Potsdam-Mittelmark: Die Nacht ist doch nicht zum Schlafen da
Ein Lkw-Fahrverbot in der Arthur-Scheunert-Allee wird immer unwahrscheinlicher – nun soll ein Autobahnschild etwas Abhilfe bringen
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Nuthetal - Magda Stache findet klare Worte für das, was vor ihrer Haustür passiert. „Das sind katastrophale Zustände“, sagte die Rehbrückerin gestern den PNN und meint damit den Lkw-Verkehr auf der Arthur-Scheunert-Allee. Knapp sechs Meter von der Straße entfernt steht ihr Haus, und Tag und Nacht hört und spürt sie, wenn ein Lkw von der nahen Autobahn in das anliegende Industriegebiet oder zurück fährt. Seit Jahren bemühen sich die Anwohner vergeblich um ein Nachtfahrverbot für die Laster. Wie PDS-Landespolitikerin Anita Tack in einer gestern Pressemitteilung erklärte, werden diese Bemühungen auch in Zukunft vergeblich bleiben.
In einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung hatte sich Tack über eine Verkehrszählung in der Arthur-Scheunert-Allee erkundigt. Am 9. August hatte der Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg innerhalb von 24 Stunden 14456 Fahrzeuge gezählt. 497 (3,44 Prozent) davon waren Lastkraftwagen. Pro Stunden donnern so im Schnitt 21 Lkw durch Rehbrücke.
Diese Zahlen waren die Grundlage für eine Berechnung der Lärmgrenzwerte in der Arthur-Scheunert-Allee. Wie Lothar Wiegand, Pressesprecher im Verkehrsministerium, gegenüber PNN erklärte, sei diese Berechnung ein standardisiertes und bundesweit genutztes Verfahren. Mit Hilfe bestimmter Formeln und durch Erfahrungswerte könne die Lärmbelastung sehr genau ermittelt werden. „Diese Ergebnisse sind anerkannt und gerichtsfest, da stellt sich niemand mehr mit einem Mikrofon an die Straße“, so Wiegand.
Für die Arthur-Scheunert-Allee ergab die Berechnung eine Lärmbelastung bei Nacht von 54,4 Dezibel und bei Tag von 63,1 Dezibel. Die „Lärmschutzrichtlinie“ sieht jedoch eine Überschreitung erst bei Werten nachts über 65 Dezibel und am Tage bei 75 Dezibel. Daraufhin lehnte der Landkreis Potsdam-Mittelmark als zuständige Behörde Ende September den Antrag auf Nachtfahrverbot ab. Bis zum 6. November konnte dagegen Widerspruch eingelegt werden, was die Rehbrücker getan haben.
Gesine Bürger von der mittelmärkischen Straßenbehörde liegt der Widerspruchsbescheid vor. Doch noch fehle die Begründung. Die werde später nachgereicht, da die Nachfragen an andere Behörden noch nicht beantwortet sind.
Ob der Widerspruch erfolgreich sein wird, ist auch für Magda Stache fraglich. So heißt es im Antwortschreiben der Landesregierung auf die Kleine Anfrage von Anita Tack, „dass diese Entscheidung des Landkreises Potsdam-Mittelmark rechtmäßig und daher nicht zu beanstanden ist“. Sollte der Widerspruch abgelehnt werden, besteht zwar immer noch die Möglichkeit einer Klage. Doch darüber will Magda Stache jetzt noch nicht nachdenken. Es gäbe auch einfachere Lösungen.
„Seit einem Jahr bitten wir darum, dass auf der Autobahn ein Schild angebracht wird, das die Lkw-Fahrer auf die Abfahrt Drewitz hinweist, die extra für den Schwerlastverkehr in das Gewerbegebiet ausgebaut wurde“, erregt sich Magda Stache. Doch weil man sich bisher nicht für einen Namen für das Gewerbegebiet entschieden habe, passiere überhaupt nichts.
Gesine Bürger bestätigt die langwierigen Querelen um eine Namensfindung für das Gewerbegebiet. Doch wie sie erst kürzlich erfuhr, soll es nun „Potsdam-Süd“ heißen. Ob das bald zu den entsprechenden Hinweisen auf der Autobahn führt, konnte sie nicht sagen. Schließlich arbeiten verschiedene Behörden an der Umsetzung dieses Vorhabens.
Für Magda Stache nur ein schwacher Trost. Seit der Einführung der Maut Anfang des Jahres habe der Lkw-Verkehr in der Arthur-Scheunert-Allee erheblich zugenommen. Ihr Haus zeige schon erste Risse im Fundament. Doch das wird kaum jemanden in den verantwortlichen Positionen interessieren, ist sie sich sicher. „Hier zählt nicht der Mensch, sondern nur Zahlen.“
Dirk Becker
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