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Von Hagen Ludwig: Die Lösung liegt an der Wurzel
Forscher und Spargelbauern stellen sich dem Klimawandel und erproben innovative Bewässerungsmethode
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Beelitz - Ein Berliner Forscherteam und die Beelitzer Landwirte Buschmann & Winkelmann wollen jetzt gemeinsam neue Wege beim Spargelanbau gehen. Auf einer gut ein Hektar großen Versuchsfläche bei Beelitz-Schönefeld ist dieser Tage ein neues Feld mit einem unterirdischen Bewässungssystem angelegt worden. Hier wird nicht mehr von oben mit hohem Aufwand bewässert, sondern durch unterirdische Tröpfchengabe direkt an der Spargelwurzel. Ziel ist ein effizienter und ressourcenschonender Umgang mit Wasser. „Das ist unumgänglich angesichts zu erwartender Klimaveränderungen mit weniger Niederschlägen während der Vegetationsperiode, höheren Temperaturen und immer mehr extremen Wetterereignissen“, erklärte Projektmitarbeiter Thorsten Rocksch von der Humboldt-Universität Berlin gestern im Gespräch mit den PNN.
Vor zwei Jahren hatte der Spargelhof Buschmann & Winkelmann in Eigenregie erste kleine Flächen mit unterirdischer Bewässerung bei Klaistow angelegt. „Wir sind froh, dass wir jetzt die Unterstützung der Berliner Forscher bekommen“, sagt Spargelbauer Ernst August Winkelmann. Langfristig plane sein Betrieb den großflächigen Einsatz dieser neuen Anbaumethode. Die Erträge sollen auf diese Weise trotz veränderter Klimabedingungen gesichert und vielleicht sogar noch gesteigert werden.
Gesteuert wird die unterirdische Tröpfchenbewässerung mittels Tensiometern, die den genauen Feuchtigkeitsgrad im Boden der Spargelfelder messen. Vorgesehen ist, die Daten per Funk an einen Rechner zu übertragen, der dann automatisch die gezielte Bewässerung steuert. Dieses Verfahren werde laut Rocksch erstmals für den Spargel getestet. Bislang gab es etwas Ähnliches nur für andere Früchte, beispielsweise für Olivenbäume in Italien.
Die Spargel-Pilotanlage ist ein kleiner Mosaikstein von insgesamt 24 Teilprojekten eines „Innovationsnetzwerkes Klimaanpassung Berlin Brandenburg“ (Inka) unter Federführung des Leibniz-Zentrums für Agrarlandforschung in Müncheberg. Erklärtes Ziel des Inka-Projektes ist die Sicherung einer nachhaltigen Land- und Wassernutzung in der Region Berlin-Brandenburg. Angelegt ist es auf fünf Jahre, 18 Millionen Euro sollen insgesamt dafür eingesetzt werden. Der Förderanteil des Bundesforschungsministeriums beträgt 15 Million Euro. Netzwerkpartner sind Forschungseinrichtungen aus Berlin und Brandenburg sowie zahlreiche Interessenverbände und Wirtschaftsunternehmen.
Beim Spargelanbau sind in den vergangenen Jahren bereits viele Innovationen eingeführt worden. Bewährt hat sich bereits der Einsatz von Folie mit einer schwarzen und ein weißer Seite. Ist es zu kalt oder zu feucht, dreht der Landwirt die schwarze Seite über den Feldreihen nach oben – Licht und Wärme werden angezogen. Ist es zu warm, wird die Hitze von der weißen Seite abgewiesen. Auf diese Weise konnten auch auf dem Klaistower Spargelhof die diesjährigen Wetterkapriolen teilweise ausgeglichen werden. Winkelmann rechnet gegenüber dem Vorjahr mit einem Ertragsrückgang von etwa zehn Prozent. Das sei wirtschaftlich durchaus zu verkraften. Für die Bewässerung auf den trockenen und sandigen Böden haben die Landwirte bisher jedoch noch nach einer innovativen Methode gesucht. Direkt an der Wurzel könnte jetzt die Lösung liegen. Der Versuch auf den Beelitzer Spargelfeldern läuft bis Ende 2012.
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