich gut weg. CDU-Ortschef Mario Didschun: „Das Flugblatt kam bei den Leuten an.“ Er hofft, dass das UKB die Wahlkampfaussagen „nicht so krumm“ nimmt. Gleichmäßg verteilt Seddiner See. Fast lautlos lief der Wahlkampf in Seddiner See. Und doch hat sich mit dieser Wahl auch viel geändert. Dem Brandenburger Trend entsprechend konnte die CDU mit 31,6 Prozent Zugewinne verbuchen. 5 Sitze hat sie in der neuen Gemeindevertretung, zwei mehr als bisher. Der Grund ist womöglich die Auflösung der Freien Wählergemeinschaft: Sie war vor allem in Seddin tätig, doch keiner der drei Mandatsträger wollte die Arbeit fortsetzen, andere fanden sich nicht. Entgegen dem Trend konnte die SPD in Seddiner See einen Sitz in der Gemeindevertretung hinzugewinnen – was mit dem vorherigen, noch schlechteren Abschneiden zu tun hat. Mit 18 Prozent hat man jetzt 3 Sitze im Gemeindeparlament. Kathrin Menz sorgte mit vielen Wählerstimmen dafür, dass die PDS in Seddiner See die Muskeln spielen lassen kann: 4 Sitze, einer mehr als vor fünf Jahren. Und auch in Seddiner See besteht mit der Wählergemeinschaft weiter eine starke unabhängige Kraft. Bürgermeister Axel Zinke zeigt sich mit dem Ergebnis zu frieden. „Die Stimmen sind gleichmäßig verteilt, da wird es auch künftig um Sachpolitik gehen können“, hofft er.

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