Potsdam-Mittelmark: Die Kunst, fair zu fördern
Schwielowsee sucht nach Königsweg bei der Unterstützung seiner 60 Vereine
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Schwielowsee - Die Einen dürfen mietfrei die Sportstätten nutzen, andere erhalten regelmäßig Geld aus den Fonds der Ortsbeiräte. Dritte wiederum werden bei Jubiläen oder bei Bauvorhaben bezuschusst, während vierte – wie der Schwielowsee Tourismus e.V. – auf ihre überregionale Bedeutung verweisen können und eigene Haushaltsstellen haben. Auf gut 300 000 Euro pro Jahr lassen sich die freiwilligen Leistungen der Gemeinde Schwielowsee für ihre Vereine hochrechnen. Die Förderlandschaft ist vielfältig – aber ist sie auch gerecht? Diese Frage ist in der jüngsten Gemeindevertretersitzung aufgeworfen worden.
Anlass dazu gab ein Eilantrag des Männerchors „Einigkeit Caputh“, der seinen Übungsraum im hiesigen Bürgerhaus kostenlos nutzen möchte. Nachdem die Bergmann-Villa 2005 geschlossen werden musste, war der Verein ins Bürgerhaus gezogen, hat hier die Räume hergerichtet. Der Mietvertrag, laut dem nur Betriebskosten gezahlt werden musste – die Miete wurde mit den Arbeitsleistungen verrechnet – lief Anfang dieses Jahres aus. Seitdem mussten 133,86 Euro Warmmiete pro Monat gezahlt werden. Das konnte sich der Verein nicht leisten und beantragte 1 600 Euro vom Ortsbeirat. Die Zuwendung wurde bewilligt, die Forderungen abgedeckt – und der Verein damit indirekt gefördert.
Nun möchte der Männerchor aber generell mietfrei im Bürgerhaus proben, man sei nicht bereit und in der Lage, zwei Euro pro Quadratmeter Miete und einen Euro Betriebskosten zu bezahlen, hieß es in der Begründung. Die „Einigkeit“ verweist auf die Geltower Chöre Concordia und Cantabella, die das Dachgeschoss im ehemaligen Gemeindeamt in der Hauffstraße mietfrei nutzen. Diese Befreiung rührt aus Zeiten vor der Fusion 2003. Die damalige Gemeinde Geltow hatte die beiden Chöre von der Zahlung befreit, weil die das Dachgeschoss komplett in Eigenleistung ausgebaut hatten.
Eine Befreiung von allen Kosten sei nicht möglich, befand nun die Gemeindevertretung. „Wenn wir hier einen Präzedenzfall schaffen, stehen morgen sämtliche Vereine vor der Tür und möchten von den Mietkosten befreit werden“, so BBS–Fraktionsvorsitzender Jörg Steinbach. Im besten Falle könne man die Miete aussetzen, bis eine Lösung für alle gefunden worden ist. Dies war auch der Vorschlag der Verwaltung, und dem folgten fast alle Gemeindevertreter: Bis 30. Juni zahlt die „Einigkeit“ nur die Betriebskosten. Bis dahin soll die Nutzungsordnung für Gemeinderäume angepasst und generell ermittelt werden, wer wie gefördert wird. Diese Prüfung hatte unlängst auch der Finanzausschuss gefordert.
„Bei 60 Vereinen wird es schwierig, ein völliges Gleichgewicht hinzubekommen“, sagte CDU/FDP-Fraktionschef Heiko Hüller. Noch schwerer werde es, wenn die Gemeinde irgendwann nicht mehr die Töpfe der Ortsbeiräte mit 10 Euro pro Einwohner speisen kann. Man müsse über eine Grundförderung für alle nachdenken. Thomas Lähns
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